Surreale Aufnahmen einer mystischen „Mondlandschaft“

In der indischen Region Ladakh hielt ein Fotograf das Leben an einem einzigartigen Ort fest.

Von Christine Blau
bilder von Yuri Andries
Veröffentlicht am 12. Sept. 2018, 13:29 MESZ, Aktualisiert am 6. Jan. 2021, 16:30 MEZ
Eine Buddha Statue thront über Ladakh, India.
Eine Buddha Statue thront über Ladakh, India.

In einer entlegenen Ecke im nördlichen Indien befindet sich eine mystische „Mondlandschaft“ in der Region Ladakh. In der kargen Bergwüste verstecken sich tibetisch-buddhistische Klöster zwischen einigen der eindrucksvollsten Berge der Welt. Das Gebiet war lange Zeit zwischen mächtigen Nachbarn gefangen und öffnete sich wenigen Reisenden erst in den Siebzigern. Nun zieht es Fotografen wie den Belgier Yuri Andries in diese fremdartige Region, um deren zahlreiche Kontraste zu dokumentieren.

„Es gibt viele Spannungen zwischen Ladakh und den umliegenden Ländern“, sagt Andries, der seine Aufnahmen aus der Region in seiner Serie „Moonland“ präsentiert. „Aber gleichzeitig ist es ein magischer Ort.“

Ladakh liegt strategisch günstig an alten Handelsrouten im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir, um den ein territorialer Konflikt zwischen China, Indien und Pakistan besteht. Auch heute noch gibt es dort eine indische Militärpräsenz. Dennoch können Reisende stundenlang über die vermeintliche Mondlandschaft fahren, ohne einem einzigen Menschen zu begegnen. 

Andries lieh sich ein Motorrad aus, um die tibetischen Buddhisten, die Schiiten und die kleineren Gemeinden von Sunniten und Christen zu finden, die zwischen den Gipfeln der Kunlun-Gebirgskette und des mächtigen Himalaya leben. Die Dörfer sind über steinige Straßen miteinander verbunden. Es gibt keinen Handyempfang, kein Internet, keine Tankstellen und kaum Menschen.

Eine Alpenkrähe fliegt über die Dünen der Bergwüste in der Nähe von Hunder in Ladakh.
Foto von Yuri Andries

„Wenn man in ein buddhistisches Dorf fährt, laden einen die Menschen sofort zu sich nach Hause ein. Das machen sie wirklich. Sie geben einem Chai und vielleicht sogar „Momos“, wie sie ihre Teigtaschen nennen. Manchmal gibt es aber eine Sprachbarriere und es geht einfach nur darum, einander Gesellschaft zu leisten und dieses Gefühl zu erleben, einander zu vertrauen.“

Schüler der Lamdon-Schule arbeiten im Freien. Die Einrichtung widmet sich dem Erhalt der Traditionen und Kultur von Ladakh.
Foto von Yuri Andries
Gebetsflaggen heißen die Schüler der Lamdon-Schule in Leh – der größten Stadt in Ladakh – willkommen.
Foto von Yuri Andries

Diese persönlichen Verbindungen vor dem einsamen Hintergrund sind in Andries’ Werken ein zentrales Thema. „Für mich ist das so eine Art Porträt“, erklärt er. „Ich wollte eine gewisse Verherrlichung an diesen Ort bringen. Ich möchte, dass [die Menschen in Ladakh] an die Welt glauben, die ich ihnen zeige.“

Tatsächlich erlebt die Region einen touristischen Aufschwung, der die natürlichen Ressourcen belastet, die viele Besucher überhaupt erst anlocken. Die Landwirtschaft ist auf das Schmelzwasser der Gletscher angewiesen, die von den stetig steigenden Temperaturen durch den Klimawandel bedroht sind.

Aber die Bergbewohner, die seit Generationen in Ladakh leben und sich durch ihre Widerstandsfähigkeit auszeichnen, sind für den Rest der Welt in Sachen Nachhaltigkeit ein echtes Vorbild. Die Lehmbauten sind noch von alten Bautechniken beeinflusst, die große Höhenlage eignet sich zur Nutzung von Solarenergie und auf Bauernhöfen bewirtschaften Touristen im Gegenzug für einen Schlafplatz die Äcker.

Andries übernachtete in der ökologischen Schule SECMOL, die von dem Ingenieur Sonam Wangchuk gegründet wurde, der auch die Eis-Stupa erfunden hat. Die preisgekrönte Innovation erzeugt einen künstlichen Gletscher, indem sie die Bergflüsse in einen Geysir umlenkt, der im Winter zu einem Eiskegel gefriert. Im darauffolgenden Sommer schmilzt das Eis und sorgt für eine größere Wassermenge für die jungen Feldfrüchte. 

Die Einheimischen wissen dieses Land voller weißer Stupas – gebauten und natürlichen – zu schätzen, wo bunte Gebetsflaggen in einsamen Dörfern wehen, die zwischen kargen Plateaus, Bergseen und versteckten Lagunen verstreut liegen. In Ladakh fand Andries Inspiration: „Ich wollte der Welt zeigen, wo der Betrachter an die Existenz eines solchen Paradieses glauben kann.“

Ein Paar genießt den Blick auf die fremdartige Landschaft Ladakhs.
Foto von Yuri Andries

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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