Geheimnisvoller Pyramiden-Fund in Ägypten: Wer war Königin Neith?
Forschende haben in der Nähe der Teti-Pyramide in Sakkara Spektakuläres ausgegraben: mehrere Hunderte Mumien und Sarkophage – und die Pyramide einer bislang unbekannten ägyptischen Königin.
Die Pyramide, die für die bislang unbekannte Königin Neith gebaut wurde, fanden die Archäologen unweit der Teti-Pyramide.
Unweit der berühmten Pyramiden von Gizeh und der Hauptstadt Kairo befindet sich eine weitere bedeutende Stätte der ägyptischen Geschichte: die Totenstadt Sakkara. Die Geschichte der altägyptischen Nekropole nahm vermutlich bereits im Alten Reich vor fast 5.000 Jahren unter König Hor Aha seinen Anfang. Wenige Jahrhunderte später entstand hier eines der heute bekanntesten Bauwerke Sakkaras: die Teti-Pyramide. Sie ist das Grabmal des Königs Teti, der im Alten Reich um 2300 v. Chr. regierte.
Bei Grabungen an dieser Pyramide machten ägyptische Forschende unter der Leitung des Archäologen Zahi Hawass nun eine ganze Reihe spektakulärer Entdeckungen: über 300 Sarkophage und Mumien sowie mehrere Statuen, die alle aus dem Neuen Reich – etwa 1550 bis 1070 v. Chr. – stammen.
Unweit der Teti-Pyramide stießen sie außerdem auf eine weitere Pyramide aus der Regierungszeit Tetis. Dabei handelt es sich um das Grabmal einer bislang unbekannten Königin – die wohl dritte von Tetis Frauen, der in seiner Nähe eine Pyramide gewidmet wurde.
Mindestens 300 solcher Sarkophage haben die Archäologen bereits in den Schächten nahe der Teti-Pyramide gefunden. Sie sind außergewöhnlich kunstvoll verziert, die in ihnen bewahrten Mumien sind erstaunlich gut erhalten.
Neith: Die mysteriöse Königin
Die Ausgrabungen, die zu der Entdeckung der Mumien und der Königin führten, begannen bereits im Jahr 2010. Aufgrund der Unruhen in Ägypten musste Hawass seine Arbeit jedoch unterbrechen, nachdem er bereits einen Teil der neuen Pyramide freigelegt hatte. Erst im Jahr 2019 kehrte er nach Sakkara zurück – und setzte seine Untersuchungen in der Region fort. Die neue Pyramide ist Teil einer ganzen Gruppe von Bauten, zu denen auch die Teti-Pyramide sowie die Pyramiden der beiden identifizierten Frauen des Königs gehören.
Wem die neu entdeckte Pyramide gewidmet war, war zunächst unklar. Doch dann fanden Hawass und seine Kollegen in einem Tempel einen Obelisk, dessen Inschrift von Neith berichtete – einer Person, von der bis dahin noch niemand gehört hatte. „Über sie gab es bisher keine Aufzeichnungen“, sagt Hawass. Dennoch ist er sich sicher, dass es sich bei Neith um eine Frau Tetis handelte – eine Königin also, für die die Pyramide gebaut wurde.
„Aufgrund der Inschrift wissen wir, dass Neith den Titel ,Tochter des Gottes Geb‘ trug“, erklärt Hawass. Eine Bezeichnung, die sich auf den Erdgott Geb aus der ägyptischen Mythologie bezieht und Frauen gegeben wurde, in deren Adern königliches Blut floss. Ein weiteres Indiz für die Theorie ist, dass die Pyramide aus der Zeit der sechsten Dynastie stammt, in der Teti regierte. „Sie ist definitiv eine neue Königin, die wir der ägyptischen Geschichte hinzufügen können”, sagt der Archäologe.
Die Inschrift auf dem Obelisk ist die erste bekannte Erwähnung der Königin Neith, deren Pyramide zuvor in der Nähe der Teti-Pyramide entdeckt worden war.
Teti: zu Lebzeiten König, im Tod ein Gott
Doch die Archäologen fanden nicht nur die dritte Frau Tetis, sondern noch weitere Begräbnisse, die mit ihm in engem Zusammenhang stehen. So entdeckten sie in Gängen in der Nähe seiner Pyramide mehr als 300 Sarkophage und Mumien. Hawass vermutet, dass noch Hunderte weitere in den Gängen versteckt sein könnten. „Teti wurde im Neuen Reich als Gott verehrt”, erklärt er. „Deshalb wollten die Menschen aus dieser Zeit in seiner Nähe begraben werden.”
Die meisten der bisher bekannten Gräber in Sakkara stammen entweder aus dem Alten Reich oder aus der Spätzeit. Die jetzt entdeckten Überreste aus dem Neuen Reich sind darum ein ganz besonderer Fund, der Schlüsse auf das damalige Leben zulässt. „Die Mumien sind erstaunlich gut erhalten und auch die Särge sind besonders kunstvoll verziert,“ sagt Hawass. Das lasse vermuten, dass die Menschen jener Zeit besonders viel Wert auf ihre Begräbnisse legten und die damalige Mumien- und Sarkophag-Industrie geradezu boomte.
Ein Teil der Funde soll im kommenden Jahr im Großen Ägyptischen Museum in Gizeh ausgestellt werden. In der Zwischenzeit hofft Hawass auf weitere spektakuläre Entdeckungen in Sakkara.