Die ersten Nationalparks der Welt

Was können uns diese historisch bedeutsamen Ökosysteme heutzutage über unser Verhältnis zum Naturschutz lehren?

Von Christina Djossa
Veröffentlicht am 17. Sept. 2018, 14:00 MESZ
Trotz Budgetkürzungen und Waldbränden fesselt die Schönheit des Yellowstone-Nationalparks weltweit noch immer Millionen von Menschen.
Trotz Budgetkürzungen und Waldbränden fesselt die Schönheit des Yellowstone-Nationalparks weltweit noch immer Millionen von Menschen.
Foto von Cagan H. Sekercioglu, National Geographic Creative

Im Jahr 1872 begann mit der Gründung des Yellowstone-Nationalparks etwas, das es in den USA in dieser Form zuvor noch nie gegeben hatte. Es war der erste Park dieser Art in ganz Nordamerika, und er wurde ein Vorreiter für den landesweiten Erhalt der Artenvielfalt und Kulturgeschichte. (Der Yellowstone gilt zwar auch als der erste Nationalpark der Welt, war allerdings nicht das erste Natur- und Landschaftsschutzgebiet.) Die Parks in den USA sind aber weder die ersten, noch die einzigen, die derartiges geleistet haben. Die ältesten Nationalparks jedes Kontinents haben ihre ganz eigenen Geschichten, an denen sich die komplizierte Beziehung der Menschen zum öffentlichen Naturschutz ablesen lässt.

Mit seinen gewaltigen Vulkanen und fruchtbaren Regenwäldern ist der Nationalpark Virunga – Afrikas ältester Nationalpark – für seine erfolgreichen Artenschutzbemühungen bekannt, von denen allen Widrigkeiten zum Trotz vor allem die Berggorillas profitiert haben.
Foto von Chris Schmid, National Geographic Creative

Nationalpark Virunga, Demokratische Republik Kongo 

1925 hatte der Virunga-Nationalpark noch einen anderen Namen: Albert-Nationalpark. Der Kolonialherrscher König Albert I. von Belgien etablierte den Park, um die Berggorillas in den Wäldern des Virunga-Massivs zu schützen. Nachdem das Land im Jahr 1969 seine Unabhängigkeit erlangt hatte, wurde der 7.835 Quadratkilometer große Park zum Nationalpark Virunga umbenannt. Durch gemeinsame Artenschutzinitiativen mit den lokalen Gemeinden stieg die Berggorillapopulation von nur noch 254 Tieren wieder auf etwa 1.000 Tiere im Jahr 2018 an. Der jahrelange Bürgerkrieg, die Wilderei, der Handel mit Holzkohle und das unbefugte Eindringen in den Park bedrohen jedoch dessen 607 Vogel- und 218 Säugetierarten sowie die Menschen, die dort leben.

Tödliche Angriffe auf Parkranger, Entführungen von Touristen und eine Zunahme an zivilen Konflikten haben die Virunga Foundation dazu genötigt, den Park bis auf Weiteres zu schließen. 

Naturpark Bogd Khan Uul 

Der Berg Bogd Khan, was sich grob als „heiliger König“ übersetzen lässt, gilt vielen Mongolen als heilig. Reiseunternehmen bieten Wanderungen, Fahrradtouren und Besuche in nahegelegenen Klöstern an.
Foto von Kraig Lieb, Alamy Stock Photo

Seit dem 14. Jahrhundert gilt der Bogd Khan als einer der heiligsten Berge der Mongolei. Auch heute noch ist er unter Buddhisten ein beliebtes Pilgerziel. Im Jahr 1778 bat der Gouverneur der heutigen Hauptstadt den Kaiser Qianlong darum, zwei Gedenkfeiern pro Jahr zu erlauben, was dieser gestattete. Die Qing-Dynastie erklärte den Bogd Khan 1783 zu einem geschützten Ort. Seither haben seine Nadelwälder, der gefährdete Bestand an Moschustieren und andere Wildtiere politische Unruhen überlebt, die bis in die Neunzigerjahre andauerten. 1996 erklärte die UNESCO das Gebiet zum Biosphärenreservat. Aber trotz oder gerade aufgrund seines besonderen Status werden steigende Touristenzahlen, Müll und Infrastrukturprojekte für den Park immer mehr zu Umweltproblemen. 

