Gute Witze, starker Harndrang: Die kuriosesten Todesfälle der Geschichte

Manche historischen Persönlichkeiten sind unter skurrilen Umständen aus dem Leben geschieden. Von großem Pech und bizarren Unfällen.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 15. Apr. 2025, 08:47 MESZ
Molière liegt blass auf dem bettähnlichen Sterbestuhl.

Im Jahr 1806 malte Pierre-Auguste Vafflard Molière auf seinem Sterbestuhl. Die Umstände des Ablebens des französischen Schauspielers waren äußerst ungewöhnlich.

Foto von Pierre-Auguste Vafflard, 1777–1837 / Wikimedia Commons

 „Nur zwei Dinge auf Erden sind uns ganz sicher: der Tod und die Steuer.“ Der US-amerikanische Staatsmann und Erfinder Benjamin Franklin, von dem dieses Zitat stammt, starb im Alter von 84 Jahren nach langer Krankheit im Kreise seiner Familie. Der sichere Tod hatte ihn, wie die meisten Menschen, auf berechenbare, ja gewöhnliche Weise eingeholt.

Doch nicht für alle endet das letzte Kapitel ihres Lebens so unspektakulär. Im Laufe der Geschichte wurden einige Sterbefälle bekannt, deren Umstände geradezu kurios anmuten und – so makaber das ist – manchmal sogar zum Lachen anregen.

Der letzte Witz

Dabei muss man Vorsicht walten lassen, denn unkontrollierbare Lachanfälle zählen zu den häufigeren skurrilen Todesursachen. Unter anderem sollen der altgriechische Komödiendichter Philemon der Ältere und sein Zeitgenosse, der Philosoph Chrysippos von Soloi, sich unabhängig voneinander totgelacht haben – zufällig aber beide über Esel, die Feigen fraßen.

Dasselbe Schicksal – allerdings ohne dass Esel involviert waren – ereilte der Legende nach im Jahr 1410 Martin I.. Nachdem der König von Aragón eine ganze Gans gegessen hatte, litt er unter Verstopfung und zog sich in sein Gemach zurück. Als sein Hofnarr ihn dort aufsuchte und ihm einen Witz erzählte, lachte Martin I. so sehr, dass er daran starb.

Fast 150 Jahre später soll das Leben des italienischen Schriftstellers Pietro Aretino ebenfalls mit einem Witz geendet haben – seinem eigenen. Diesen fand er offenbar so gut, dass er nicht aufhören konnte, darüber zu lachen, rückwärts vom Stuhl fiel und sich den Hals brach.

An einem Genickbruch starb auch Hans Staininger, der Stadthauptmann von Braunau am Inn. Sein Markenzeichen war sein rund zwei Meter langer Bart, den er normalerweise aufgerollt in einem Beutel trug. Als er darauf an einem schicksalhaften Tag im Jahr 1567 verzichtete, trat er aus Versehen auf das lange Gesichtshaar, stürzte und brach sich wie Aretino den Hals – allerdings ganz ohne zuvor noch einen guten Witz gehört zu haben.

Der Moment, in dem der italienische Schriftsteller vor Lachen vom Stuhl fällt und stirbt.
Steinfigur stellt Staininger und seinen langen Bart dar.
Links: Oben:

Das Gemälde Der Tod des Pietro Aretino des deutschen Malers Anselm Feuerbach zeigt den Moment, in dem der italienische Schriftsteller vor Lachen vom Stuhl fällt – und stirbt.

Foto von Anselm Feuerbach, 1829-1880 / Kunstmuseum Basel / Wikimedia Commons
Rechts: Unten:

Auf dem Grabstein von Hans Staininger in Braunau am Inn ist sein langer Bart, der ihm den Tod brachte, in ganzer Pracht verewigt. Die Barthaare wurden aufbewahrt und sind heute im Bezirksmuseum Herzogsburg zu sehen.

Foto von Benutzer: M.M. / Wikimedia Commons

Atemlos in den Tod

Ähnlich großes Pech hatte Claudius Drusus, der älteste Sohn des späteren römischen Kaisers Claudius. Als er eine Birne in die Luft warf, gelang es ihm, diese mit dem Mund aufzufangen. Viel Zeit, sich über den gelungenen Trick zu freuen, blieb ihm aber nicht. Laut dem kaiserlichen Biographen Sueton fiel das tödliche Obst direkt in den Rachen des Jungen, der daran sofort erstickte.

Auch Drako blieb im Jahr 600 v. Chr. die Luft weg. Der Gesetzgeber erließ im antiken Athen eine Reihe strenger, eben drakonischer, Gesetze, die für viele Vergehen die Todesstrafe vorsahen. Trotzdem erfreute er sich in manchen Kreisen großer Beliebtheit, wie sich laut der Suda, einer byzantinischen Enzyklopädie, bei einem Theaterbesuch Drakos auf der griechischen Insel Ägina zeigte. Als Zeichen ihrer Verehrung bewarfen seine Anhänger ihn mit Mänteln, Hemden und Hüten. Die Bewunderungsgeste ging nach hinten los: Drako erstickte unter dem Berg aus Textilien.

Rekordverdächtig sterben

Eine andere Persönlichkeit, die unter Jubel starb, war der irisch-amerikanische Jockey Frank Hayes. Im Jahr 1923 gewann er mit einer Kopflänge ein Pferderennen auf der Galoppbahn in Belmont Park, Long Island. Doch seinen Sieg erlebte Hayes nicht mehr, denn er war während des Rennens auf dem Rücken seines Pferdes an einem Herzinfarkt gestorben. Dieser Umstand sicherte ihm einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde: als erster – und bis heute einziger – Jockey, der nach seinem Tod ein Rennen gewann.

