Wie man ins Berghain kommt – ganz wissenschaftlich betrachtet

Stundenlang anstehen und nie genau wissen, ob es sich lohnt: Der Berliner Club ist berüchtigt für seine strenge Einlasspolitik. Nun hat eine Studie enthüllt, wie an der härtesten Tür der Stadt selektiert wird.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 1. Apr. 2025, 09:26 MESZ
Das Berghain und ein Teil der Schlange vor seiner Tür.

Für eine Nacht im Berghain kann man schon mal vier Stunden anstehen – ohne die Garantie, reinzukommen.

Foto von Lear 21 / Wikimedia Commons

Das Berghain gilt als der sagenumwobenste Club Berlins. International bekannt ist er nicht nur für seinen erstklassigen Techno, sondern auch für seine strenge Türpolitik. Jedes Wochenende versuchen Tausende ihr Glück an der ‚härtesten Tür der Stadt‘, Hunderte schaffen es nicht hinein. So bleibt das Berghain für viele ein Mythos. 

Nun hat ein internationales Forschungsteam untersucht, nach welchen Kriterien entschieden wird, wer reinkommt und wer nicht. Beteiligt waren unter anderem Wissenschaftler*innen der Freien Universität Berlin. Das paradoxe Ergebnis: Wer ins Berghain will, muss gleichzeitig hineinpassen – und herausstechen.

Wie wird entschieden, wer rein darf?

Laut der Studie, die in der Zeitschrift Journal of Marketing erschien, bedeutet das: Einerseits sollte man optisch zur Techno-Szene passen, andererseits muss man durch einen individuellen Kleidungsstil herausstechen. Daneben sind auch Charakter und Wissen entscheidend: „Kenntnisse der Berliner Techno-Kultur, die Art und Weise, wie man sich mit anderen in der Warteschlange unterhält, sowie sichtbare ‚Energie‘ und ‚Charisma‘ spielen [beim Einlass] eine entscheidende Rolle“, erklärt Dr. Tim Hill, Senior Lecturer in Marketing an der School of Management der University of Bath, der an der Studie beteiligt war. Viele Berliner Clubs würden sogar Überwachungskameras nutzen, um das Verhalten der Wartenden zu analysieren.

Trommelnde Menschen.

Es gibt allerdings auch Faktoren, auf die Berghain-Anwärter*innen keinen Einfluss haben. Unter anderem wird das ‚Herausstechen‘ einer Person daran gemessen, ob sie zur Diversität des Publikums im Club zum jeweiligen Zeitpunkt beitragen kann. Ist ein Merkmal gerade unterrepräsentiert – zum Beispiel Hautfarbe, Alter, Sexualität oder Geschlechtsidentität –, stehen die Chancen auf Einlass besser, wenn man es repräsentiert. 

Die Auswahl beginnt lange vor der Clubtür

Für die Studie führten die Wissenschaftler*innen 38 Interviews mit Berliner Selekteur*innen, Clubbesitzer*innen, Veranstalter*innen, DJs, Sicherheitskräften und Gästen – unter anderem vom Berghain. Sie analysierten Presse- und Archivmaterial, darunter die Dokumentation „Berlin Bouncer“. Zusätzlich durften sie eine Nacht lang den Selektionsprozess eines renommierten Clubs beobachten.

Das Ergebnis: Die Selektion der Berliner Techno-Clubs erfolgt in drei Stufen. Neben der kuratierten Auswahl von Personen an der Tür und dem Geheimnis um den Selektionsprozess gibt es noch eine dritte Komponente: die gezielte Ansprache bestimmter Gruppen, die zum Konzept des Abends passen. Das passiert häufig bereits im Voraus – über die Namen der Events, Dresscodes, Telegram-Gruppen oder kryptische Social-Media-Posts. 

Warum wird in Berliner Clubs selektiert?

Laut der Studie wird in Berliner Techno-Clubs selektiert, damit die Orte Safe Spaces bleiben – Räume, in denen sich marginalisierte Gruppen sicher fühlen können. Die gezielte Auswahl stärke eine diverse Gemeinschaft und fördere das gemeinsame Erlebnis, so Hill. 

Letztlich bleibt die Türpolitik in vielen dieser Clubs – besonders im Berghain – unberechenbar. Die Selekteur*innen reagieren permanent auf die sich stetig ändernde Dynamik der bereits Anwesenden. Garantierten Einlass gibt es also nicht – es sei denn, man steht auf der Gästeliste. 

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