Sondengänger aus NRW findet römisches Miniatur-Schloss

Auf einem Acker hat ein Sondengänger ein bisher einzigartiges römisches Dosenschloss entdeckt. Archäologen haben das Artefakt nun untersucht.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 11. Feb. 2025, 08:50 MEZ
Goldenes Dosenschloss auf einem schwarzen Untergrund.

Das bislang einzigartige römische Miniaturschloss.

Foto von LWL /S. Brentführer

Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben den Fund eines römischen Miniaturschlosses bekannt gegeben, das ein Sondengänger auf einem Acker in Petershagen in Nordrhein-Westfalen entdeckt hat. Der Direktor des LWL, Georg Lunemann, bezeichnet das Artefakt als „hochkarätigen Fund“, der bisher weltweit einzigartig ist. „Das Schloss ist kleiner als die Ein-Euro-Münze, aber so viel wertvoller“, so Lunemann.

Konkret handelt es sich bei dem Schloss um ein sogenanntes Dosenschloss, eine Art antikes Vorhängeschloss, mit dem Türen, Fenster oder Truhen sicher verschlossen werden konnten.

Einzigartiger Fund aus Westfalen

Die genauen Maße des Schlosses betragen 1,1 mal 1,2 Zentimeter. Trotz der teilweise verrosteten Stellen sind Form und Details noch gut erkennbar. Die Forschenden konnten die Rückstände eines Kettengliedes an der Seite des Schlosses finden, das beweist, dass es sich bei dem Fund um ein Dosenschloss handelt. Kette und Schlüssel konnten im Acker aber nicht gefunden werden.

Das Schloss in der Erde des Ackers.

So fand der lizenzierte Sondengänger Constantin Fried das Schloss bereits im Jahr 2023 auf einem Acker vor.

Foto von LWL / C. Fried

Dass es sich um ein römisches Schloss handelt, zeigt der Vergleich mit ähnlichen, größeren römischen Schlössern dieser Art. Diese sind normalerweise aus Eisen oder Bronze gefertigt – das aktuelle Miniaturschloss hingegen besteht zu großen Teilen aus Gold. Datiert wurde das Artefakt auf das 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. Die Forschenden vermuten, dass das Schloss von einem hochspezialisierten römischen Kunsthandwerker oder Schlosser gefertigt wurde.

Mithilfe einer 3D-Neutronen-Computertomografie (CT), die eine Art Röntgenbild in höherer Auflösung erstellt, konnte festgestellt werden, dass das Schloss einst trotz seiner Miniaturgröße funktionstüchtig war. Daran hatten die Archäolog*innen zunächst Zweifel. Allerdings ist der Mechanismus schon damals beschädigt worden, möglicherweise beim Versuch, das Schloss aufzubrechen oder zu reparieren. 

In einem zweiten Schritt rekonstruierten die Forschenden das Schloss. Dabei halfen die CT-Bilder sowie der gute Zustand des Fundes. Der vergrößerte Maßstab von 1:4 der Rekonstruktion macht die Feinheiten und die Funktionsweise des antiken Kettenschlosses sichtbar.

BELIEBT

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    Die Rekonstruktion des Schlosses mit Kette im geschlossenen Zustand

    Die Rekonstruktion des Schlosses mit Kette im geschlossenen Zustand. Rekonstruktion: LWL /Eugen Müsch

    Foto von LWL /Stefan Brentführer

    Wie kam das Schloss nach Westfalen?

    Trotz der bisher angestellten Forschung zu dem Miniaturschloss bleiben noch einige Fragen offen. Da der Fund bisher einzigartig ist, ist beispielsweise unklar, ob es eine seltene Einzelanfertigung war oder bisher nur keine ähnlichen Schlösser gefunden wurden. 

    Außerdem ist noch unbekannt, wie das Artefakt nach Petershagen kam. „Vielleicht hat ein Angehöriger einer einheimischen Elite das exquisite Kleinod bei seiner Rückkehr aus dem römischen Militärdienst als Andenken oder Geschenk mit zurück in die Heimat gebracht“, sagte Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie. Ob es zu diesem Zeitpunkt noch funktionierte oder bereits zu einem funktionslosen, aber kostbaren Schmuckstück geworden ist, sei aber ebenfalls noch nicht sicher.

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