5 Dinge, die man über das Oktoberfest in München wissen sollte

Dass Bier eine große Rolle spielt auf dem bekanntesten Volksfest der Welt, ist bekannt. Aber was haben Einstein und echte Eisbären mit der Wiesn zu tun? Überraschende und kuriose Fakten aus der Welt der bayerischen Festzelte.

Schunkeln, Singen, Trinken – 18 Tage am Stück. In diesem Jahr findet das Oktoberfest zwei Tage länger statt als sonst. Animiert und fotografiert von Florian Schüppel. 

Foto von Florian Schüppel
Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 8. Sept. 2023, 08:44 MESZ

Geliebt und gehasst – das Münchner Oktoberfest ist Geschmackssache. Während die einen sogar Urlaub nehmen, um jeden Tag auf die Theresienwiese pilgern zu können, machen die anderen in der zweiten Septemberhälfte einen großen Bogen um den Veranstaltungsort.

Gute Nachrichten für die einen, schlechte für die anderen: Das diesjährige 188. Oktoberfest dauert 18 Tage und damit zwei Tage länger als sonst. Grund ist der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, der auf einen Dienstag fällt. Die Stadt München hat dies zum Anlass genommen, das Fest bis dahin auszudehnen. 

Dass es in dieser Zeit in den Straßen der bayerischen Landeshauptstadt von Lederhosen und Dirndln wimmelt, ist zu erwarten. Überraschend sind hingegen die folgenden Fakten über das größte Volksfest der Welt, die National Geographic zusammengetragen hat. 

Fakten über das Oktoberfest

Ursprung und Historie: Hochzeit mit jahrhundertelangen Folgen

Zu verdanken haben die Münchner das Oktoberfest einer Hochzeit im Jahr 1810 – der Vermählung von Kronprinz Ludwig (später König Ludwig I.) und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Die Bürger der Stadt sind damals eingeladen, bei einem Pferderennen auf der Theresienwiese die königliche Trauung zu feiern.

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    Hochzeitsfeier mit Folgen: Aus dem Pferderennen am 17. Oktober 1810 anlässlich einer königlichen Vermählung wird das heute größte Volksfest der Welt: das Oktoberfest. Gemälde von Wilhelm Alexander Wolfgang von Kobell. 

    Foto von Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik / Gemälde

    Und, man ahnt es schon, auch der Name des Veranstaltungsortes hat mit der Hochzeit und dem Königspaar zu tun. Im Jahr 1810 tauft man ihn zu Ehren der Braut „Theresiens Wiese“. Später wird daraus die Theresienwiese. 

    Absurde Attraktionen: Rutschende Eisbären und Völkerschauen

    Das Pferderennen entwickelt sich zu einem jährlich stattfindenden Volksfest – erst mit Wettschießen, später mit noch mehr Rummel. Einer der legendärsten Schausteller in der Geschichte des Oktoberfestes ist Carl Gabriel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führt er viele neue Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest ein, zum Beispiel das Teufelsrad oder 1908 die erste Achterbahn aus den USA. 

    Bekannt machen ihn aber vor allem seine absurden „Exotenshows”, in denen er echte Menschen zur Schau stellt. Zu seinen „Attraktionen” gehört „Das Beduinenlager” im Jahr 1901, „Das Sudanesendorf” oder die „Riesen-Völkerschau”, beide im Jahr 1928, bei denen 200 Personen aus Afrika, China und Japan „ausgestellt” werden. 

    Im Jahr 1907 lässt der Hamburger Zoodirektor Hagenbeck 70 Eisbären nach München bringen. Auf dem Oktoberfest sollen sie die Menschen mit Kunststücken belustigen – zum Beispiel, in dem sie eine schmale Rutsche hinunter rutschen.

    Foto von Münchner Stadtmuseum, Sammlung Schaustellerei

    Dieses zur Schau stellen von Menschen ist jedoch nicht seine Idee – Völkerschauen liegen zu jener Zeit im Trend. Der Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck veranstaltet sie in Deutschland bereits seit 1874.

    Hagenbeck bringt auch exotische Tiere auf die Theresienwiese. 1907 schickt er 70 Eisbären eine Eisbärenrutsche hinunter. Heute undenkbar – damals eine Sensation. Solche Tierquälereien finden auch noch Jahrzehnte später statt: Im Jahr 1970 soll das Orca-Weibchen „Wally” aus den USA auf das Fest nach München geflogen worden sein: In einem kleinen Becken in einem Zelt wird es der Öffentlichkeit präsentiert und stirbt auf dem Fest an den Folgen der Strapazen.

    Einstein erleuchtet die Wiesn

    Nicht nur das Entertainmentprogramm, auch die technische Ausstattung des Oktoberfests entwickelt sich Jahr für Jahr weiter. Aus Bretterbuden werden Zelte, aus Laternen Glühbirnen. Als im Jahr 1896 die Lichter im Schottenhamelzelt angehen, ist das eine Premiere: Zum ersten Mal wird das Zelt elektrisch beleuchtet. 

    Nicht ganz unbeteiligt daran ist der spätere Nobelpreisträger und Physiker Albert Einstein – wenn auch weniger in erfinderischer als praktischer Funktion. Der damals 17-Jährige arbeitet als Lehrling in der Firma seines Vaters, der Elektrotechnischen Fabrik J. Einstein & Cie, die für die künstliche Beleuchtung zuständig ist. Einstein schraubt damals die Glühbirnen in ihre Fassungen.

    Das traditionsreichste Zelt des Oktoberfestes

    Das Schottenhamel hat als ältestes Wiesnzelt ohnehin eine spannende Geschichte: Sie geht zurück bis in das Jahr 1867. Damals verfügt es über 50 Sitzplätze, heute sind es 6.000 im Zelt und 4.000 zusätzliche Außenplätze. Im Sommer 1872 erfindet die Familie Schottenhamel das Oktoberfestbier: ein stärkeres Bier mit weniger Malz und mehr Hopfen. Normales Bier hat einen Alkoholgehalt von rund 5 Prozent, beim Oktoberfestbier sind es 6 Prozent.

    Thomas Wimmer (SPD), von 1946 bis 1960 Oberbürgermeister von München, beim Anstich im Schottenhamel-Festzelt im Jahr 1955. Die Tradition des „O’zapft is!“ am ersten Wiesntag um 12 Uhr besteht seit 1950. 

    Foto von Bayerische Staatsbibliothek München / Bildarchiv / Georg Fruhstorfer

    1950 wird im Schottenhamel eine neue Tradition begründet: Der damalige Bürgermeister von München, Thomas Wimmer (SPD), zapft das erste Fass Wiesn-Bier an und eröffnet mit dem Spruch „O’zapft is!” das Fest. Dieser Brauch besteht bis heute: Immer pünktlich um 12 Uhr am ersten Wiesn-Tage sticht der amtierende Bürgermeister als Startschuss das erste Fass an. 

    Blutigster Terroranschlag in Deutschland

    Das Oktoberfest steht seiner Gründung eigentlich für Freude und Spaß. Am 26. September 1980 wird es jedoch zum Schauplatz eines Anschlages, der als blutigster Terroranschlag in der Bundesrepublik in die Geschichte eingegangen ist: An der Nordseite der Theresienwiese tötet eine Bombe 12 Menschen und den Attentäter selbst. Über 200 Besucher*innen des Oktoberfests werden verletzt, zum Teil schwer. 

    Als Täter wird der damals 21-jährige Student Gundolf Köhler identifiziert, dessen Leiche in der Nähe des Mülleimers liegt, in dem er den Sprengsatz deponiert hatte. Er ist rechtsradikal gesinnt und Mitglied der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann” – einer Vereinigung, die Hitler verherrlicht, junge Männer zum paramilitärischen Kampf ausbildet und im Januar 1980 verboten wurde. 

    Dass das Oktoberfest-Attentat einen rechtsradikalen Hintergrund hat, wird lange verharmlost. Erst nachdem die Ermittlungen im Jahr 2014 wieder aufgenommen und im Jahr 2020 abgeschlossen werden, wird es als das benannt, was es ist: ein rechtsextremistisch motivierter Anschlag. Der Attentäter habe einen Führerstaat nach nationalsozialistischem Vorbild angestrebt, heißt es im Abschlussbericht.

    Galerie: Historische Aufnahmen vom Oktoberfest

    Das Oktoberfest 2023: Veganes statt Hendl und kostenloses Wasser

    Heute sind die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Fest größer denn je – und auch sonst hat sich Einiges getan. Zum Beispiel in Sachen Essen, denn die Fleisch-Lust der Besucher*innen nimmt ab. Während sich auf dem Oktoberfest Jahrzehnte lang alle um Hendl und Ochsen drehte, bieten heute fast alle Wirte vegetarische und vegane Alternativen an – unter anderem gebackene Kartoffelwaffeln mit Schwammerlragout und Kräutern. Spitzenreiter in Hinblick auf das fleischfreie Angebot ist im Jahr 2023 die Käfer-Wiesn-Schänke mit zwölf vegetarischen und vier veganen Gerichten. 

    Auch Bio-Lebensmittel sind auf der Wiesn im Trend. „Während 2015 nur zwei große Festzelte Bio auf der Speisekarte hatten, werden sich dieses Jahr nahezu in allen großen Zelten Bio-Gerichte finden”, heißt es auf der offiziellen Website des Oktoberfestes. Und: Erstmals gibt es auf dem Gelände kostenloses Trinkwasser. An vier Stationen stellen die Stadtwerke München „frisches Quellwasser der Stadt” zur Verfügung. 

    Es ist ein kleiner Trost für alle, die Bier trinken wollen, denn dafür muss man auf der 188. Wiesn tiefer in die Tasche greifen. Im Jahr 2023 kostet die Maß 14,90 Euro – und damit über 6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. In diesem Sinne: ein Prosit! 

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