Final Countdown für die Liebe: Wann die Trennung unausweichlich wird
Mit der Zeit nimmt die Zufriedenheit in einer Beziehung ab. Diese Entwicklung folgt laut einer neuen Studie einem klaren Muster. Welches das ist und wie der Anfang vom Ende vermieden werden kann.

Irgendwann hat man sich einfach nichts mehr zu sagen. Wenn die Zufriedenheit in der Beziehung diesen Tiefpunkt erreicht hat, ist es unwahrscheinlich, dass sie noch zu retten ist.
Wenn die Schmetterlinge im Bauch Salti schlagen und man nur noch diesen einen Menschen im Kopf hat, mit dem man am liebsten jede Sekunde verbringen möchte, ist klar: man ist verliebt. Doch während der Beginn einer Liebe wie eine Naturgewalt über einen einbricht, verläuft ihr Ende meistens stiller. Oft ist es ein langer, schleichender Prozess, in dem sich die anfängliche Euphorie mehr und mehr in Unzufriedenheit verwandelt – bis schließlich die Trennung kommt.
Beziehungsende kommt in zwei Phasen
Eine Paarbeziehung ist also nicht plötzlich einfach vorbei. Stattdessen zeichnet sich das Ende bereits ein bis zwei Jahre vor der finalen Trennung ab – und das relativ deutlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die nun im Journal of Personality and Social Psychology erschienen ist. Ihr zufolge verläuft der Trennungsprozess in zwei Phasen, wobei die erste in einem Wendepunkt gipfelt – einem Point of no Return, der die zweite Phase einleitet, in der das Ende der Beziehung nicht mehr verhindert werden kann.
Für ihre Studie haben Janina Bühler, Persönlichkeitspsychologin an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, und Ulrich Orth, Entwicklungspsychologe an der Universität Bern, vier repräsentative Erhebungen aus Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden ausgewertet. Teilnehmende wurden über unterschiedliche Zeiträume – von 12 bis 21 Jahre – regelmäßig zu ihrer Beziehungszufriedenheit befragt. Insgesamt umfassen die Datensätze Informationen von 11.295 Personen, deren Partnerschaften in die Brüche gingen. Zusätzlich gab es eine vergleichbar große Kontrollgruppe, in der sich die Befragten nicht getrennt haben.
„Um sich auflösende Partnerschaften besser zu verstehen, haben wir deren Entwicklung vom Ende her betrachtet“, sagt Bühler. Durch die lange Dauer der Befragung war es möglich, das konkrete Maß der Beziehungszufriedenheit zu verschiedenen Zeitpunkten zu ermitteln – weit bevor die Teilnehmenden sich darüber bewusst waren, dass sie auf eine Trennung zusteuern. Dabei zeichnete sich bei allen Paaren, die schließlich auseinandergingen, dasselbe Muster ab.
Nach dem Transitionspunkt ist nichts mehr zu retten
Die Studie zeigt, dass die Beziehungen zunächst in eine sogenannte präterminale Phase eintreten, in der die Beziehungszufriedenheit über mehrere Jahre leicht aber konstant absinkt. Irgendwann wird ein Transitionspunkt erreicht, an dem es in der bis dahin linearen Entwicklung einen Knick gibt. Mit ihm beginnt die Talfahrt: Über sieben bis 28 Monate – durchschnittlich ein bis zwei Jahre – nimmt die Beziehungszufriedenheit rapide ab. „Ist diese terminale Phase erreicht, kommt es später ausnahmslos zur Trennung“, so Bühler. „Das sehen wir daran, dass nur die Trennungsgruppe, aber nicht die Kontrollgruppe diese Endphase erreicht.“

Das Ende einer Beziehung, ganz nüchtern betrachtet: Dieser Graph zeigt, wie die Beziehungszufriedenheit erst über Jahre moderat abnimmt. Dann kommt der Transitionspunkt und es geht schnell und unabwendbar bergab.
Bühler und Orth haben außerdem festgestellt, dass die Partner die Phasen nicht synchron durchlaufen. Die Person, die sich schließlich trennt, ist meistens schon früher mit der Beziehung unzufrieden, als der oder die Verlassene.
Paartherapie: besser früher als zu spät
„Paare gehen also durch verschiedene Phasen hindurch“, sagt Bühler. „Sie trennen sich in der Regel nicht von heute auf morgen, und diese Phasen werden von beiden Partnern unterschiedlich erlebt.“ Im Grunde ist das eine gute Nachricht, denn die präterminale Phase verschafft einem Zeit, in der man Schritte unternehmen kann, um die Beziehung zu retten.
Häufig suchen Paare aber erst dann Hilfe, wenn der Wendepunkt bereits erreicht und das Ende unausweichlich geworden ist. Darum ist es laut Bühler so wichtig, die Muster zu erkennen, die die Studie aufzeigt. „Wenn sich die Partner in der präterminalen Phase befinden, noch bevor es steil bergab geht, können Bemühungen zur Verbesserung der Beziehung effektiver sein und eine Trennung kann vielleicht verhindert werden", sagt sie.
Übrigens gibt es zwei kritische Zeiträume, in denen die Zufriedenheit in einer Liebesbeziehung besonders stark abnimmt. Der erste wird bereits im ersten Jahr des Zusammenseins erreicht, ein weiterer Tiefpunkt tritt oft nach zehn Jahren ein. Um diese – und andere Täler – zu überstehen, sollten Partner, sobald sie eine negative Entwicklung der Beziehungszufriedenheit bemerken, eine Paartherapie besuchen. Denn so lange man noch etwas hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt, stehen die Chancen gut, dass die Liebe siegt.
