Alleinerziehende Väter im Tierreich

Ob Wanze, Seepferdchen oder Nandu: Diese Tierväter geben alles für den Nachwuchs.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 21. Juni 2018, 15:25 MESZ, Aktualisiert am 6. Okt. 2021, 10:20 MESZ
Riesenwanzen der Art Abedus herberti sind dafür bekannt, dass sie zubeißen können – aber auch für ...
Riesenwanzen der Art Abedus herberti sind dafür bekannt, dass sie zubeißen können – aber auch für ihre väterliche Fürsorge. Das Weibchen legt ihre Eier auf dem Rücken des Männchens ab, das sich um die Brut kümmert, bis die Jungen schlüpfen.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Kindererziehung ist kein Kinderspiel – und wenn man allein ist, kann sie sogar noch schwieriger sein.

Davon können auch einige Tierväter ein Lied singen. Trotzdem scheuen sie keine Mühen, um ihren Nachwuchs durch die gefährlichen ersten Wochen und Monate zu bringen, bis er auf eigenen Flossen oder Füßen steht.

Riesenwanzen

Männliche Riesenwanzen hängen sehr an ihrem Nachwuchs. Oder eher andersherum:

„Die Weibchen legen ihre Eier auf den Rücken des Männchens“, erklärt Blake Newton von der University of Kentucky. Danach machen sie sich auf und davon und überlassen die Brutpflege dem Männchen.

Wie alle Väter müssen auch männliche Riesenwanzen einen Gang runterschalten, sobald die Kinder mit an Bord sind.

Fliegen ist dann zum Beispiel nicht mehr drin. „Die Eier kleben auf ihren Flügeln“, sagt Kate Boersma, eine Entomologin von der University of San Diego. Dadurch wird Fliegen für sie unmöglich.

Unter Wasser bleiben die Väter auch näher an der Oberfläche, um sicherzustellen, dass ihr Nachwuchs genug Sauerstoff bekommt.

„Sie machen an der Wasseroberfläche etwas, das wie Liegestütze aussieht, damit das Wasser um die Eier zirkuliert“, sagt Boersma. Je nach Art kann es bis zu einem Monat dauern, bis die Jungtiere endlich schlüpfen.

Ein schlechter Vater hinterlässt immer Spuren

Seepferdchen

Männliche Seepferdchen sind berühmt für ihre Schwangerschaften – sie tragen die Jungtiere aus, die etwa 24 Tage lang in ihrer Bauchtasche heranreifen.  

Bei einer Studie aus dem Jahr 2015 fand man auch heraus, dass diese Fische, die in flachen, warmen Gewässern auf der ganzen Welt leben, Gemeinsamkeiten mit menschlichen Müttern haben. In ihrer Bauchtasche versorgen die Männchen nach Nachwuchs mit Nährstoffen, entsorgen Ausscheidungen und sorgen für Gasaustausch – ähnlich wie eine Plazenta.

Neue "verspielte" Seepferdchen-Art entdeckt
Dieses Pygmäenseepferdchen ist winzig – nur so groß wie ein Reiskorn. Forscher entdeckten kürzlich, dass das farbenfrohe Tier eine eigene Art darstellt.

Die Studie der University of Sydney fand außerdem heraus, dass sich die Gene, welche die Schwangerschaft regulieren, bei Seepferdchen und anderen Tieren (darunter Säugetiere, Reptilien und lebendgebärende Fische) ähneln.

Dreistachelige Stichlinge

Viele Fische kümmern sich überhaupt nicht um ihren Nachwuchs. Sobald die Eier befruchtet ist, schwimmen Mama und Papa einfach davon. Aber jene Fische, die Brutpflege betreiben, wälzen diese Aufgabe meist auf die Väter ab, sagt Brian Sidlauskas von der Oregon State University.

Die Männchen des Dreistacheligen Stichlings – ein Küstenfisch, der in Europa, Asien und Nordamerika zu finden ist – bauen ein Nest, verteidigen es gegen Fressfeinde und wedeln ihren Eiern frisches Wasser zu, um sie mit Sauerstoff zu versorgen.

Die Fischväter stehlen sogar befruchtete Eier von anderen Männchen und beschützen diese dann, erklärt Sidlauskas. Das sei ein Verhalten, das relativ häufig auftritt. Eine Studie aus dem Jahr 2001 konnte nachweisen, dass etwa 30 Prozent aller Nester Eier von fremden Männchen enthielten.

Wenn ein Männchen in seinem eigenen Nest mehr Eier hatte, erhöhte sich seine Chance darauf, von Weibchen mit noch unbefruchteten Eiern als Partner ausgewählt zu werden, wie eine weitere Studie aus dem Jahr 1981 berichtete.

Nandus

Nandus sind flugunfähige Vögel, die in Südamerika heimisch sind – und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland wildlebend vorkommen. Sie können bis zu 1,40 Meter groß werden und sind nicht zimperlich, wenn es um den Schutz ihrer Brut geht.

Es sind die Nandumännchen, die das Nest bauen, die Eier ausbrüten und die Küken während der ersten sechs Monate beschützen. Tatsächlich lassen sie nicht einmal weibliche Nandus in die Nähe des Nachwuchses – ganz zu schweigen von anderen Tieren oder Menschen.  

Ein Darwin-Nasenfrosch mit seinem Jungtier auf Chiloe Island, Chile.
Foto von Michael and Patricia Fogden, Minden Pictures, National Geographic Creative

Darwin-Nasenfrösche

Männliche Darwin-Nasenfrösche haben eine sehr eigenwillige Art, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Die meisten anderen Tiere wären dazu schon rein körperlich gar nicht in der Lage.

Die Weibchen der Art, die in Chile und Argentinien heimisch ist, legt ihre Eier auf dem Waldboden in einem Laubhaufen ab. Wenn aus den befruchteten Eiern Kaulquappen schlüpfen, verschlingt der Froschvater den Nachwuchs. Dieser wächst dann wohlbehalten in seiner geräumigen Schallblase auf, gut geschützt vor möglichen Fressfeinden.

Wenn aus den Kaulquappen schließlich kleine Frösche geworden sind, öffnet der Froschvater sein Maul und wirft den Nachwuchs raus.  

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