Warum manche Menschen ewig single sind
Noch nie in einer Beziehung: Menschen, die schon ihr Leben lang single sind, unterscheiden sich in ihrer Persönlichkeit von Menschen in Beziehungen.
Mehr als jede*r dritte Deutsche zwischen 18 und 69 Jahren war im Jahr 2023 single, heißt es in einer repräsentativen Studie der Dating-Plattform ElitePartner. Manche Menschen bleiben sogar ihr Leben lang allein – oft ungewollt.
Warum das so sein könnte, haben nun Forschende der US-amerikanischen Association of Psychological Science untersucht. In einem Vergleich von Lebenslang-Singles mit Paaren haben sie herausgefunden, welche Persönlichkeitsmerkmale dafür verantwortlich sein könnten, dass manche Personen allein bleiben, während andere in langfristigen Beziehungen stecken.
Lebenslange Singles haben andere Persönlichkeitsmerkmale
Für die Studie, die in der Zeitschrift Psychological Science erschien, befragte das Forschungsteam 77.000 Personen im Alter von über 50 Jahren aus 27 europäischen Ländern. Es ist die erste Studie dieser Art, die gezielt lebenslang Alleinstehende aus verschiedenen Kulturen untersuchte. Diese wurden mit liierten Personen hinsichtlich ihrer Lebenszufriedenheit und der Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale (Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus) verglichen.
Das Ergebnis: Lebenslange Singles hatten nicht nur niedrigere Werte bei der Lebenszufriedenheit, sondern waren auch weniger extravertiert, weniger gewissenhaft und weniger offen für Erfahrungen als aktuell liierte Personen und Menschen, die schon einmal in einer ernsthaften Beziehung waren. Nach dem Persönlichkeitsmodell der Big Five würde das bedeuten: Ewig Alleinstehende verbringen gerne Zeit allein, sind insgesamt unabhängiger und auch zurückhaltender in sozialen Interaktionen. Sie bevorzugen Altbekanntes anstelle des Neuen und sind häufig spontan oder weniger zuverlässig.
Warum ist jemand für immer solo?
Liegt es also an den Persönlichkeitsmerkmalen, ob jemand sein Leben lang single ist? Oder ändern langfristige Beziehungen einfach die Persönlichkeitsmerkmale von Menschen? Die Studie deutet darauf hin, dass ersteres der Fall sein könnte. „Menschen, die extravertierter sind, gehen eher eine Beziehung ein“, sagt Julia Stern, eine der Hauptautorinnen der Studie und Psychologin an der Universität Bremen. Trotzdem gebe es selbstverständlich sowohl introvertierte Personen in festen Beziehungen als auch extravertierte Singles, so die Wissenschaftlerin. Die Studie bilde nur Durchschnittswerte ab.
Wie zufrieden jemand mit seinem Single-Dasein war, unterschied sich je nach Geschlecht, Alter und Herkunftsland. Single-Frauen waren beispielsweise zufriedener als Single-Männer und ältere Alleinstehende zufriedener als solche mittleren Alters. Besonders beeinträchtigt in ihrer Lebenszufriedenheit waren Singles in Ländern mit hohen Heiratsraten, zum Beispiel in Südeuropa.
Ohne Partner*in im Alter: Programme gegen Einsamkeit
Egal wie extravertiert, offen oder gewissenhaft – die Studie unterstreicht, was schon frühere Studien zeigen konnten: Singlesein beeinflusst die allgemeine Gesundheit und Sterblichkeit auf Dauer negativ. Vor allem lebenslange Singles bräuchten deshalb mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Dazu schlägt Stern Programme vor, die Einsamkeit verhindern sollen, indem sie Persönlichkeitsmerkmale berücksichtigen und älteren Singles so helfen, gleichgesinnte Menschen kennenzulernen.
