Gizeh: Geheimer Raum in der Cheops-Pyramide entdeckt

Lange wurde es vermutet, nun besteht Gewissheit: In der Cheops-Pyramide existiert tatsächlich ein bisher versteckter Raum. Forschende haben jetzt erstmals einen Blick in die seit 4.500 Jahren unberührte Kammer geworfen.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 8. März 2023, 09:34 MEZ
Eine Schwarz-weiß Aufnahme eines Endoskops zeigt das Innere des geheimen Raumes.

Ein weiteres Geheimnis der Cheops-Pyramide ist gelüftet. Dies ist der erste Blick in den geheimen Raum seit 4.500 Jahren.

Foto von ScanPyramids

Die Pyramiden von Gizeh sind nicht umsonst eines der bekanntesten Weltwunder der Antike. Bis heute ranken sich etliche Geschichten und Mythen um ihre Entstehung und das Innere der Bauten, die Schritt für Schritt aufgeklärt werden. Vor allem die größte von ihnen, die vor über 4.500 Jahren für den altägyptischen Pharao Cheops errichtet wurde und seinen Namen trägt, steckt noch voller Geheimnisse.

Eines davon konnte ein internationales Forschungsteam nun lüften: Sie bestätigten die Existenz eines etwa neun Meter langen Hohlraums mit einer Höhe und Breite von jeweils zwei Metern, der jahrtausendelang verborgen war. Die Studie, in der das Team den Raum erstmals konkret beschreibt, erschien im Fachmagazin Nature.

Eine Pyramide wird durchleuchtet

Bereits im Jahr 2015 wurde im Rahmen des Projekts ScanPyramids damit begonnen, die Pyramiden von Gizeh vollständig zu durchleuchten. Die Cheops-Pyramide steht im Mittelpunkt des ägyptisch-internationalen Projekts, dessen Ziel es ist, mit nicht-invasiven Methoden einen Blick durch die Steine zu werfen und auf diese Weise neue Funde zu ermöglichen.

Neben Ultraschall nutzen die Forschenden dafür auch ein Verfahren, das sich kleinste Partikel aus dem All zu Nutze macht: die Myonentomografie. Sie misst die sogenannten Myonen, kleinste Elementarteilchen, die beim Aufprall der Partikel aus dem All auf unsere Atmosphäre entstehen. Diese Myonen regnen ständig auf die Erde hinab und wandern dabei schneller durch leeren Raum als durch feste Objekte. Die Myonentomografie kann die Teilchen sichtbar machen – und ermöglicht so eine Art Röntgenblick in Bauwerke, der auch versteckte Hohlräume sichtbar macht. 

In den vergangenen Jahren wurden auf diese Weise Hinweise mehrere Anomalien im Inneren der Pyramide gefunden, die Spekulationen über ihren Zweck und Beschaffenheit nach sich zogen – darunter auch der Raum, der nun beschrieben wurde.

Mehrere internationaler Forschungsteams – unter anderem ein Team der Technischen Universität München (TUM) – arbeiteten zusammen, um die Existenz des Hohlraums konkret nachzuweisen. Unter der Leitung der Universität Kairo wurde sein Inneres mit einem Endoskops erkundet und dabei seine Länge von mehr als neun Metern bestätigt. Zuvor war man basierend auf den Ergebnissen der Myonentomografie davon ausgegangen, er sei etwa fünf Meter lang.

BELIEBT

    mehr anzeigen

    Geheimräume und verborgene Korridore

    Bislang ist nur ein kleiner Teil des Inneren der Cheops-Pyramide kartiert worden: Darunter die sogenannte Große Galerie, ein über 40 Meter langer Gang im Herzen der Pyramide, eine Königs- und Königinnenkammer und mehrere Ab- und Aufgänge. Durch das ScanPyramids-Projekt kamen in den letzten Jahren mehrere vermutete Hohlräume hinzu. Dazu gehört beispielsweise der sogenannte Big Void, der kurz über der Großen Galerie liegt. 

    Der nun bestätigte Hohlraum befindet sich im Gegensatz zu dem Big Void nahe der Außenwand, knapp über dem ursprünglichen Eingang in die Pyramide. Das ermöglichte es den Forschenden, das Endoskop durch die Wand der Pyramide zu schieben – und so einen direkten Blick in den Raum zu werfen.

    3D-Modellierung des Inneren der Cheops-Pyramide aus dem Jahr 2016. Die neu entdeckte Kammer befindet sich oberhalb des alten Pyramideneingangs im Bereich (h). Bei den anderen Räumen handelt es sich um eine unterirdische Kammer (a), eine Königinnenkammer (b), die Große Galerie (c), die Königskammer (d), einen absteigender Korridor (e), einen aufsteigender Korridor (f), den al-Ma'mun-Korridor (g) und die ScanPyramids Big Void (i).

    Foto von Procureur, S., Morishima, K., Kuno, M. et al. / Nat Commun 14, 1144, 2023

    Die Anwendung nicht-invasiver Methoden ist einer der wichtigsten Grundsätze der ScanPyramids-Mission. „Die Pyramiden gehören zum Weltkulturerbe. Deshalb müssen wir bei der Untersuchung besonders vorsichtig vorgehen, damit keine Beschädigungen entstehen“, sagt Christian Grosse vom Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung der TUM. Der Fund des Raumes sei auch deshalb besonders, weil er zeige, dass das Innere der Pyramiden noch immer Geheimnisse birgt, die auch ohne Grabungen oder das Eindringen in das Bauwerk gelüftet werden können.

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved