Verborgener Eingang zu eiszeitlicher Höhle in Süddeutschland entdeckt

Forschende aus Baden-Württemberg haben im Kreis Konstanz den originalen Eingang einer altsteinzeitlichen Höhle entdeckt. Genutzt wurde sie während der letzten Eiszeit von Jägern und Sammlern.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 4. Aug. 2023, 08:57 MESZ
Eingang der Höhle im Gestein und der Erde.

Durch diesen Eingang müssen einst auch die eiszeitlichen Jäger und Sammler, die die Höhle bewohnten, eingetreten sein.

Foto von Thomas Beutelspacher / Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Bislang ist das Brudertal bei Engen-Bittelbrunn im Kreis Konstanz vor allem für den Fundplatz Petersfeld und die dort entdeckten altsteinzeitlichen Venusfigurinen aus Gagat bekannt. Nun kommt ein weiterer spektakulärer Fund hinzu: Der originale Eingang zu einer altsteinzeitlichen Höhle, die bisher zu einem großen Teil unerforscht ist. 

Hinweise auf den ungefähren Ort des Eingangs brachten zunächst vorangehende geophysikalische Untersuchungen des Bodens. Danach brauchten die Archäolog*innen des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) noch ganze fünf Wochen, um den Eingang zu finden – dieser war nahezu vollständig mit Sediment verschlossen. Die Forschenden vermuten nun, dass die Höhle ausschließlich von eiszeitlichen Menschen genutzt wurde, die das Gebiet vor etwa 16.000 Jahren bewohnten.

Archäologen beproben die Sedimentschichten, die den Eingang verschließen.

Foto von Simon Werner / Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Besonderer Höhlenfund

Entdeckt wurde die Höhle bereits durch einen Zufall im Jahr 1978, als bei Sprengungen im Rahmen von Kanalarbeiten ein großes Loch in der Höhlendecke entstand. Dem hinzugezogenen Archäologen Gerd Albrecht eröffnete sich damals der Blick auf einen etwa drei bis vier Meter großen Hohlraum unter der Erde, den er als wohl erster Mensch seit Jahrtausenden betrat. Den Hohlraum taufte man nach kurzen Untersuchungen Drexlerloch und verschloss ihn nur kurze Zeit später wieder – bis im Jahr 2021 ein Team des LAD Baden-Württemberg die Untersuchungen wieder aufnahm.

Dabei wurde klar: Das Drexlerloch war nur ein Nebenarm eines viel größeren Höhlenkomplexes. „Ein solcher Fund ist in der Altsteinzeitforschung äußerst selten“, sagt Yvonne Tafelmaier, Referentin Paläolithikum und Mesolithikum beim LAD Baden-Württemberg. Laut ihr bietet der Fund nun die Möglichkeit, das Verhalten der späteiszeitlichen Jäger und Sammler zu untersuchen, die die Höhle bewohnt haben müssen. 

Reste ihrer Siedlung hatte Albrecht bereits vor 45 Jahren entdeckt und diese damals auf die Zeit des Magdalénie – vor etwa 16.000 bis 14.000 Jahren – datiert. Durch die aktuellen Untersuchungen wollen die Forschenden nun mehr über diese Menschen erfahren, die die Höhle damals als Unterschlupf nutzten.

BELIEBT

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    Fest verschlossener Höhleneingang

    Allerdings ist der Eingang zur Höhle bislang noch nicht vollständig freigelegt. Aktuell werden noch die Sedimentschichten untersucht, die ihn verschließen. Dabei wurden bereits einige eiszeitlichen Steinwerkzeugen und Tierknochenreste entdeckt. Bis die Untersuchungen des Sediments abgeschlossen sind, soll die Höhle nun erstmal ihre Geheimnisse für sich behalten – der Eingang wurde zunächst gesichert und soll erst im Jahr 2024 möglicherweise vollständig geöffnet werden.

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