Milzbrand könnte 100 Flusspferde in Namibia getötet haben
Innerhalb einer Woche wurden die mehrere Tonnen schweren Kadaver in einem Nationalpark entdeckt.
Es ist ein schockierender Anblick.
Zahlreiche Flusspferde, manche liegen auf der Seite, andere mit dem Bauch nach oben. Alle sind auf rätselhafte Weise gestorben und halb in einem See in Namibia versunken. Was noch mehr Fragen aufwirft, ist die Geschwindigkeit, mit der das passiert ist.
Das erste Flusspferd wurde am 1. Oktober entdeckt, sagt Johnson Ndokosho, der amtierende Leiter des Ministeriums für Umwelt und Tourismus in Namibia. Seitdem sind mindestens 100 weitere Kadaver im westlichen Teil des Bwabwata-Nationalparks aufgetaucht. Der Park befindet sich in einem schmalen Landstreifen im Nordosten von Namibia, zwischen Angola und Botswana.
„Es hat sich erst nach einer ganzen Weile verbreitet“, sagt Ndokosho. Erste Theorien für das Massensterben hatten es in Zusammenhang mit früheren Vorkommnissen dieser Art gesetzt, die von einer tödlichen, bakteriellen Infektion verursacht worden waren. Ihr Name ist den meisten Menschen ein Begriff.
„Wir vermuten, dass Milzbrand der Grund für ihren Tod war, müssen das aber noch bestätigen“, sagt der Ministerialbeamte in einem Telefoninterview. Er betonte, dass präventive Maßnahmen gegen Milzbrand nur schwer eingeleitet werden können, solange die Tests noch laufen.
„Wir können nicht viel tun“, sagt Ndokosho. „Wir können die Wildtiere nicht umsiedeln.“
Berichte über mehrere tote Wasserbüffel liegen ebenfalls vor. Aber weil die toten Flusspferde in einem abgelegenen Gebiet des Parks und weit weg von Viehzuchtbetrieben liegen, bestehe keine große Gefahr für eine Ausbreitung der Krankheit, sagt Ndokosho.
Im Jahr 2004 waren bereits in Uganda etwa 200 Flusspferde bei einem Ausbruch von Milzbrand verendet. Die Wissenschaftler brauchten Monate, bevor die offizielle Diagnose feststand und mindestens zehn Menschen starben durch den Verzehr von kontaminiertem Flusspferdfleisch.
Woher kam es?
Milzbrand ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Bacillus anthracis verursacht wird. Man geht davon aus, dass Wildtiere auf natürliche Weise damit in Kontakt kommen, wenn Gewässer austrocknen. Milzbrand ist zwar dafür berüchtigt, als biologische Waffe benutzt zu werden, doch das Bakterium kommt natürlicherweise im Boden vor, wo es unentdeckt jahrzehntelang schlummern kann.
Laut den Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention produziert das Bakterium Sporen, die „aktiviert“ werden können, wenn sie in einen lebenden Organismus eindringen. Ab diesem Zeitpunkt vermehren sich die Bakterien und breiten sich im Körper aus, wo sie eine lebensbedrohliche Krankheit auslösen, die unbehandelt zum Tod führt.
In einem Interview mit der Regionalzeitung New Era machte Colgar Sikopo, Leiter von Namibias Verwaltungsabteilung für Nationalparks und Wildtiere, den niedrigen Stand des Flusswassers für den Ausbruch verantwortlich. Dieser könnte verseuchte Erde freigelegt haben.
Das Ministerium warnt die Einheimischen vor dem Verzehr von toten Tieren in dieser Region. Die Flusspferdkadaver werden verbrannt, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
„Das Sterben der Tiere beunruhigt uns, aber wir machen uns keine Sorgen um die [generelle Gesundheitssituation der] Bevölkerung“, sagt Ndokosho. Flusspferde stehen als „gefährdet“ auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion. In und um Namibia leben geschätzt 3.300 Tiere. |
Bwabwata liegt direkt im Norden des Okavangodeltas, dem größten Süßwassersumpfgebiet im südlichen Afrika. Dieses beheimatet eine große Vielzahl von Wildtieren.
Die Untersuchungen dauern zum jetzigen Zeitpunkt noch an.