10-Jähriger entdeckt seltenes „Echsenfisch“-Fossil

Das seltene Fossil könnte einen Einblick in die Anpassung von Fischen auf ein sich veränderndes Klima liefern.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 6. Feb. 2018, 11:47 MEZ, Aktualisiert am 23. Sept. 2021, 10:11 MESZ
Eine künstlerische Darstellung des Fischs in seiner Umgebung, zusammen mit anderen Tieren wie Ammoniten und Krebstieren, die in derselben Region gefunden wurden.
Courtesy Oksana Vernygora

Im Jahr 2015 entdeckte ein neugieriger Zehnjähriger bei einer Besichtigung eines kolumbianischen Klosters etwas Ungewöhnliches zu seinen Füßen.

In den Natursteinplatten am Boden schien der Abdruck eines Fischskeletts eingeprägt zu sein. Er machte ein Foto davon und brachte es ein paar Tage später in ein paläontologisches Forschungszentrum in der Nähe. Dort konnten ihm die Wissenschaftler mit großer Sicherheit bestätigen, dass er ein Fossil entdeckt hatte. Sie benachrichtigten ihre Kollegen von der Universität von Alberta und konnten in Zusammenarbeit herausfinden, dass der Junge eine urzeitliche Gruppe von Fischen entdeckt hatte, die in Amerika bisher noch nicht dokumentiert war.

„Wir sehen hier, dass die Tropen ein Sammelbecken voller Tiere waren, die dort lebten“, sagt Oksana Vernygora, die Doktorandin, die die Studie geleitet hat. „Wir müssen nur hingehen und sie erkunden.“

Zwei Seiten des neu entdeckten Fischfossils. Die zwei Gegenstücke sind in den Natursteinplatten des Klosters gut erkennbar.
Courtesy Oksana Vernygora

Ihre Ergebnisse wurden am 31. Januar 2018 im „Journal of Systematic Palaeontology“ veröffentlicht.

Die Entdeckung

Das kolumbianische Kloster La Candelaria befindet sich etwa eine Autostunde von der Stadt Ráquira entfernt. Der Komplex aus dem 17. Jahrhundert besteht aus einer Kapelle, einem kleinen Museum, einem Innenhof und einer Höhle, in der die Augustinermönche, die das Kloster gegründet haben, lebten (mittlerweile gibt es auch ein Hotel für Touristen).

Vor etwa 20 Jahren begann man mit dem Bau der Fußwege durch das Kloster und ließ dafür Steine aus einem kleinen Steinbruch in den Anden anliefern, der etwa eine halbe Stunde entfernt liegt. Der Steinbruch war speziell für den Abbau von Material für das Bauvorhaben eröffnet worden und wurde nach Abschluss der Arbeiten direkt wieder geschlossen. Die Forscher der Universität von Alberta konnte die Steine bis zu diesem Steinbruch zurückverfolgen.

„Das Fossil befand sich völlig außerhalb seines Kontexts“, sagt der Co-Autor der Studie Javier Luque. „Wir kannten den Steinbruch nicht.“

Da es mittlerweile ein paläontologisches Interesse an den Steinen dieses Steinbruchs gibt, dürfen die Forscher ihn nun auch betreten.

Zecke in Bernstein trank Saurierblut
Zecken sind an Hunden nichts Ungewöhnliches, aber sie saugten auch an mittlerweile ausgestorbenen Tieren: Dinosauriern. Wissenschaftler entdeckten eine Dinosaurierfeder in einem Bernsteinstück aus der Kreidezeit. Darin befand sich auch eine Zecke. Es ist der erste direkte Beweis dafür, dass Zecken auch Dinosaurier und prähistorische Vögel befielen. Eine der Zecken enthielt zum Todeszeitpunkt Blut, aber es gibt kaum Chancen, daraus DNA von Dinosauriern zu extrahieren.

Der „Echsenfisch“

Die Fischart trägt den wissenschaftlichen Namen Candelarihynchus padillai und wurde nach dem Kloster, in dem sie gefunden wurde, und dem griechischen Wort für „Nase“ benannt. Es handelt sich um einen schlanken, etwa 40 Zentimeter langen Fisch mit einem langen Maul und kleinen Zähnen. Er schwamm während der späten Kreidezeit vor etwa 90 Millionen Jahren in den stürmischen Gewässern Südamerikas umher und ernährte sich von kleinen Krebstieren, Larven und Weichtieren.

Der Fisch hat kein modernes Pendant, mit dem er sich gut vergleichen ließe, aber er legte auf seinen Reisen wohl große Entfernungen zurück und sah den heutigen Barrakudas ähnlich.

Es ist das erste Fossil seiner Art, das man in Südamerika gefunden hat – und es ist fast perfekt erhalten. Dank seiner flachen Beschaffenheit verkraftete es die zahlreichen Besucher recht gut, die im Laufe der Jahre den Fußweg auf- und abgeschritten sind.

Der Fossilbericht Südamerikas ist eher spärlich und beschränkte sich bis vor einiger Zeit nur auf Brasilien. In jüngerer Zeit hat man in Argentinien und Teilen Kolumbiens auch Fossilien von Meerestieren entdeckt.

Der neueste Fund gewährt einen Einblick in die Verteilung dieser Fische im Meer vergangener Zeitalter. Er könnte auch Hinweise darauf liefern, wie sich die Fische an eine sich verändernde Umwelt angepasst haben – ein potenziell nützliches Werkzeug, um vorherzusagen, wie unsere heutigen Meerestiere auf das wärmer werdende Wasser reagieren werden. (Lesenswert: Über 99 % Weibchen – Riesige Kolonie von Meeresschildkröten vor dem Aus?)

„Wir entdecken gerade eine neue Artenvielfalt in den Tropen“, sagt Vernygora.

Danksagung

Leider haben die Forscher keinen Kontakt mehr zu dem Jungen, der das Fossil entdeckt hat. Sie haben lediglich seinen Namen und seine E-Mail-Adresse, hoffen aber, dass er durch die Veröffentlichung der Studie wieder auf den Fund aufmerksam wird und sich bei ihnen meldet, damit sie ihm die Anerkennung für seinen Fund zuteilwerden lassen können.

„Es wäre uns eine Freude, ihm eine Kopie unseres Artikels zu geben und uns persönlich bei ihm dafür zu bedanken, dass er uns auf so eine großartige Entdeckung aufmerksam gemacht hat“, sagt Luque. „Manchmal braucht es einfach ein bisschen Neugier und einen wissbegierigen Geist.“

Was steht für die Forscher nach der Entdeckung der neuen alten Fischart nun als nächstes an?

„[Wir werden] definitiv losziehen und weiter forschen“, sagt Vernygora. „Es gibt noch mehr zu finden.“

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