2.000 Jahre altes Fresko in Pompeji: Zeigt es eine Pizza?

In einer antiken Ausgrabungsstätte in Pompeji haben Archäologen ein besonderes Wandgemälde entdeckt. Darauf: ein runder, belegter Teig, der für Diskussionen sorgt.

Ist dieses antike Fresko aus Pompeji die älteste Darstellung einer Pizza?

Foto von Parco Archeologico di Pompei
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 6. Juli 2023, 09:04 MESZ

Ein Silbertablett und darauf angerichtet: ein Weinkelch, diverse Früchte – und eine Pizza? Ein Wandgemälde, das bei neuen Ausgrabungen in der Stätte Insula 10 der Regio IX in Pompeji im Atrium eines zerstörten antiken Hauses entdeckt wurde, wirft Fragen auf. 

Die runde Teigspeise links im Bild erinnert stark an das beliebte italienische Gericht, das nur wenige Kilometer entfernt und erst deutlich später – nämlich 1889 in Neapel – erfunden worden sein soll. Könnte es sich bei der 2.000 Jahre alten Darstellung also um einen Vorläufer der Pizza handeln? 

Speiseunterlage statt Pizza?

Eine echte Pizza sei der runde Teigfladen, der auf dem Fresko zu sehen ist, streng genommen nicht, erklären die Archäologen des Parco Archeologico di Pompei in einer Pressemitteilung. Denn dazu fehlten im Bild die charakteristischen Zutaten: Tomaten und Mozzarella. Diese existierten im antiken Italien noch nicht; Tomaten kamen erst Anfang des 16. Jahrhunderts aus Mittel- und Südamerika nach Europa, und Mozzarella wurde erstmals im 2. Jahrhundert n. Chr. in der Region von Neapel hergestellt. 

Die Hauswand, an der sich das Fresko befindet, war Teil des Atriums eines antiken Gebäudes, das durch den Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. zerstört wurde.

Foto von Parco Archeologico di Pompei

Nach der ersten ikonografischen Analyse des Stillleben-Freskos räumten die Forschenden allerdings ein: Es könne sich bei der Darstellung um einen entfernten Verwandten der heutigen Pizza handeln. Sie nehmen an, dass das Fladenbrot, das eher an eine Focaccia erinnert, in der Antike als Unterlage für verschiedene Speisen gedient haben könnte – im Bild erkennt man einen Granatapfel und möglicherweise eine Feige auf dem Teig, die offensichtlich mit Gewürzen oder Pesto verfeinert wurden. 

Schon im antiken Epos Aeneis des römischen Schriftstellers Vergil wird berichtet, wie trojanische Krieger die flachen Brote, die als ihre Speiseunterlage dienten, vor Hunger verzehrten.

BELIEBT

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    Gemälde inspiriert von Gastgeschenken 

    Rund 300 solcher Stillleben von Speisen sind aus den antiken Städten der Vesuv-Region bekannt. Sie wurden von den Gastgeschenken nach griechischer Tradition inspiriert. Das kürzlich ausgegrabene Fresko unterscheide sich von den anderen Abbildungen allerdings durch seine bemerkenswerte Ausführungsqualität, so die Forschenden. 

    Die Ausgrabungsstätte, in der das Fresko entdeckt wurde, umfasst große Teile der 79. n. Chr. durch den Vesuvausbruch verschütteten Stadt Pompeji. Asche und Lava begruben damals ganze Viertel unter sich und sorgten für die Konservierung von Gebäuden und Artefakten. Aus diesem Grund kommt es dort immer wieder zu neuen sensationellen Funden – wie dem Fladenbrot auf dem Wandgemälde, das der heutigen Pizza zum Verwechseln ähnlich sieht. 

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