Lana Tannir sitzt mit ihrer Kamera auf einem Expeditionsboot, im Hintergrund sind Eisberge zu sehen.

5 Fragen an National Geographic-Fotografin Lana Tannir

Komplexe Forschung verstehen nicht alle, Bilder schon, sagt Lana Tannir. Die Biologin und Naturfotografin gibt uns in unserer Reihe „5 Fragen an“ Antworten über sich und ihre Arbeit.
Von Nina Piatscheck
bilder von Lana Tannir
Veröffentlicht am 31. Jan. 2025, 12:52 MEZ

Wenn Lana Tannir kurz erklären will, was sie macht, sagt sie: Geschichten erzählen. Die 34-Jährige Fotografin hat erst Film, dann Biologie studiert. Heute arbeitet sie als Fotojournalistin und Tierschützerin, und will in diesem Rahmen auf die Probleme unseres Planeten aufmerksam machen. „Ich habe schon als Kind Theater gespielt und Geschichten erzählt. Heute erzähle ich am liebsten mit Bildern”, sagt Tannir.

2021 wurde Tannir von nationalgeographic.de zu einer der Newcomer*innen des Jahres gekürt. Seit 2022 hat die gebürtige Kroatin ein Stipendium von National Geographic und dokumentiert in diesem Rahmen das Leben der Schweinswale in der Nordsee. Überhaupt haben Tiere, die am und im Meer leben, es ihr besonders angetan. Dabei lebt sie eigentlich eher nahe der Berge – in München.

Wie kamst du zum Fotografieren?

Lana Tannir: Ich bin außerhalb von München aufgewachsen, auf dem Land, und habe schon früh eine enge Verbindung zur Natur aufgebaut. Meine Mutter hat immer viele Bücher über ferne Länder und fremde Tiere mit mir gelesen – und ich habe die Tierwelten von Bambi und König der Löwen geliebt. Inspiriert von den Geschichten, wollte ich meine eigenen erzählen. Mit 14 habe ich dann meine erste Kamera in der Hand gehalten und Kurzfilme in der Natur gedreht, um meine Ideen umzusetzen. Insgesamt hat mein Werdegang viel mit Büchern und Geschichten zu tun. Auch, dass ich jetzt so viel im kalten Norden fotografiere: Dazu inspiriert hat mich His Dark Materials von Philip Pullman. Als ich von den Polarlichtern gelesen habe, wollte ich sie unbedingt sehen. Mit 24 war es dann das erste Mal soweit: In Lappland habe ich sie live erlebt, bei -30 Grad. Seitdem fasziniert mich alles dort oben, ob Tiere, Licht oder Landschaft.  

Welches Bild war besonders wichtig für deinen Werdegang?

Ich war 2020 für NGOs auf Helgoland, um dort Robben zu fotografieren. Dort sah ich die Basstölpel, die wirklich stark unter Meeresmüll litten. Das hat viel in mir ausgelöst. Ein Bild, das ich von einem der Vögel mit einer blauen Plastikschnur im Schnabel gemacht hatte, bekam dann viel Aufmerksamkeit – und ich meine erste Veröffentlichung in der deutschen Ausgabe von National Geographic.

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Warum bist du hauptberuflich Fotografin geworden?

Es ist das Gefühl, dass man mit Bildern etwas erreichen kann. In der Wissenschaft gibt es eine Kluft: Komplexe Forschung versteht nicht jeder, ein Bild schon. Fotografie ist im Naturschutz also ein entscheidender Vermittler, um Probleme einfach sichtbar zu machen. Das liebe ich: Ein Foto kann Neugier wecken, Mitgefühl hervorrufen und zum Handeln anregen – für Arten und Umweltprobleme, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte.

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    Was war dein schlimmstes Erlebnis als Fotografin?

    Das war 2015 in der Mongolei – dort lebte ich eine Zeit in einer Jurte in der Steppe, um das Leben von Kindern in einem Waisenhaus zu dokumentieren. Kurz vor meiner Heimreise wurde ich schwer krank, musste ins Krankenhaus und schließlich drei Tage später einen 33-stündigen Rückflug nach München antreten. Das war eine Erfahrung, die ich nicht so schnell vergessen werde. 

    Gibt es etwas, das du unbedingt noch fotografieren willst oder ein Projekt, das du gerne umsetzen willst?

    Im Rahmen meines Mentorings als Mitglied der International League of Conservation Photographers, also iLCP, habe ich mir dieses Jahr vorgenommen, fotografisch zu experimentieren, mit unterschiedlichen Techniken zu arbeiten und mir die Freiheit zu erlauben, mehr Risiken einzugehen – Risiken, die bei Fotoaufträgen oft nicht möglich sind. Mein langfristiges Ziel ist ein Fotobuch mit verschiedenen Geschichten.

    In unserer Reihe „5 Fragen an” stellen wir spannende Fotograf*innen und Forscher*innen in den Fokus. 

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