Wenn Länder ihre Namen ändern

Mazedoniens Bestrebungen, das Land umzubenennen, stehen in einer langen und manchmal unübersichtlichen Tradition berühmter Namensänderungen.

Von Stephen Leahy
Veröffentlicht am 10. Okt. 2018, 15:44 MESZ

Ein Referendum zur Namensänderung der Republik Mazedonien in die Republik Nordmazedonien hat vielleicht mehr Fragen als Antworten aufgeworfen. Der Premierminister des Landes bewarb die Abstimmung als einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Beziehungen zu Griechenland und schließlich zum Beitritt zur Europäischen Union und zur NATO. Die geringe Wahlbeteiligung (37 Prozent der Wahlberechtigten) ergab sich zum Teil aus einem Boykott und politischen Konflikten. Die Abstimmung erfolgte nach jahrzehntelangen Streitigkeiten mit der griechischen Regierung in Athen über die Verwendung des Namens Mazedonien.

Mit weniger als 50 Prozent Wahlbeteiligung erreichte das Referendum nicht die gesetzliche Schwelle, obwohl die überwiegende Mehrheit der erschienenen Wähler (91 Prozent) den neuen Namen gewählt hatte. Befürworter der Namensänderung sagen, dass sie den Kampf als nächstes vor das Parlament des Landes bringen werden, um die Verfassung zu ändern. Analysten zufolge sei das Ergebnis einer solchen Aktion nicht vorherzusehen, da zahlreiche Politiker und Bürger eine Namensänderung als Verrat betrachten würden.

Es bleibt also abzuwarten, ob Mazedonien in die Liste der Länder aufgenommen wird, die ihren Namen geändert haben.

Zuletzt änderte Afrikas letzter absoluter Monarch im April 2018 den Namen seines Landes, um seinen 50. Geburtstag zu feiern. So wurde aus dem Königreich Swasiland das Königreich Eswatini. König Mswati III. hatte schon länger beklagt, dass Menschen außerhalb Afrikas sein Land mit der Schweiz verwechseln. Dabei gibt es durchaus Gemeinsamkeiten: Eswatini, „das Land der Swasis“, hat ebenfalls keinen Zugang zum Meer, dafür aber einige Berge. Allerdings ist Eswatini viel kleiner und liegt an der östlichen Grenze zu Südafrika, südlich des Kruger-Nationalparks.

Im Gegensatz zur direkten Demokratie in der Schweiz erbte König Mswati 1986 den Thron von seinem Vater Sobhuza II., der 82 Jahre lang regiert hatte. Aktuell hat König Mswati 15 Frauen. Der Bundespräsident der Schweiz, Alain Berset, hat nur eine. Die Namensänderung eines Landes geht nicht ohne Komplikationen einher. Auf dem gesamten Geld von Eswatini prangt der Name der Zentralbank von Swasiland.

Es gibt Regierungsbriefköpfe, offizielle Beschilderungen, Kfz-Kennzeichen, Uniformen der Militär- und Nationalmannschaften und so weiter. Die Fluggesellschaft heißt Swaziland Airlink. Aber da es nur ein einziges Flugzeug gibt, ist es vielleicht nicht allzu schwierig, es neu zu lackieren.  

Warum ändern Länder ihre Namen?

Der Grund dafür, warum die Tschechische Republik jetzt als Tschechien bekannt ist, war keine Verwechslungsgefahr, sondern Marketing. Den Vertretern des Landes zufolge sei es einfacher, die Identität des Landes auf der nationalen Bühne zu bewerben, wenn sein Name nur aus einem Wort bestünde. Schließlich sei Frankreich offiziell auch die „République française“, wie sie argumentierten.
Die Tschechische Republik selbst ist relativ neu und entstand zeitgleich mit der Slowakei, als die Tschechoslowakei 1993 in zwei Teile zerfiel. Seit 2016 nutzt das Land offiziell den Namen Tschechien.   

Im Zuge einer weiteren aktuelleren Namensänderung wurde Kap Verde – eine Nation mit zehn Inseln und einer halben Million Einwohnern im Atlantik – 2013 in „Cabo Verde“ umbenannt. Der neue Name ist eigentlich der ursprüngliche Name, den portugiesische Seeleute 1444 den unbewohnten Inseln gaben. Cabo Verde bedeutet grünes Kap.

Die vielleicht komplexeste Reihe von Ländernamensänderungen dreht sich um ein mitteleuropäisches Land, das nicht mehr existiert.

Jugoslawien wurde aus den Trümmern des Ersten Weltkriegs zusammengeschustert und erhielt den offiziellen Namen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. 1929 wurde es in das Königreich Jugoslawien umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm eine kommunistische Regierung die Kontrolle und benannte das Land in die Bundesrepublik Jugoslawien um. 1963 wurde es wieder zur Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und einer Reihe brutaler Konflikte innerhalb des Landes zerfiel Jugoslawien 1992. Infolge verschiedener Grenzverschiebungen und weiteren Konflikten besteht das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens heute aus den Staaten Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien, Mazedonien und Montenegro. Die autonome Provinz Kosovo und Metochien erklärte 2008 einseitig ihre Unabhängigkeit.

Auch die Demokratische Republik Kongo hat viele Namensänderungen durchlaufen. Von 1885 bis 1908 hieß sie (ohne beabsichtigte Ironie) Kongo-Freistaat, während König Leopold II. von Belgien das Land brutal regierte. Später wurde es zu Belgisch-Kongo, dann zu Kongo-Léopoldville und schließlich nach seiner Unabhängigkeit 1960 zur Republik Kongo. Wenige Jahre später wurde der Name wieder zur Demokratischen Republik Kongo geändert. 1971 benannte der Diktator Mobutu Sese Seko das Land in die Republik Zaire um, vielleicht, weil Zaire ein alternativer Name für den Kongo war. Nach dem Sturz von Mobutu wurde der Name 1997 wieder in „Demokratische Republik Kongo“ geändert.    

Weitere offizielle Namensänderungen

Königreich Kambodscha → Republik Khmer → Kampuchea → Kambodscha (1991)


Französisch-Somaliland → Französisches Afar- und Issa-Territorium → Dschibuti (1977)


Gilbert-Inseln → Kiribati (1979)


Portugiesisch-Timor → Osttimor → Timor-Leste (2002)


Deutsch-Südwestafrika → Südwestafrika → Namibia (1990)


Obervolta → Burkina Faso (1984)

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

Länder

Die glücklichsten Länder der Welt 2018

SPONSOR INHALT

Die 5 Länder mit der höchsten Lebenserwartung

loading

Nat Geo Entdecken

  • Tiere
  • Umwelt
  • Geschichte und Kultur
  • Wissenschaft
  • Reise und Abenteuer
  • Fotografie
  • Video

Über uns

Abonnement

  • Magazin-Abo
  • TV-Abo
  • Bücher
  • Disney+

Folgen Sie uns

Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved