Großes römisches Mosaik bei Ausgrabungen in England entdeckt

Das farbenfrohe, kunstvolle Mosaik zählt zu den größten archäologischen Funden der Region in den letzten Jahrzehnten.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:42 MEZ
Großes römisches Mosaik in England ausgegraben

Die Ausgrabungssaison näherte sich gerade ihrem Ende, als Amateurarchäologen im Südosten Englands eine ihrer bisher wichtigsten Entdeckungen machten: ein römisches Mosaik, das mehr als 1.000 Jahre alt ist.

Seit 2015 arbeiten sowohl professionelle Archäologen als auch begeisterte Amateurarchäologen an der Grabung, die vom Boxford History Project und der Berkshire Archaeological Research Group geleitet wird. Bei ihrer Arbeit hatte sich das Team auf drei römische Stätten in der Nähe des kleinen Dorfes Boxford konzentriert.

Aber als die ersten kräftigen Farben des Mosaiks durch den Boden der Grabungsstätte erkennbar waren, „hat es mir die Sprache verschlagen“, sagte die Leiterin des Boxford History Project, Joy Appleton, in einem Interview mit der „New York Times“.

Anthony Beeson, ein Mitglied der Gesellschaft für römische Archäologie, hielt das Ganze ursprünglich für eine Falschmeldung.

“Es war so anders als alles, was wir in diesem Land je gefunden haben”, sagte er in einem Interview mit “Live Science”.

Zum Glück stellte sich das Mosaik nicht als Falschmeldung heraus, sondern als ein Artefakt, das einen Einblick in ein England unter der Herrschaft des alten Roms gewährte.

Das Mosaik selbst ist mehr als fünf Meter lang. Bisher wurde nur eine Seite freigelegt, die aber bereits Figuren und Ungeheuer aus der römisch-griechischen Mythologie erkennen lässt. Erste Untersuchungen der dargestellten Szene haben offenbart, dass es sich um die mythologische Figur Bellerophon am Hofe von Iobates oder Proteus handelt.

Am Fuße des Mosaiks ist eine Chimäre erkennbar. Das mythische Mischwesen hatte den Kopf eines Löwen, den Körper einer Ziege, den Schwanz einer Schlange und spie Feuer. Den griechischen Legenden zufolge wurde Bellerophon losgeschickt, die Chimäre zu töten. Die dargestellte Szene zeigt die Bestie vor dem Angriff.

Das Mosaik könnte auch den griechischen Helden Herkules zeigen, der mit einem Zentauren kämpft.

Laut Neil Holbrook, einem Experten für das alte Rom, handelt es sich um eines der bedeutendsten Mosaike, die in England bisher gefunden wurden.

“Es ist nicht nur ein großartiges neues Stück römischer Kunst in England, es erzählt uns auch etwas über die Lebensweise und die sozialen Ambitionen des Eigentümers der Villa Boxford“, sagte er in einer Stellungnahme. Der Villenbesitzer war laut Holbrook wahrscheinlich ein Einheimischer, der eine enge Bindung zu den Römern aufbauen wollte. Indem er ein Mosaik mit römischer Ikonografie in Auftrag gab, wollte er womöglich zu erkennen geben, dass er dazu bereit war, die Regierung der römischen Besatzer in England zu akzeptieren.

Das Römische Reich fiel im Jahr 43 in das alte England ein und besetzte die Region bis in Jahr 410. Während dieser Zeit wurde England zu einer der westlichen Grenzen des großen Imperiums und eine Reihe repräsentativer Villen wurde um ganzen Land gebaut. Bisher wurden in England diverse, unterschiedlich gut erhaltene Mosaike von unterschiedlicher Qualität gefunden. Die Archäologen in Boxford sagen aber, dass ihr aktueller Fund nicht nur aufgrund seines unversehrten Zustandes bedeutend ist, sondern auch, weil er etwas über die Bewohner der Villa erzählt.

In einer Pressemitteilung von Cotsworld Archaeology – eine der Organisationen, welche die Ausgrabung unterstützten – wurde erklärt, dass sich an der Grabungsstätte einst wahrscheinlich eine mittelgroße Villa mit einer Reihe angrenzender Räume befunden hatte. Die Organisation glaubt, dass das Mosaik und ein Bad mit einem Kaltwasserbecken später hinzugefügt wurden.

Auch wenn das Mosaik der aufregendste Fund in diesem Jahr war, ist es nicht das einzige Artefakt, welches bei dieser Ausgrabung entdeckt wurde. Anfang des Jahres fand das Team das Armband eines Kindes und einige Münzen. Die freiwilligen archäologischen Helfer entdecken zudem etwas, das ihren Vermutungen zufolge eine Scheune und ein Tor zu einem Innenhof gewesen sein könnte.

Für dieses Jahr sind die Ausgrabungen beendet, aber ein Team aus Archäologen und interessierten Helfern will nächstes Jahr zurückkehren, um hoffentlich noch weitere Überreste dieser alten Gesellschaft auszugraben.

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