Älteste ägyptische Tattoos an Mumien gefunden

Den 5.000 Jahre alten Mumien wurden Huftiere und geheimnisvolle Linien tätowiert.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 4. März 2018, 15:09 MEZ

Die Alten Ägypter haben sich schon deutlich eher tätowiert als angenommen.

Eine neue Analyse von zwei Mumien offenbarte, dass die Individuen Tattoos hatten. Die Mumien sind Teil einer Sammlung aus insgesamt sechs mumifizierten Leichnamen, die im Jahr 1900 gefunden wurden. Sie erhielten den Namen „Gebelein-Mumien“ – nach ihrem Fundort Gebelein, dem heutigen Namen der altägyptischen Stadt Inerty. Derzeit befinden sie sich im Besitz des Britischen Museums und werden im Zuge eines Projekts, bei dem wertvolle Artefakte erneut untersucht werden sollen, neu analysiert.

Beide Individuen stammen der Datierung zufolge aus einer Zeit zwischen 3351 und 3017 v. Chr., was sie zu zwei der frühsten bekannten Träger von Tattoos macht. Das nächste bekannte Beispiel tätowierter alter Ägypter findet sich erst mehr als 1.000 Jahre später.

Nur die Eismumie Ötzi, die ungefähr aus dem Jahr 3370 v. Chr. stammt, ist ein noch früheres Beispiel für einen tätowierten Menschen.

Während Ötzis Tattoos aber eher geometrische Formen darstellen, sind die ägyptischen Kunstwerke die ersten bekannten Beispiele bildhafter Tattoos. Die neuen Analyseergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Journal of Archaeological Science“ veröffentlicht.

Was ursprünglich nur wie ein Fleck aussah, stellte sich bei einem Infrarot-Bildgebungsverfahren als Tattoo heraus. Auf dem Körper des Mannes entdeckten die Wissenschaftler Bilder eines wilden Bullen und vermutlich eines Mähnenspringers.

Auf dem Frauenkörper fanden sie vier S-förmige Symbole am oberen Schultergelenk und eine L-förmige Linie auf ihrem rechten Oberarm, die den Archäologen zufolge womöglich einen hölzernen Stab darstellt, der bei Zeremonien zum Einsatz kam.

Bei beiden Personen wurde die Tinte in die Dermis eingebracht, die Lederhautschicht unter der äußeren Epidermis. Die Tinte bestand aus einer Art Ruß. Zuvor hatte man in Regionen in der Nähe Kupferwerkzeuge gefunden, die man für Tätowierinstrumente hielt.

DIE SPRACHE DER TATTOOS

Der Fund ist der erste Beweis dafür, dass sowohl Frauen als auch Männer in der Gesellschaft des Alten Ägypten tätowiert waren.

Zuvor hatten Archäologen angenommen, dass nur Frauen aus der prädynastischen Zeit Ägyptens (ca. 4000 - 3032 v. Chr.) tätowiert waren. Diese Annahme basierte auf Figuren, die Frauen mit Tattoos darstellten.

Die Tätowierungen der Gebelein-Mumien lassen eine symbolische Bedeutung vermuten, aber Archäologen sind sich noch nicht ganz sicher, welche Relevanz sie hatten.

„Der Mähnenspringer wurde in der prädynastischen Zeit oft benutzt, aber man weiß nicht genau, welche Bedeutung er hatte. Der Bulle hingegen steht ausdrücklich mit Männlichkeit und Status in Zusammenhang“, sagt der Studienautor und Kurator des Britischen Museums, Daniel Antoine.

Die Tattoos der Frau sind da schon geheimnisvoller.

„Ich glaube nicht, dass es dafür derzeit eine gute Erklärung gibt“, so Antoine. „Sie sollen irgendetwas betonen, aber ich bin nicht sicher warum. Vielleicht sollen sie auf den gebogenen Stab weiter unten aufmerksam machen. Sie stammen aus einer Ära ohne Schriftsprache, daher können wir nur Parallelen ziehen.“

In der Studie wird auch gemutmaßt, dass die Platzierung der Tattoos auf der Schulter und dem Oberarm der Frau bedeuten könnte, dass sie religiöses Wissen besaß oder einen hohen Status innehatte.

Dem Kurator zufolge kann die Untersuchung von Tattoos Archäologen dabei helfen, die frühe Symbolsprache der Ägypter besser zu verstehen.

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