Das Geheimnis von Blair Castle: Ältester Whisky der Welt lagerte unbemerkt im Keller
In einem 750 Jahre alten Schloss in Schottland hat ein Hausverwalter eine verborgene Tür gefunden – und dahinter einen historischen Schatz: fast 200 Jahre alten Scotch.
Ein Teil des historischen Funds von Blair Castle: knapp 200 Jahre alte Whiskyflaschen.
Als Bertie Troughton die rätselhafte Tür im Keller von Blair Castle entdeckt, ahnt er noch nicht, dass er gerade einem großen historischen Schatz auf der Spur ist. Troughton ist Hausverwalter des mittelalterlichen Schlosses in Perthshire, Schottland, das seit 1269 Sitz der Familie Murray und des Dukes of Atholl ist.
Ende 2022 findet er eine versteckte Tür im Untergeschoss des Gebäudes. Was sich hinter ihr verbirgt, wird in die Geschichte eingehen: Troughton stößt auf ein altes Regal, in dem rund 40 Flaschen Whisky im Verborgenen lagern – und das seit knapp 200 Jahren. Damit ist er der älteste Scotch Whisky, der jemals gefunden wurde.
Whisky lagerte knapp 200 Jahre im Schlosskeller
„Whisky war schon immer ein wichtiger Teil der Geschichte von Blair Castle“, sagt Troughton. Die von ihm gefundenen Flaschen wurden vermutlich 1833 produziert, 1841 abgefüllt – und 1932 noch einmal umgefüllt.
Das konnten Untersuchungen des Scottish Universities Environmental Research Centre zeigen. Mithilfe der Methode der Radiokarbondatierung konnten die Forschenden den Whisky auf das frühe 19. Jahrhundert zurückdatieren. Eine weitere Analyse des Scotch Whisky Research Institute in Edinburgh konnte sogar den Alkoholgehalt der fast 200 Jahre alten Spirituose feststellen: 61,3 Prozent.
Ein royales Getränk
Zusätzlich wurden historische Aufzeichnungen zur Whiskyproduktion auf Blair Castle aus dem Archiv des Schlosses herangezogen. Sie erzählen nicht nur von der regen Destillation im frühen 19. Jahrhundert, sondern auch von royalen Verkostungen. Im 19. Jahrhundert pflegte Queen Victoria eine enge Freundschaft zur 6. Duchess of Atholl, die sie im Jahr 1844 in Begleitung ihres Gemahls Prince Albert auf ihrem schottischen Anwesen besuchte.
Die Blair Castle Haushaltsbücher offenbaren, dass die Queen und ihr Gemahl während ihres dreiwöchigen Aufenthalts den Scotch Whisky des Hauses verköstigten. Besonders beliebt bei der Queen war, laut den Zeitungen zu dieser Zeit, der lokale Whisky mit Honig. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der nun gefundene Whisky sogar jener ist, den Queen Victoria und Prince Albert bei ihrem Besuch tranken.
Die historischen Aufzeichnungen von Blair Castle erzählen die Geschichte der fast 200 Jahre alten Whiskyflaschen.
„Es war toll zu sehen, wie die Geschichte dieser sagenhaften Flaschen im Archiv des Hauses zum Leben erweckt wurde“, sagt Troughton.
Ein Whisky mit Geschichte
Auch Joe Wilson, Kurator und Spirituosenspezialist des schottischen Autionshauses Whisky Auctioneer, ist fasziniert von dem außergewöhnlichen Fund: „Der Whisky wurde in den 1830er Jahren in einer spannenden Ära destilliert, als die Whiskyproduktion gerade massive Veränderungen durch den ‚Excise Act‘ von 1823 erfuhr.“
Dieses Verbrauchsteuergesetz genehmigte die Destillation von Whisky gegen eine kleine Lizenzgebühr. Dadurch sollte die illegale Herstellung der Spirituose unterbunden werden. „Das macht den Whisky zu einem besonders spannenden Fund für alle, die sich für die Geschichte und das Erbe der schottischen Whiskyindustrie interessieren“, so Wilson.
Whiskyliebhaber*innen haben nun sogar die Möglichkeit, eine der historischen Flaschen zu erwerben: Whisky Auctioneer versteigert 24 der rund 40 Flaschen in einer Auktion vom 24. November bis zum 4. Dezember 2023.