„Meerjungfrauen"-Mumie aus Japan vermutlich von Menschenhand gemacht

Bei der seltsamen Kreatur handelt es sich offenbar nicht um ein mystisches Wesen, sondern um eine morbide Bastelarbeit von Menschen.

Von Deborah Roth
Veröffentlicht am 23. März 2022, 10:49 MEZ
Voll- und Oberkörperansicht der Mumie: Anstatt einer tatsächlichen Meerjungfrau scheint es sich bei der Mumie um ...

Die Haltung der Mumie erinnert an Edvard Munchs Gemälde Der Schrei. Die sogenannte „Meerjungfrau" hat spitze Zähne, lange Nägel, Haare auf dem Kopf und Schuppen auf dem Unterkörper.

Foto von Kinoshita Hiroshi via Pen News

Vor 300 Jahren soll eine Meerjungfrau im Pazifischen Ozean vor der japanischen Küste aus dem Meer gefischt worden sein. Doch dem bekannten Bild einer Meerjungfrau entsprach sie nicht – ganz im Gegenteil: Sie wirkt wie ein Schreckensgespenst. Hiroshi Kinoshita, Vorstandsmitglied der Okayama Folklore Society, entdeckte die kuriose Meerjungfrauen-Mumie kürzlich in einer Kiste in einem Tempel in der Präfektur Okayama in Japan.

Jetzt haben sich auch Forscher rund um Takafumi Kato, Paläontologe an der Kurashiki University of Science and the Arts in Japan, der Mumie angenommen. Sie wurde einem CT-Scan unterzogen, um ihre Herkunft zu bestimmen. Doch die Erklärung für die merkwürdige Figur scheint relativ platt: Bei den gespenstischen Überresten der „Meerjungfrauen“-Mumie soll es sich laut Wissenschaftlern höchstwahrscheinlich um einen Affentorso handeln, der an einen Fischschwanz angenäht und möglicherweise mit Haaren und Nägeln eines Menschen „verschönert” wurde.

Zwischen Geschichte und Mythos

Neben der Mumie wurde ein historischer Brief aus dem Jahr 1903 aufbewahrt, der offenbar von einem früheren Besitzer verfasst wurde und möglicherweise Aufschluss über die Herkunft der Mumie geben könnte.

Demnach soll ein Fischer das Exemplar zwischen 1736 und 1741 im Pazifischen Ozean vor der japanischen Küste gefangen und anschließend an eine wohlhabende Familie verkauft haben. Laut der japanischen Nachrichtenseite The Asahi Shimbun wissen die Forscher immer noch nicht genau, wie die Meerjungfrau in den Tempel gelangte.

BELIEBT

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    Eine Ningyo – ein Geschöpf aus dem japanischen Volksglauben, das stark an eine Meerjungfrau erinnert.

    Foto von Kinoshita Hiroshi via Pen News

    Die Yao Bikuni Legende

    In vielen Teilen Japans gibt es eine Legende, nach der eine Frau versehentlich das Fleisch einer Meerjungfrau aß und 800 Jahre lang lebte. Das berichtet der japanische Volkskundler gegenüber The Asahi Shimbun. Diese Legende der Yao Bikuni ist auch in der Nähe des Tempels erhalten, in dem die Meerjungfrauen-Mumie gefunden wurde.

    Kinoshita vermutet, dass die Mumie irgendwann in der Edo-Periode hergestellt wurde – einer Epoche der japanischen Geschichte, die von 1603 bis 1867 dauerte: „Die Legenden von Meerjungfrauen sind auf der ganzen Welt verbreitet. Daher kann ich mir vorstellen, dass die Menschen damals auch sehr daran interessiert waren.“

    Es bleibt spannend

    Takafumi Kato, Paläontologe an der Kurashiki University of Science and the Arts, und seine Kollegen haben nun begonnen, die Herkunft der Mumie zu untersuchen. Im Februar 2022 haben die Wissenschaftler die CT-Scans erstellt, im Laufe des Jahres werden die Forscher der Mumie auch DNA-Proben entnehmen, um festzustellen, woraus genau die Meerjungfrau zusammengesetzt ist.

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