Psychologisches Erbe der Römer: Limes teilt Deutschland bis heute

Eine neue Studie zeigt, dass der römische Grenzwall bis heute Einfluss auf unser Leben hat: Auf der einen Seite sind die Menschen zufriedener als auf der anderen. Woran liegt das?

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 27. Feb. 2025, 09:04 MEZ
Eine Mauer mit einem Torbogen.

Die Porta Praetoria an der Südseite der Saalburg nördlich von Bad Homburg. Das ehemalige Kastell Saalburg ist ein Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes, der Deutschland durchzieht.

Foto von Carole Raddato / CC BY-SA 2.0

Straßen, Kastelle, Thermen – bis heute sind die Überreste der römischen Herrschaft in Deutschland vielerorts sichtbar. Eine Studie der Universität Jena zeigt nun, dass die Römer hierzulande aber nicht nur ein materielles Erbe hinterlassen haben, sondern auch ein psychologisches. 

So spiegelt die Lebensrealität in Deutschland bis heute die römische Herrschaft wider. Laut dem Studienteam sind Deutsche, die in ehemals römisch besetzten Gebieten leben, zufriedener als diejenigen, die in Gebieten wohnen, in denen die Römer nicht herrschten. Die Grenze des Wohlbefindens bilde dabei der Limes Germanicus, der ehemalige römische Grenzwall.

Ehemalige Herrschaft der Römer steigert Wohlbefinden

Der sogenannte Obergermanisch-Raetische Limes (ORL) zog sich einst vom Kleinkastell Rheinbrohl am Rhein in Rheinland-Pfalz bis zum Kastell Eining an der Donau in Bayern. Gemeinsam mit den Flüssen Rhein, Main und Donau bildete er die Grenze des Römischen Reiches innerhalb des heutigen Deutschlands.

Die Grenze des Römischen Reiches aus Rhein, Donau, Main und dem befestigten Grenzwall auf einer Landkarte.

Die Grenze des Römischen Reiches aus Rhein, Donau, Main und dem befestigten Grenzwall.

Foto von Obschonka, Wahl, Fritsch et al.

In der Studie werteten die Forschenden psychologische Daten von über 70.000 Menschen aus ganz Deutschland aus. Dazu nutze das Team Daten zu Gesundheitszustand und Lebenserwartung sowie Fragebögen zur Persönlichkeit der Menschen, die auf ihre Lebenszufriedenheit schließen ließen.  

Dabei stellte sich ein eindeutiger Unterschied zwischen Menschen, die heute innerhalb und außerhalb des ehemaligen Römischen Reichs wohnen. Südlich des Limes sind die Menschen heute durchschnittlich zufriedener, gesünder und leben länger als nördlich des Limes. Das allgemeine Wohlbefinden ist bis heute also dort höher, wo einst die Römer herrschten. Laut Michael Fritsch von der Universität Jena, der an der Studie mitgearbeitet hat, lässt sich daraus ein „psychologischer Langzeiteffekt des römischen Erbes in Deutschland“ ableiten.

BELIEBT

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    Nahaufnahme einer römischen Straße mit den einzelnen Steinen.

    Römisches Erbe fördert Wohlstand über Generationen

    Den Grund für diesen Unterschied sehen die Forschenden vor allem in den römischen lokalen Investitionen und den wirtschaftlichen Fortschritten wie dem Straßennetz und den Märkten, die die Römer in der Region südlich des Limes aufbauten. „Der Limeswall markierte die Grenze zwischen einer der fortschrittlichsten und einflussreichsten Zivilisationen der Geschichte und den vergleichsweise unterentwickelten germanischen Stämmen“, sagt Fritsch. Auf diesen unterschiedlichen Gegebenheiten haben Menschen dann über Generationen hinweg aufgebaut, sodass sich die wirtschaftlichen Vorteile über einen langen Zeitraum hinweg manifestiert haben – bis heute. 

    Die Studie zeigt, dass selbst Jahrhunderte und Jahrtausende zurückliegende regionale Entwicklungen Einfluss auf die Gegenwart haben. „Die römische Besatzung hinterließ ein bedeutendes und dauerhaftes wirtschaftliches sowie kulturelles Erbe, das sich – so unsere Vermutung – nun auch in den psychologischen Landkarten widerspiegelt“, so Fritsch.

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