Herculaneum-Schriftrolle enthüllt Geheimnisse zu Platons Grabstelle

Eigentlich war die antike Schriftrolle beim Ausbruch des Vesuvs vor 2.000 Jahren verkohlt. Jetzt konnten italienische Forschende ihr trotzdem Informationen entnehmen – darunter den Ort der Grabstätte Platons.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 3. Mai 2024, 15:54 MESZ
Blick auf die Ruinen Herculaneums.

Die Ruinen der antiken Stadt Herculaneum. In einer der Villen stand einst die Bibliothek, deren wertvolle Schriftrollen nun entschlüsselt werden.

Foto von Dorieo, Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

Beim Ausbruch des Vulkans Vesuv im Jahr 79 n. Chr. wurde nicht nur Pompeji verschüttet. Auch der nahegelegene Ort Herculaneum und die dort befindliche Bibliothek der Villa dei Papiri wurden getroffen. Der Bestand der Bibliothek ging aber nicht vollends verloren: Einige der Schriftrollen wurden unter der Asche jahrhundertelang konserviert.

Beim Entschlüsseln einer dieser Rollen haben italienische Forschende nun Hinweise auf den Bestattungsort des griechischen Philosophen Platon entdeckt, die bisherige Vermutungen zur Lage seiner letzten Ruhestätte konkretisieren. Laut der Schrift befindet sich das Grab in einem privaten Garten auf dem Gelände von Platons Akademie in Athen nahe dem Museion, dem heiligen Schrein der Musen.

Archäologische Stätte der einstigen Platonischen Akademie in Athen. 

Foto von Tomisti / CC BY-SA 3.0

Das verschollene Werk eines Philosophen

Die nun entschlüsselte Schriftrolle enthält noch weitere Informationen zum Leben Platons. Denn bei der Papyrusrolle handelt es sich um eine Schrift des antiken Philosophen Philodem, der auch als Philodemos von Gadara bekannt ist. Er lebte von etwa 110 v. Chr. bis 40 v. Chr. ,also einige Jahrhunderte nach Platon, und verbrachte einen Teil seines Lebens in Herculaneum. Die Schriftrolle enthält den Text Geschichte der Akademie, in dem er von Platons Leben und Geschichte berichtet.

Neben dessen Ruhestätte spezifiziert Philodem darin auch weitere Stationen von Platons Leben. Demnach wurde der Philosoph wohl entweder im Jahr 404 v. Chr oder 399 v. Chr. als Sklave auf die Insel Ägina verkauft, also mit Ende 20 oder Anfang 30. Bisher ging man davon aus, dass Platon über 10 Jahre später in die Sklaverei verkauft wurde.

Außerdem enthält die Schrift auch direkte Zitate Platons, darunter einen Gesprächsausschnitt, in dem Platon sich negativ über die musikalischen Fähigkeiten eines Musikers aus Thrakien auslässt.

BELIEBT

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    Die mühsame Entzifferung der alten Schriftrollen wird mit einer Art Roboter-Auge vorgenommen.

    Rechts: Unten:

    Ein Teil der sichtbar gemachten Schrift.

    bilder von CNR-Institute of Cultural Heritage

    Geheime Informationen in verkohlten Schriftrollen

    An der Entschlüsselung der verkohlten Herculaneum-Schriftrollen arbeiten aktuell viele Forschende im Rahmen von gleich mehreren Projekten. Erst im Oktober 2023 ist es einem Studenten im Rahmen der sogenannten Vesuvius-Challenge gelungen, mithilfe von KI ein erstes Wort aus einer der eingerollten Schriftrollen zu entziffern. Schwierig gestaltet sich das Entschlüsseln der Informationen, weil die Rollen nicht einfach geöffnet und gelesen werden können. 

    Stattdessen kommen nicht-invasive Verfahren wie Infrarot- und Ultraviolett-Bildgebung und Scan-Verfahren zum Tragen. So gelang es jetzt auch dem italienischen Team, die Buchstaben auf dem Papyrus sichtbar zu machen und mit der zusätzlichen Hilfe eines KI-Programms etwa 1.000 Wörter einer Schriftrolle zu entziffern – ganze 30 Prozent ihres Inhalts. Ihre Forschung betreiben sie im Rahmen des Projekts GreekSchools. Dieses erforscht in Zusammenarbeit mit der Universität Pisa und dem italienischen Institute of Heritage Science (CNR ISPC) einige der verkohlten Rollen.

     

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