Wikingerhalle aus der Zeit von König Blauzahn entdeckt

In einem kleinen Dorf in Nordjütland in Dänemark haben Archäologen ein auffällig großes Gebäude ausgegraben. Die Halle aus der Wikingerzeit diente einst möglicherweise als Versammlungsort der nordischen Krieger.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 3. Jan. 2023, 10:13 MEZ
Der Grundriss der ehemaligen Wikingerhalle ist noch immer zu erkennen. Vor über 1.000 Jahren fanden hier ...

Der Grundriss der ehemaligen Wikingerhalle ist noch immer zu erkennen. Vor über 1.000 Jahren fanden hier wohl politische Treffen der Wikinger statt.

Foto von Nordjyske Museer

Der Ruf der Wikinger eilte ihnen nicht nur zu ihrer Hochzeit voraus – auch heute noch sind die nordischen Krieger berüchtigt. Als eines der Länder, das am meisten von der Wikinger-Kultur geprägt wurde, tauchen in Dänemark immer wieder spektakuläre Funde auf, die die Geschichte der Wikinger greifbar machen. 

So auch aktuell in Hune, einem kleinen Dorf in Nordjütland. Dort entdeckten Archäologinnen und Archäologen eine große Wikinger-Halle aus der Zeit von Harald Blauzahn, einem dänischen Wikingerkönig, der Ende des zehnten Jahrhunderts n. Chr. neben Dänemark auch Norwegen regierte. 

Die Halle, die bisher nur teilweise ausgegraben wurde, ist schon jetzt eine Sensation. „Dies ist der größte wikingerzeitliche Fund dieser Art seit mehr als zehn Jahren“, sagt Thomas Rune Knudsen, Grabungsleiter und Archäologe vom Historischen Museum von Nordjütland. „Wir haben so etwas hier in Nordjütland noch nicht gesehen.“

Einer der ersten Hinweise, darauf, wer die Halle vor über 1.000 Jahren genutzt haben könnte: Der Runenstein Runulv des Ratsherrn.

Foto von Nordjyske Museer

Ein wichtiger Ort in der Wikinger-Geschichte

Datieren lässt sich die Halle anhand ihrer Bauart, die an die Häuser nahe der Wikingerburgen in Hobro und Aggersborg erinnert. Jene sind vor allem aufgrund der ringförmigen Wälle bekannt, die sie umgeben, und weil sie aus der Regierungszeit König Blauzahns stammen. Die Halle, so vermuten die Archäologinnen und Archäologen, ist ebenso alt wie die Häuser und stammt aus der letzten Hälfte des zehnten oder der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts.

Einen besonderen Status messen die Forschenden dem Gebäude vor allem aufgrund seiner Größe bei: Mit ihren 40 Metern Länge und über 8 Metern Breite ist sie größer als das damalige Durchschnittshaus. Das spricht laut Knudsen für einen Besitzer mit hohem Ansehen. Laut ihm fanden im Haus neben dem alltäglichen Leben deshalb wohl auch größere Versammlungen und politische Treffen der Wikinger statt.

Versammlungsort eines Ratsherrn?

Doch wem gehörte das besondere Gebäude? Bei der Beantwortung dieser Frage könnte ein Runenstein helfen, der in der Nähe der Halle gefunden wurde und aus derselben Zeit wie die Halle stammt. Die Inschrift des Steines „Hove, Thorkild, Thorbjørn setzten ihren Vater Runulv den Ratsherrn bei“ gibt laut Knudsen zumindest einen Hinweis darauf, welche Familie die Region zu der Zeit bewohnte, in der auch die Halle gebaut wurde.

BELIEBT

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    Dass das große Gebäude der Familie eines Ratsherrn gehört haben könnte, würde auch sonst passen. „Der Runenstein und die Halle repräsentieren dieselbe Gesellschaftsschicht und gehören beide zur Elite der Gesellschaft“, so Knudsen. Ganz sicher könne man die Halle der Familie allerdings noch nicht zuordnen. Und auch über Runulv selbst wisse man noch wenig – er sei aber dennoch eine Person, die geschichtlich von großem Interesse sein könnte. „Er ist jemand, der in der Wikingerzeit zur gesellschaftlichen Elite gehörte und jemand, der mit Sicherheit den damaligen König getroffen haben könnte, vielleicht sogar in der Halle in Hune”, so Knudsen.

    Weitere Hinweise erhofft sich das Team durch die Freilegung zusätzlicher Gebäude in der Nähe. „Ein Hallengebäude dieser Art steht selten allein“, sagt der Archäologe. Denn gerade die Region Nordjütland sei zur Zeit der Wikinger ein besonderer Teil des Landes gewesen. „Am Limfjord, der sich dort befindet, sammelte sich die Wikingerflotte, bevor sie sich auf Raubzüge und Reisen nach England und anderswo begab”, so Knudsen. Durch weitere Funde kann dann vielleicht auch beantwortet werden, wer zu den Versammlungen in der Wikingerhalle lud – und ob König Harald dort ebenfalls zu Gast war.

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