Royal-Nationalpark, Australien

Dieser Küstenbereich hält neben atemberaubenden Landschaften auch zahlreiche kulturhistorische Schätze bereit, darunter eine lange Besiedlungsgeschichte, die bis zu den Aborigines zurückreicht. Innerhalb der Öffnungszeiten, die im Normalfall von 7:00 Uhr bis 20:30 Uhr gehen, können Besucher dort grillen, campen, wandern und vieles mehr.
Foto von Chris Jones, Alamy Stock Photo

Dieser etwa 151 Quadratkilometer große Park beherbergt spektakuläre Küstenklippen, seltene Vogelarten und bildschöne Lagunen. Bevor er zu Ehren von Königin Elisabeth II. zum Royal-Nationalpark umbenannt wurde, lautete sein Name einfach nur National Park. Jahrhunderte zuvor wohnte dort der Aborigine-Clan der Gweagal. 1879 etablierte Sir John Robertson, der damalige Premier von New South Wales, den Park im Zuge einer Reihe von Bodenreformen. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs das Gebiet auf das Doppelte seiner ursprünglichen Größe an. Allerdings wurden dort auch Bäume gefällt und kleine Siedlungen gegründet. Mittlerweile bedrohen nicht nur Waldbrände, sondern auch Budgetkürzungen einen der wichtigsten Parks der australischen Geschichte. 

Nationalpark Sarek, Schweden

Der Nationalpark Sarek war der Vorreiter der europäischen Parkbewegung. Trotz seiner langen Geschichte versucht die Regierung nach wie vor, den Schutz der Biodiversität und die Lebensweise der indigenen Sami dort unter einen Hut zu bringen.
Foto von Erland Haarberg, National Geographic Creative

Mit mehr als 100 Gletschern und Tausenden von Elchen ist Schwedens Nationalpark Sarek ein wahres Juwel der tierischen und pflanzlichen Artenvielfalt. Der schwedische Forscher und Entdecker Adolf Erik Nordenskiöld machte sich schon im 19. Jahrhundert sorgen um den negativen Einfluss des Menschen auf die Natur. Er schlug die Gründung von Nationalparks vor, was das schwedische Parlament schlussendlich dazu motivierte, im Jahr 1909 den allerersten Nationalpark Europas zu etablieren. Schon lange bevor der Nationalpark Sarek seinen Status erhielt, wohnten die Sami auf diesem Gebiet. Als der Park jedoch unter die Kontrolle der Regierung fiel, stritten die Schweden und die Sami über die Nutzung des Landes und seiner Rohstoffe. Mitte des 20. Jahrhundert bedrohte der Bau von Wasserkraftwerken den Park. Mittlerweile gibt es aber Schutzmaßnahmen, die weitere Bauprojekte verhindern.

Yellowstone-Nationalpark, USA 

Von seinen Wölfen bis zu den Geysiren bietet der Yellowstone-Nationalpark versteckte Wunder, die man in ihrer Gesamtheit nirgendwo sonst auf der Welt erleben kann. Die Etablierung des Schutzgebietes durch den Präsidenten Ulysses S. Grant im Jahr 1872 war ein großer Erfolg für frühe Naturschützer und trug zur weltweit wachsenden Zahl von Nationalparks bei. Wie viele solcher Parks wurde auch der Yellowstone Ende des 19. Jahrhunderts durch illegale Abholzung und Wilderei bedroht, bis der Kongress strengere Schutzmaßnahmen erließ. Aber auch heutzutage hat der Yellowstone noch seine Probleme, darunter eine überbordende Population von Bisons, Waldbrände und Budgetkürzungen. Dennoch treibt der Park seine Initiativen für bessere Inklusion und Barrierefreiheit voran. 

Nationalpark Nahuel Huapí, Argentinien

Mehr als ein Jahrhundert nach seiner Gründung spielt der nachhaltige Ökotourismus für diesen Park noch immer eine wichtige Rolle. Besonders für Wanderer gibt es dort viel zu entdecken. Auf der offiziellen Webseite der Regierung kann man sich für eine Besuchserlaubnis registrieren.
Foto von Peter Bohler, Redux

Tief im Norden Patagoniens befinden sich auf 712.160 Hektar geschützten Landes gewaltige Gebirgsausläufer und Gletscher. In den 1880ern half der Entdecker Francisco Pascasio Moreno der argentinischen Regierung in diesem Gebiet bei der Landvermessung. Im Jahre 1903 schenkte er der Regierung einen Teil des Landes mit dem Wunsch, dass daraus ein Nationalpark entstehen soll. 1934 wurde Morenos Wunsch schließlich Realität. Schon früh in der Geschichte des Parks legten die Regierungsvertreter Wert auf den Bau einer Infrastruktur für Ökotourismus, um illegale Fischerei, Wilderei und Abholzung zu bekämpfen und gleichzeitig die lokalen Gemeinden im Umkreis zu unterstützen. 

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht. 

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