Andere Länder, andere Sitten: Ungewöhnliche Silvesterbräuche in Europa
Apfelorakel, Trauben-Challenge, rote Unterwäsche: Jedes Land hat seine eigenen Silvestertraditionen. Manche Bräuche sind besinnlich, andere lustig – und einige ziemlich skurril. Wie Europa ins neue Jahr startet.
Feuerwerk: Für viele Menschen in Deutschland ein Muss an Silvester.
Silvester in Deutschland: Das ist „Dinner for One“, Fondue oder Raclette, Bleigießen und natürlich lautes Geböller. Wenn hierzulande Feuerwerk den Himmel erleuchtet, springen die Dänen von ihren Stühlen und die Spanier verschlingen Trauben im Takt der Kirchturmglocke. Erstaunlich, wie unterschiedlich die Silvesterbräuche in Europa sind. Alle aber haben eines gemeinsam: den Glauben an ein glückliches neues Jahr.
Silvestertraditionen: So feiert Europa
Dänemark
In unserem Nachbarland beginnt Silvester majestätisch: Um 18 Uhr hält König Frederik seine Neujahrsansprache. Danach läuft wie in Deutschland der TV-Kultsketch „Dinner for One“. Um Mitternacht hüpfen die Dänen dann vom Stuhl oder Sofa. Der Sprung ins neue Jahr soll Glück bringen. Dabei darf auch „Kransekage“ nicht fehlen, ein kegelförmiger Marzipankuchen, der traditionell zum Jahreswechsel gegessen wird.
Griechenland
Auch die Griechen backen einen Neujahrskuchen: „Vasilópita“ ist ein Hefe- oder Mürbeteiggebäck, in dem eine Münze versteckt ist. Um Mitternacht wird es nach einer festen Reihenfolge angeschnitten. Die ersten vier Stücke werden symbolisch an Jesus, Maria, den Heiligen Basilius und das Haus vergeben. Dann sind die Familienmitglieder an der Reihe. Wer auf die Münze beißt, soll im neuen Jahr Glück haben.
Kulinarisches Silvester-Highlight in Dänemark: der Kegelkuchen Kransekage
Tschechien
Glück und Zufriedenheit, Gesundheit und Wohlstand: Darum drehen sich die meisten Silvesterbräuche. Und so wird auch in Tschechien an Silvester das Schicksal gelesen. Allerdings nicht aus einer Glaskugel, sondern aus einem Apfel. Um Mitternacht wird die Frucht halbiert. Die Anordnung der Kerne zeigt, was das neue Jahr bringt: Eine Sternform steht für Glück, eine Kreuzform für Pech. Auch Linsen gehören zur Tradition, denn sie symbolisieren Münzen und damit Wohlstand.
Italien
Ähnlich ist es in Italien. Traditionell isst man Linsen mit Cotechino, einer Rohwurst aus Schweinefleisch. Viele tragen in der Neujahrsnacht rote Unterwäsche – auch die Männer. Historiker vermuten, dass die Ursprünge dieses Brauchs bis in die römische Kaiserzeit zurückreichen. Schon in der Antike galt rote Kleidung als Symbol für Glück und Wohlstand.
Linsen und Wurst werden in Italien gern an Silvester gegessen.
Spanien
Rote Unterwäsche gehört auch in Spanien zum Silvesterprogramm. Am wichtigsten aber sind den Spanierinnen und Spaniern ihre zwölf Glücktrauben: Wenn um Mitternacht die Kirchturmglocken läuten, muss bei jedem Glockenschlag eine Weinbeere verspeist werden – wer alle schafft, darf auf ein glückliches neues Jahr hoffen. Der bekannteste Ort für diese Tradition ist der Platz „Puerta del Sol“ in Madrid. Tausende Menschen treffen sich dort in der Silvesternacht zum gemeinsamen Traubenessen. Das Event wird auch im Fernsehen übertragen.
Polen
An Silvester wird in Polen traditionell nicht geputzt. Das Glück soll nämlich nicht einfach aus dem Haus gefegt werden. Um gute Geister ins Haus zu lassen, öffnet man die Türen. Eine Schuppe vom Weihnachtskarpfen im Portemonnaie bringt Geldsegen. Frauen auf Partnersuche streuen zum Jahreswechsel etwas Mohn in die Schuhe. Übrigens: Wachsgießen ist auch in Polen bekannt. Es wird jedoch nicht an Silvester zelebriert, sondern am Andreastag, dem letzten Samstag vor dem Advent.
Zwölf Glückstrauben: In Spanien werden sie in der Neujahrsnacht um Mitternacht verspeist.
Frankreich
Im Land der Gourmets wird der Silvesterabend gern mit Familie, Freunden und einem festlichen Dinner gefeiert. Traditionell gibt es dann Austern und Champagner. Glück bringt ein Kuss unter Mistelzweigen, die an der Tür hängen. Insgesamt feiern viele Franzosen den Jahresübergang eher ruhig. Privates Feuerwerk ist ohnehin vielerorts verboten.
Schweden
Die Schweden mögen es ebenfalls, den Silvesterabend kulinarisch glamourös zu feiern. Hummer, Austern, Champagner oder Sekt gehören in vielen Haushalten dazu. Oft reserviert man auch einen Tisch in einem gehobenen Restaurant. In den Großstädten finden große Silvesterevents statt. Und ähnlich wie in Deutschland gehört auch das Feuerwerk um Mitternacht dazu.
Türkei
Ein türkischer Silvesterabend beginnt oft mit Familie und Freunden an einem reich gedeckten Tisch und einem gebackenen Truthahn. Um Mitternacht werden dann in vielen Haushalten die Wasserhähne aufgedreht, um Reichtum und Segen zu sichern. Zudem hoffen viele Türken auf das Losglück der Neujahrslotterie. Feuerwerk spielt traditionell keine große Rolle, wird aber immer beliebter.