Hunderte tote Delfine stellen Wissenschaftler vor ein Rätsel

Seit Dezember werden jeden Tag tote Delfine an brasilianische Strände gespült.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 12. Jan. 2018, 09:47 MEZ
„Der Tod seltener Guyana-Delfine vor Brasilien bleibt ein Rätsel. Innerhalb von 18 Tagen wurden 88 tote Delfine aus der Bucht von Sepetiba geholt.“

Seit Mitte Dezember wurden jeden Tag vier oder fünf tote Guyana-Delfine an den Stränden Brasiliens angespült. Die Ursache ist noch immer unklar, und Naturschützer sind ob der zahlreichen Todesfälle ratlos.

Die Associated Press berichtete, dass seit dem 16. Dezember mindestens 88 Delfine in der Bucht von Sepetiba angespült wurden, einem Küstengebiet etwa 70 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt. Das sind mehr als zehn Prozent des bekannten Delfinbestandes der Bucht, der mit geschätzten 800 Tieren die weltweit größte Population dieser Art ausmachen könnte. (Lesenswert: Die Sprache der Delfine: Wir müssen reden)

Lokale Naturschutzorganisationen wie das Boto Cinza Institute und SOS Botos untersuchen die Haut, das Blut und die Knochen der Kadaver. Wissenschaftler vermuten, dass ein Bakterium oder ein Virus für die Vorfälle verantwortlich sein könnte. Falls eine Krankheit diagnostiziert werden sollte, die von einem Erreger ausgelöst wurde, könnten laut Angaben von Leonardo Flach 70 bis 80 Prozent der Population sterben. Er ist der Chefkoordinator des Boto Cinza Institue.

Delfine pflegen enge soziale Bindungen und leben oft in Gruppen von bis zu 200 Tieren – eine ansteckende Krankheit könnte daher verheerende Folgen haben. Die Laborergebnisse werden für Ende Januar erwartet.

„An einem Tag finden wir Kadaver von ausgewachsenen Männchen, am nächsten Tag von Weibchen und [Jungtieren]. Die meisten von ihnen sind ziemlich mager und weisen tiefe Verletzungen der Haut auf“, sagte Flach gegenüber ABC News.

Die Guyana-Delfine haben derzeit aufgrund von Datenmangel noch keinen offiziellen Gefährdungsstatus von der Weltnaturschutzunion erhalten, sollten laut Flach aber als stark gefährdet betrachtet werden. In der Vergangenheit betrug die Todesrate der Guyana-Delfine in der Region ungefähr fünf pro Monat, was auf Überfischung und chemische Verschmutzung zurückzuführen war. 2016 wurden insgesamt 69 tote Tiere gemeldet, 2010 waren es 32.

Flach zufolge ist die Gegend um Rio de Janeiro herum stark verschmutzt, und die illegale Jagd auf Delfine greife ungezügelt um sich. Die Bucht von Sepetiba wird von Eigentumswohnungen, Werften und Häfen gesäumt, aber es ist nicht klar, wie diese bauliche Erschließung sich vielleicht auf die Meerestiere auswirken könnte. (Lesenswert: Mysteriöse Ursache toter Haie (teilweise) aufgeklärt)

„Sie sind eine stark gefährdete Art“, sagt Flach, „aber mit dieser unbekannten Krankheit hoffen wir jetzt, dass wir mehr Druck auf die Behörden ausüben können, damit sie uns dabei helfen, die Delfine zu retten.“

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