Insekten, die in Insekten leben – oder auf unserem Gesicht

Pferdemägen, menschliche Wimpern, Salzseen – einige Insekten suchen sich recht schräge Immobilien aus.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 7. Dez. 2017, 15:00 MEZ
Haben Milben Sex auf meinem Gesicht? Fragen, auf die man vielleicht keine Antwort will …

DENVER, COLORADO – Für viele Insekten gibt es das Problem des Wohnraummangels nicht. Einige von ihnen suchen sich besonders seltsame Orte zum Leben aus – zum Beispiel uns.

Beim jährlichen Treffen der Entomological Society of America haben wir Experten nach Käfern mit seltsamen Immobilien-Vorlieben gefragt.

Die Pferdemagenbremse zum Beispiel ist ein gefährlicher Schädling, dessen Larven in den Magen von Pferden gelangen. Dort heften sich die Tiere mit kleinen Mundhaken an die Magenwände und wandern erst nach einigen Monaten durch den Verdauungstrakt der Pferde, um ausgeschieden zu werden.

„Das ist ein ernstes Gesundheitsproblem“, das schmerzhafte Symptome verursachen kann, darunter lose Zähne, Koliken und Geschwüre, sagte Susan Weller. Die Präsidentin der Gesellschaft ist eine Entomologin der Universität von Minnesota.

LUNGENENZIAN-AMEISENBLÄULING

Die Raupen dieser schönen Schmetterlinge sind gewissermaßen die Kuckucke der Insektenwelt. Sie schleichen sich in die Nester anderer Insektenarten und schmarotzen bei ahnungslosen Fremden.

Einige Raupen der Lycaenidae-Familie dringen in Ameisenhügel ein und geben sich als Ameisenlarven aus.

Ameisen der Gattung Myrmica kümmern sich um eine Raupe des Lungenenzian-Ameisenbläulings.
Foto von Darlyne A. Murawski, National Geographic Creative

„Sie tricksen Ameisen aus, die dann glauben, sie würden zu ihnen gehören, und dann schlagen sie zu.“ Sie fressen die Ameisenraupen, bis sie sich irgendwann verpuppen, sagt Felix Sperling, ein Entomologe der Universität von Alberta. Die Eindringlinge erhalten kostenlose Mahlzeiten und einen sicheren Ort zum Heranwachsen.

Einige Arten, wie die Raupe des Lungenenzian-Ameisenbläulings, dringen in Ameisennester ein und sondern eine süßliche, begehrte Flüssigkeit ab, die dafür sorgt, dass die Ameisen eher die Raupe als ihre eigenen Larven füttern.

HYPERPARASITEN

„Es gibt Käfer, die in Käfern leben, die in Käfern leben“, sagt Judie Bronstein, eine Ökologin der Universität von Arizona.

Ein sogenannter Hyperparasit ist ein Parasit, der andere Parasiten befällt.

Die Raupe des Kleinen Kohlweißlings ist besonders anfällig für parasitäre Wespen.
Foto von Cisca Castelijns, Nis, Minden Pictures, National Geographic Creative

Die Raupen des Kleinen Kohlweißlings werden beispielsweise von zwei parasitären Wespenarten befallen, die wiederum von einer dritten Wespe befallen werden.

Karma? Vielleicht.

SALZFLIEGEN

Der Mono Lake in Kalifornien ist zwei- bis dreimal salziger als das Meer, sodass darin keinerlei Fische überleben können. Allerdings gibt es dort Fliegen der Art Ephydra hians, die sich von Algen ernähren.

Sie haben zahlreiche kleine Härchen an ihrem Körper, in denen sich Luftblasen sammeln. Dadurch können die Insekten bis zu 15 Minuten unter Wasser verbringen. Die Larven dieser Fliegen können dank spezieller Drüsen das Carbonat aus dem See verarbeiten.

Die weiblichen Fliegen laufen auf den See hinaus und heften ihre Eier an Algenmatten oder in Bimssteinspalten.

Da es im und am See nur so wenige heimische Tier- und Pflanzenarten gibt, sind die Fliegen eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, sagt Jeffrey Oliver, ein Datenspezialist der Universität von Arizona und ehemaliger Entomologe.

HAARBALGMILBEN

Für die Haarbalgmilben sind wir der Boden, auf dem sie geboren werden und sterben – besonders auf unserem Gesicht und unseren Wimpern.

Eine Studie der Universität von North Carolina fand 2014 heraus, dass 100 Prozent der Studienteilnehmer mindestens eine Haarbalgmilbenart auf dem Gesicht hatten. Die Tiere ernähren sich dort von dem Öl in den Haarfollikeln.

Diese kleinen Spinnentiere stellen allerdings keine Gefahr dar – außer vielleicht für den ruhigen Schlaf des ein oder anderen.

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