Rätsel um die Sphinx von Gizeh: Wie wurde die ikonische Statue erbaut?

Die Entstehungsgeschichte der 4.500 Jahre alten Sphinx in Gizeh liegt größtenteils im Dunkeln. Das Experiment eines Forschungsteams zeigt nun: Möglicherweise haben Wind und Wetter einen entscheidenden Beitrag zur ikonischen Form der Statue geleistet.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 24. Nov. 2023, 16:21 MEZ
Sphinx vor zwei Pyramiden.

Die Große Sphinx von Gizeh ist mit über 70 Metern Länge und 20 Metern Höhe wohl eines der bekanntesten Bauten des Alten Ägypten. 

Foto von Pius Lee / Adobe Stock

Die Große Sphinx von Gizeh ist eines der bekanntesten Wahrzeichen aus dem Alten Ägypten – und gleichzeitig eines der mysteriösesten. Bis heute ist unklar, wer genau die 4.500 Jahre alte Statue erbaut hat und wie sie ursprünglich aussah. 

Um Licht ins Dunkel ihrer Entstehungsgeschichte zu bringen, hat sich ein Forschungsteam der New York University (NYU) nun einer kontroversen Theorie gewidmet. Diese besagt: Die grobe Form der Großen Sphinx sei nicht etwa durch Menschenhand entstanden, sondern durch natürliche Erosionsprozesse.

In ihrer Studie haben die Forschenden rund um den Experimentalphysiker Leif Ristroph diese Erosion simuliert und herausgefunden: Die Sphinx könnte aus einem Yardang entstanden sein – einem Stein, dessen natürliche Form bereits an einen liegenden Löwen erinnert.

Wie entstand die Große Sphinx von Gizeh?

Yardangs, auch Windhöcker genannt, sind Felsen, die hauptsächlich durch sogenannten Windschliff entstehen. Dieser bezeichnet die Abtragung von Gestein durch im Wind enthaltenen Sand. Durch die unterschiedliche Härte der Gesteine können dabei besondere Formen entstehen.

 

 Im Rahmen ihres Experiments konnten die Forschenden eine Art Labor-Sphinx aus Gestein erstellen.

Foto von NYU's Applied Mathematics Laboratory

Um herauszufinden, ob sich ein solcher Yardang auch vor über 4.500 Jahren auf dem Gizeh-Plateau gebildet haben könnte, haben die Forschenden die dort herrschenden Konditionen zunächst nachgestellt. Dazu bauten die Forschenden vom NYU-Labor für angewandte Mathematik einen formlosen Hügel aus weichem Lehm, in den härteres, weniger erodierbares Material eingebettet war. Dann simulierten sie die Winde, die damals über die Landschaft gefegt sind, mithilfe eines Wasserstrahls. „Die Laborumgebung komprimiert Zeit und Raum im Vergleich zu dem, was in der Natur passiert“, heißt es in der Studie. Die Veränderungen am Lehmhügel beobachteten die Forschenden mithilfe eines optischen 3D-Scanners. 

Schließlich bildete sich aus dem Hügel tatsächlich eine sphinxähnliche Form heraus. „Das härtere oder widerstandsfähigere Material wurde zum Kopf des Löwen, und viele andere Merkmale – wie ein unterschnittener HalsPfoten, die vorne auf dem Boden liegen, und ein gewölbter  Rücken  – entwickelten sich“, so die Forschenden. Ihr Experiment zeige: Yardangs, deren Form an sitzende Löwen erinnern, können sich unter „ziemlich alltäglichen Bedingungen bilden”.

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    Da Yardangs also vor 4.500 Jahren in der ägyptischen Wüste am Westufer des Nils entstanden sein könnten, könnten sie laut Ristroph auch als Inspiration für die Sphinx fungiert haben. „Sie könnten den Alten Ägyptern in den Kopf gesetzt haben, dass es große, mythische Tiere gibt, die da draußen in der Wüste sitzen“, sagt Ristroph gegenüber dem Wissenschaftsmagazin EOS. Inspiriert von der Form des Steins meißelten sie dann möglicherweise den Rest der Sphinx in den Stein.

    Genau bestätigen, wie die Sphinx tatsächlich an ihre ikonische Form kam, kann das Studienteam dennoch nicht. Ihre Studie liefere aber eine mögliche Ursprungstheorie für das Aufkommen sphinxartiger Formen im Alten Ägypten, so die Forschenden. Die Arbeit, die die Alten Ägypter an der Sphinx leisteten, stellt die Studie derweil nicht infrage. Dass die intrikaten Details des Gesichts und des Körpers der Sphinx von Menschenhand gemacht sind und harte Arbeit erforderten, ist bis heute eindeutig.

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