Gleich drei Rekorde hält bis heute William Henry Harrison, der neunte Präsident der Vereinigten Staaten. Den ersten stellte er mit seiner zweistündigen Antrittsrede auf, der längsten in der Geschichte der USA. Er hielt sie am 4. März 1841 bei starkem Schneefall vor dem Kapitol – ohne Mantel. Die Erkältung, die er sich dabei zuzog, wurde zu einer Lungenentzündung, an der Harrison einen Monat später starb. Das macht ihn zum Präsidenten mit der kürzesten Amtszeit und zum ersten Präsidenten, der im Amt aus dem Leben schied – der zweite und dritte Rekord.

BELIEBT

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    Der Präsident in seinem Sterbebett umringt von Menschen.

    Mit Mantel wäre das nicht passiert: Nur einen Monat nach seiner Amtseinführung stirbt der neunte US-Präsident William Henry Harrison an einer Lungenentzündung.

    Foto von Library of Congress / Wikimedia Commons

    Eine Lungenentzündung raffte auch den englischen Philosoph und Staatsmann Francis Bacon dahin – und wieder war Schnee im Spiel. Obwohl er als Wegbereiter des Empirismus gilt, ist nur ein empirisches Experiment von Bacon überliefert – und dieses kostete ihn das Leben. Um herauszufinden, ob sich dadurch die Haltbarkeit toter Hühner verlängern lässt, stopfte er die Vögel mit Schnee aus. Dabei zog er sich eine Erkältung zu, die sich zu einer Lungenentzündung entwickelte, an der Bacon am 9. April 1626 starb.

    Durchhalten um jeden Preis

    Manche sterben – wenn auch ungewollt – für die Wissenschaft, andere, wie der französische Schauspieler Molière, für die Kunst. Gesundheitlich bereits stark angeschlagen, trat der 51-jährige am 17. Februar 1673 ein letztes Mal auf die Bühne – ironischerweise in der Hauptrolle des Argan in der Komödie Der eingebildete Kranke. Während der Aufführung erlitt Molière einen Schwächeanfall mit Blutsturz, von dem die Zuschauer zunächst dachten, er gehöre zur Inszenierung. Der Schauspieler wurde auf dem Stuhl, auf dem er saß, von der Bühne in seine nahegelegene Wohnung getragen. Dort starb er – noch im Kostüm.

    Gemälde: Ein Mann steht hinter dem sitzenden Präsidenten und richtet eine Pistole auf ihn.

    Echtes Durchhalte- beziehungsweise Anhaltevermögen bewies auch der dänische Astronom Tycho Brahe. Dieser nahm am 13. Oktober 1601 an einem Festbankett von Kaiser Rudolph II. teil – und verspürte Harndrang. Das Problem: Die Hofetikette untersagte es, sich von der Tafel zu erheben, bevor der Gastgeber dies tat. Also kämpfte Brahe gegen sein Bedürfnis an, mit der Folge, dass er sich einen Blasenriss zuzog. Nicht nur musste er wegen der Schmerzen das Bankett schließlich doch frühzeitig verlassen, die Verletzung brachte ihm nach zehn qualvollen Tagen außerdem den Tod.

    Tödlicher Toilettengang

    Während Brahe der Toilettengang vermutlich das Leben gerettet hätte, war er für Edmund II., König von England, das Todesurteil. Denn am 30. November 1016 lauerte in der Jauchegrube unter dem Abort ein Attentäter auf den Monarchen, der ihm sein Mordwerkzeug zweimal in „die niederen Teile“ rammte, bevor er floh. Der Mörder soll aus der Familie gestammt haben: Vermutet wird, dass Edmunds Schwager Eadric Streona seinen eigenen Sohn beauftragt hat, den Onkel umzubringen. Das Motiv: Machtgier.

    Ein Kampfgeschehen und daneben die Toilette, auf der der tote Prinz sitzt.

    Diese Illustration aus dem mittelalterlichen Manuskript Life of St Edward the Confessor, das Mitte des 13. Jahrhunderts publiziert wurde, zeigt auf der rechten Seite den toten Edmund II. auf der Toilette.

    Foto von Cambridge University Library

    Im Jahr 581 v. Chr. schied auch Gong Jing von Jin auf beziehungsweise in der Toilette aus dem Leben. Laut dem historischen chinesischen Text Zuo Zhuan soll der zu diesem Zeitpunkt bereits unheilbar kranke Herzog des antiken Staates Ji im Anschluss an einen Albtraum einen Wu – also einen Schamanen – konsultiert haben. Dieser prophezeite dem Herrscher, er würde den Weizen der neuen Ernte nicht mehr essen.

    Als die Erntezeit kam, ließ der Gong sich den Weizen servieren und den Wu herbeiholen, um ihm triumphierend zu zeigen, dass seine Vorhersage falsch gewesen war. Als er mit dem Essen beginnen wollte, fühlte der Herzog sich aber plötzlich aufgebläht, suchte die Toilette auf und fiel versehentlich hinein. Auf diese Weise starb er, bevor er den neuen Weizen verzehren konnte, und der Wu behielt recht – was er jedoch nie erfuhr, denn zuvor hatte Gong Jing von Jin ihn für seine vermeintlich unzutreffende Prophezeiung hinrichten lassen.

    Mehr Todesfälle unter kuriosen Umständen folgen in unserer Galerie Unfall, Ehrgeiz, Pech: fünf historische Sterbefälle:

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