Journalistin Mariana van Zeller über Schwarzmärkte: „Vieles geschieht in unserer Nachbarschaft“

Drogen, White Supremacy und die Mafia: Für die Doku-Serie „Schwarzmärkte hautnah“ blickt Mariana van Zeller in Abgründe der Schattenwirtschaft. Ein Gespräch mit einer Journalistin, die nicht davor zurückschreckt, sich mächtige Feinde zu machen.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 24. Jan. 2022, 10:02 MEZ, Aktualisiert am 7. Feb. 2022, 12:29 MEZ
Massenhaft Marihuana: In den neuen Folgen von „Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller“ beleuchtet Investigativ-Journalistin Mariana van ...

Massenhaft Marihuana: In den neuen Folgen von „Schwarzmärkte hautnah“ beleuchtet Investigativ-Journalistin Mariana van Zeller unter anderem den illegalen Drogenanbau.

Foto von National Geographic

Mariana van Zeller hat eine Mission: die Machenschaften der organisierten Kriminalität aufzudecken, deutlich zu machen und zu verstehen, was Menschen zu Verbrechern macht. Auch in der zweiten Staffel von „Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller“ taucht die preisgekrönte Journalistin wieder in die Unterwelt der Schwarzmärkte und Schmuggler ein.

Sie spricht mit skrupellosen Kartellbossen, die mit ihrem Reichtum prahlen, und mit Kleinkriminellen, die den illegalen Handel als Weg aus der Armut begreifen. Aber auch mit Strafverfolgungsbehörden, die sich in ihrem Kampf gegen Korruption und das organisierte Verbrechen oft auf verlorenem Posten wähnen.

Dabei macht die Investigativ-Journalistin eine beängstigende Entdeckung: Schwarzmärkte florieren oft genau dort, wo man sie am wenigsten vermuten würde. Zugleich zeigt Mariana van Zeller, welche Maßnahmen wirklich helfen könnten, um schlimmste Exzesse zu beenden.

National Geographic präsentiert die zehnteilige zweite Staffel „Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller“ ab 10. Februar 2022 donnerstags 22:00 als deutsche Erstausstrahlung.

SCHWARZMÄRKTE HAUTNAH MIT MARIANA VAN ZELLER: Staffel 2

Mariana, schon in der ersten Staffel hast du die schockierenden Auswüchse von Schwarzmärkten aufgezeigt. Was erwartet uns in den neuen Folgen?

Für die zweite Staffel sind wir noch weiter und tiefer in die Schwarzmärkte eingetaucht. Wir beleuchten Lebensbereiche, von denen viele Menschen wahrscheinlich gar nicht vermuten, dass es dort Schwarzmärkte gibt.

Die meisten Menschen in Deutschland glauben vermutlich, dass sie selbst überhaupt niemals mit Schwarzmärkten in Berührung kommen.

Absolut. Das größte Missverständnis besteht darin, dass viele Menschen denken, dass Schwarzmärkte vor allem in fernen Ländern stattfinden. Doch das ist nicht der Fall. Vieles davon geschieht in unserer Nachbarschaft.

Stichwort Drogenhandel?

Ja, zum Beispiel. In den neuen Folgen beleuchten wir unter anderem den Marihuana-Schwarzmarkt in Kalifornien. Mit diesen illegalen Geschäften werden dort Abermillionen von Dollar verdient.

BELIEBT

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    Drogen-Dealer und Mariana van Zeller in einem Crystal-Meth-Labor.

    Foto von National Geographic

    Dabei ist der Marihuana-Anbau in Kalifornien doch legalisiert worden?

    Und seitdem ist der Schwarzmarkt dort explodiert. Es ist sehr teuer und schwierig, die Genehmigung für ein legales Marihuana-Business in Kalifornien zu bekommen. Das illegale Business ist dort drei bis vier Mal so groß.

    Sollten Drogen wie Marihuana dann überhaupt legalisiert werden? Auch in Deutschland gibt es ja darüber heftige Diskussionen.

    Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte haben zumindest gezeigt, dass die Kriminalisierung von weichen Drogen auch keine passende Antwort ist. Gerade in den USA, wo Milliarden von Dollar vergeblich dafür aufgewendet wurden, den illegalen Drogenhandel zu stoppen. Wir müssen neue Lösungen finden. Und das ist auch der Ansatz unserer Serie. Wir wollen verstehen, was die Leute antreibt, die Geschäfte auf den Schwarzmärkten machen.

    Was treibt Menschen an, die auf Schwarzmärkten operieren?

    Oft sind es Armut und Perspektivlosigkeit. Die Menschen müssen dann alternative Wege finden, um sich und ihre Familien zu ernähren. Davon profitiert der Schwarzmarkt. Nur wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir das Problem wirksam bekämpfen. Es ist immer leicht, die Welt in Gut und Böse aufzuteilen. Aber das greift viel zu kurz. Die Menschen, die wir nur als Kriminelle sehen, sind uns oft ähnlicher, als wir glauben. Sie sind Mütter und Väter, Menschen mit Träumen und Zielen wie wir selbst. Die Empathie für diese Menschen hat mir geholfen, die Welt besser zu verstehen. Und sie positiver zu sehen.

    Aufnahmen zeigen, wie ein Faultier gefangen und auf dem Schwarzmarkt verkauft wird

    Gab es auch Erlebnisse bei den Dreharbeiten, die dich schockiert haben?

    Oh ja. Ein besonders erschreckendes Beispiel ist White Supremacy.

    Die rassistische Ideologie einer vermeintlich weißen Vorherrschaft.

    Ja. Wir haben beobachtet, dass sich White Supremacy auf globaler Ebene immer weiter vernetzt. Das ist wirklich beunruhigend. Hier werden höchst gefährliche, gewalttätige Ideen in die Köpfe der Menschen verpflanzt.

    Was hast du bei den Dreharbeiten über diese Leute erfahren?

    Ich sprach mit gewaltbereiten Neonazis, die völlig offen über ihre Gewaltphantasien sprechen – über den Tod anderer Menschen. Sie beeinflussen sich gegenseitig, lernen voneinander, finden Nachahmer auf anderen Kontinenten.

    Mariana van Zeller im Gespräch mit einem Anhänger der „Proud Boys“, einer rechtsradikalen Organisation in den Vereinigten Staaten.

    Foto von National Geographic

    Das klingt wirklich beängstigend.

    Ja, es gab viele schockierende Momente bei den Dreharbeiten. Zum Beispiel auch, als wir die Meeresschutzorganisation Sea Shepard bei einem Einsatz gegen illegale Fischerei begleitet haben. Es war auf hoher See im Atlantik, mitten in der Nacht. Sie entdeckten ein verdächtiges Boot, sprangen darauf – ohne zu wissen, wer oder was einen dort erwarten würde.

    Wir wollen noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Warst du bei deinen investigativen Reportagen jemals in einer Situation, in der du abbrechen musstest, weil es zu gefährlich wurde?

    Es gab einige solcher Situationen, in denen wir abbrechen mussten. Ich befinde mich im ständigen Kampf zwischen Neugier und Angst. Meist gewinnt die Neugier.

    Du hast uns auch neugierig gemacht. Vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die neuen Folgen ab 10. Februar.

     

    Marihuana-Versteck in Kalifornien

    Foto von National Geographic

    „Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller“ – ab 10. Februar 2022 donnerstags 22:00 auf National Geographic

    Episodenguide

    2.01. Schwarzmarkt-Operationen 10. Februar 22:00
    2.02. Liebesbetrüger 17. Februar 22:00
    2.03. Marihuana 24. Februar 22:00
    2.04. Rockergruppen 3. März 22:00
    2.05. Meth 10. März 22:00
    2.06. White Supremacy 17. März 22:00
    2.07. Autodiebstahl 24. März 22:00
    2.08. Königinnen des Kokains 31. März 22:00
    2.09. Amazonas-Mafia 7. April 22:00
    2.10. Illegaler Fischfang 14. April 22:00

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