Südamerika: Kakao war bereits vor 5.300 Jahren im Trend

Forschende haben anhand alter Keramiken aus dem präkolumbischen Südamerika die frühe Verbreitung des Kakaos nachvollzogen. Von seinem Ursprung im Amazonasbecken über seine Beliebtheit bei den Maya bis hin zu wechselnden Rezepturen.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 15. März 2024, 12:35 MEZ
Maya aus der Stadt Calakmul

Diese Darstellung der alten Maya aus der Stadt Calakmul zeigt die Zubereitung und den Verzehr von Kakao.

Foto von Kenneth Garret, Nat Geo Image Collection

Die Kakaobohne ist heute eine der wohl wichtigsten Nutzpflanzen der Welt. Allein in Deutschland liegt der Konsum der Schokolade, die aus der Pflanze gewonnen wird, bei jährlich mehr als neun Kilo pro Kopf. Ob als Tafel, als Praline oder in einer ihrer ältesten Formen: dem Kakao.

Populär gemacht wurde die Pflanze, deren wissenschaftlicher Name Theobroma cacao so viel wie „Das Essen der Götter“ bedeutet, im präkolumbischen Südamerika. Forschende haben nun die Verbreitung der Pflanze rekonstruiert – und gezeigt, wie beliebt der Kakao schon vor 5.000 Jahren bei den Menschen Südamerikas war. Die Studie wurde im Fachmagazin Nature veröffentlicht.

Kakaoboom in Süd- und Mittelamerika

Domestiziert wurde der Kakaobaum vor über 5.300 Jahren im Amazonasbecken nahe Ecuador und Kolumbien. Dass sich die Pflanze daraufhin in Süd- und Mittelamerika weitaus schneller verbreitet hat als bisher gedacht, hat das Forschungsteam um Molekulargenetikerin Claire Lanaud von der Universität Montpellier in Frankreich anhand von 352 Keramikgegenständen nachgewiesen. Diese wurden vor 5.900 bis 400 Jahren von insgesamt 19 präkolumbianischen Kulturen genutzt, die in Ecuador, Kolumbien, Peru, Mexiko, Belize und Panama lebten. 

Eine Auswahl der Keramiken, aus denen präkolumbische Zivilisationen Kakao konsumierten. Hier abgebildet: Gefäße aus der Chorrera-Kultur, der Jama-Coaque-Kultur und der Ilama-Kultur.

Foto von Lanaud, C. et al., doi.org/10.1038/s41598-024-53010-6

Von den untersuchten Gefäßen wiesen ganze 30 Prozent Spuren von Kakao auf. Das zeigt nach Angaben der Forschenden, wie schnell und weit sich Kakao einst entlang der südamerikanischen Pazifikküste in verschiedenen Kulturen verbreitet hatte. Außerdem sei die genetische Varietät der Proben hoch gewesen. Die Menschen züchteten also bereits früh verschiedene Varianten des Kakaobaumes – während zwischen den Kulturen ein reger Austausch stattfand.

„Die lange Geschichte des Kakaos ist eng mit der Vielfalt neuer geografischer Umgebungen und kultureller Gruppen verwoben, in denen er gedeiht und sich entwickelt hat“, heißt es in der Studie.

Zubereitung mit Wasser, Chili und anderen Gewürzen

Mit der Zubereitung unseres heutigen Kakaos hatte das Getränk damals allerdings weniger zu tun. Anstatt Milch nutzten die Azteken und Maya Wasser und verfeinerten das bittere Getränk mit Chili

BELIEBT

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    Dieser Trend setzte sich auch im Europa des 17. Jahrhunderts fort, als Kakao dort zum Kultgetränk wurde. In Spanien, dem europäischen Land, in dem das Getränk zuerst Fuß fasste, wurde Kakao ebenfalls mit Wasser und verschiedenen Gewürzen zubereitet. Deutlich aufwändiger waren die Rezepte aber in England, wo Kakao in der Mitte des 17. Jahrhunderts en vogue wurde. Rezepte mit Wasser, Zucker, Chili, Kardamom und Anis waren populär, aber auch die Milch fand hier langsam ihren Weg in das Getränk.

    Unklar ist bisher, welcher europäische Kolonisator die Pflanze erstmals nach Spanien brachte. Vermutich kam der Kakao  im frühen 16. Jahrhundert nach Europa, wo die Europäer*innen dem Getränk zunächst mit Argwohn begegneten – 4.500 Jahre nachdem Kakao in Südamerika erstmals konsumiert wurde. 

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