Weinte Vlad der Pfähler Tränen aus Blut?

Der berühmte Fürst Vlad III. soll Bram Stoker zu seiner Romanfigur Dracula inspiriert haben – und ist bekannt für seinen grausamen Umgang mit seinen Widersachern. Forschende zeigen nun, dass der Fürst unter einer seltenen Krankheit gelitten haben könnte.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 14. Aug. 2023, 10:12 MESZ
Gemälde von Vlad dem Pfähler: Nahansicht seines Gesichts, mit dunklem Schnurrbart und langen, dunklen Haaren sowie ...

 Vlad III. ist heute als einer der grausamsten Herrscher der europäischen Geschichte bekannt. Zusätzlich soll er eine Krankheit gehabt haben, die ihn blutige Tränen weinen ließ.

Foto von Wikimedia Commons

Fürst Vlad III. ist heute wohl hauptsächlich wegen seines Namens bekannt: Der Heerführer, der im 15. Jahrhundert im heutigen Rumänien lebte, hatte den Beinamen Drăculea – und soll den Autor Bram Stoker etwa 400 Jahre nach seinem Tod zu seiner Romanfigur Dracula inspiriert haben.

Ähnlich wie bei Graf Dracula sind auch die Geschichten, die sich um Vlad III. ranken, blutig und brutal. Seinen Spitznamen „der Pfähler“ erhielt er, weil er als außerordentlich sadistischer Herrscher galt, der seine Widersacher folterte und unzählige von ihnen, darunter auch Kinder, pfählen ließ. 80.000 Menschen sollen unter seiner Herrschaft getötet worden sein.

Dabei ist eine der Legenden von Vlad III. besonders spektakulär: Der brutale Fürst soll Tränen aus Blut geweint haben. Ein Forschungsteam aus Italien ist dem nun nachgegangen und hat drei Briefe Vlads III. untersucht, um anhand der dort hinterlassenen Moleküle mehr über seinen Gesundheitszustand zu erfahren. Ihre Studie veröffentlichen die Forschenden im Fachmagazin Analytical Chemistry.

Tränen aus Blut und entzündete Haut

Einer der Briefe, den das Team für seine Analyse benutzte. Die braunen Streifen helfen dabei, biologisches Material auf dem Papier aufzuspüren.

Foto von Pittalá et al., DOI: 10.1021/acs.analchem.3c01461

Die Untersuchungen des Teams um Maria Gaetana Giovanna Pittalà von der Universität Catania stützen sich auf drei Briefe, die Vlad III. in den Jahren 1457 und 1475 an die Bewohner der rumänischen Stadt Sibiu schrieb und mit „Vlad Dracula“ unterzeichnete. Mithilfe modernster Methoden zur Entnahme extrem alter Moleküle konnte das Team Eiweiße, die Vlad beim Schreiben der Briefe auf dem Papier hinterließ, sichern und in einem nächsten Schritt analysieren. 

Da die entnommenen Eiweiße sehr alt sind, schließt das Team Kontamination der auf den Briefen enthaltenen Spuren sowie Abweichungen in den Testergebnissen nicht aus. Allerdings decken sich einige der Befunde mit den Geschichten, die über Vlad III. erzählt werden. So konnte das Team sowohl Peptide nachweisen, die bei Netzhauterkrankungen eine Rolle spielen, als auch solche, die in Proteinen von Netzhaut und Tränen vorkommen. Die Untersuchung dieser zeigt: Vlad III. könnte tatsächlich an einer sogenannten Hämolakrie gelitten haben – einer Krankheit, die bei Betroffenen blutige Tränen verursacht.

Zusätzlich konnte das Team Hinweise auf Erkrankungen der Atemwege und der Haut des Fürsten finden. „In allen drei Briefen konnten einige Peptide nachgewiesen werden, [...] die zu Proteinen gehören, die mit Entzündungsprozessen in Verbindung stehen“, heißt es in der Studie.

BELIEBT

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    Bakterien, Viren und Pilze der Walachei

    Neben den Molekülen, die in direktem Zusammenhang mit Vlad III. stehen, untersuchte das Team auch die nicht-menschlichen Spuren, die sie auf den Briefen fanden. Diese verglichen die Forschenden mit heute bekannten Viren, Bakterien und Pilzen, um mehr über das Lebensumfeld Vlads III. zu jener Zeit zu erfahren: die Walachei. Die Region liegt im Süden des heutigen Rumäniens und war der Ort, an dem Vlad III. die drei untersuchten Briefe verfasste und verschickte.

    „Die Walachei war ein strategischer Ort, da sie als Treffpunkt für Soldaten, Sklaven und Händler aus ganz Europa und dem Nahen Osten diente“, heißt es in der Studie. Die Untersuchungen der Peptide soll nun dabei helfen, mögliche Krankheitswellen und Epidemien, die in der hoch frequentierten Region ihr Unwesen trieben, zu identifizieren.

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