Kleine Kämpfer: Mittelalterliche Pferde waren nur so groß wie Ponys

Die Größe der historischen Schlachtrösser entsprach nach Angaben einer Studie etwa der Größe eines elfjähriges Kindes von heute.

Von Deborah Roth
Veröffentlicht am 14. Jan. 2022, 08:47 MEZ, Aktualisiert am 14. Jan. 2022, 15:02 MEZ
Laut britischer Studie kam es bei mittelalterlichen Schlachtrössen auf ganz andere Faktoren an als Größe

Laut britischer Studie kam es bei mittelalterlichen Schlachtrössen auf ganz andere Faktoren an als Größe

Foto von AdobeStock

Hoch zu Ross – so hat man sich Ritter auf ihren Pferden immer vorgestellt und auf der Leinwand zelebriert. Doch der Mythos der massiven Tiere, die ihre Reiter mit beängstigender Kraft durch mittelalterliche Schlachtfelder lotsten, scheint mehr Kino als Realität: Wissenschaftler der Universität Exeter fanden im Rahmen einer neuen Studie, die im International Journal of Osteoarchaeology veröffentlicht wurde, heraus, dass die Pferde dieser Zeit oft weniger als 1,40 Meter groß waren – was der Größe eines Ponys entspricht.

Die Forschergruppe analysierte hierzu den aktuell größten Datensatz englischer Pferdeknochen aus der Zeit zwischen 300 und 1650 n. Chr., die sie an 171 verschiedenen archäologischen Stätten gefunden hatten. „Hochmittelalterliche Schlachtrösser mögen für die damalige Zeit relativ groß gewesen sein, aber sie waren eindeutig viel kleiner, als wir es heute erwarten würden“, sagt Professor Alan Outram von der Universität von Exeter.

Die Destrier: Über die Größe mittelalterlicher Schlachtrösser

Neben dieser Erkenntnis deuten die Beweise aus dem Fund auch darauf hin, dass Pferde im 13. und 14. Jahrhundert generell nur äußerst selten bis zu 1,50 Meter groß wurden. Die Ausnahme machte im Rahmen der Studie nur ein Knochenfund aus Trowbridge Castle, Wiltshire. Das größte aufgezeichnete normannische Pferd wurde schätzungsweise 1,52 Meter groß und damit etwa so groß wie ein kleines Reitpferd von heute.

Erst im Hochmittelalter 1200-1350 n. Chr. und in der nachmittelalterlichen Periode um 1500-1650 n. Chr. traten Pferde mit einer Größe von etwa 1,53 Meter auf und erreichten damit die Maße eines modernen Warm-, Kaltblut- und Zugpferdes heutzutage, die zwischen 1,48 m und 2,05 m (Shire Horses) groß werden können.

Das Pferd als Kriegsmaschine

Indes zeigt die britische Studie, dass es bei den Pferden auf ganz andere Faktoren ankam als Größe. „Es ist viel wahrscheinlicher, dass während der verschiedenen Zeiten des Mittelalters unterschiedliche Formen von Pferden erwünscht waren, um den wechselnden Taktiken auf dem Schlachtfeld und den kulturellen Vorlieben gerecht zu werden“, berichtet die Forscherin Helene Benkert in einer Mitteilung der Universität von Exeter.

Da ein gerüsteter und bewaffneter Ritter bis zu 130 kg wiegen konnte, war die Züchtung eines schweren und dennoch wendigen Kriegspferdes mit Ausdauerkraft von größter Bedeutung – etwa für Reitturniere und Langstreckenüberfälle. Schlachtrösser wurden über einen langen Zeitraum intensiv trainiert. Sie mussten auf jeden Befehl ihres Reiters auch ohne Einsatz des Zügels reagieren, während dieser mit der Handhabung des Schwerts, Schilds und der Lanze alle Hände voll zu tun hatte.

Die eigentliche und wahre Größe der Ritterpferde lag laut Professor Oliver Creighton, Leiter des Forschungsprojekts, darin, dass es „ein Statussymbol war, das eng mit der Entwicklung der aristokratischen Identität verbunden war, als auch eine Kriegswaffe, die das Gesicht der Schlacht veränderte."

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