Auch enthauptete Schlangen können tödlich sein

Ein Texaner erfuhr am eigenen Leib, dass auch tote Schlangen beißen können.

Von Stephen Leahy
Veröffentlicht am 20. Juni 2018, 14:47 MESZ
Texas-Klapperschlangen haben vor Menschen vermutlich mehr zu befürchten als die Menschen vor ihnen. Dennoch sollte man ...
Texas-Klapperschlangen haben vor Menschen vermutlich mehr zu befürchten als die Menschen vor ihnen. Dennoch sollte man die Tiere stets mit Vorsicht und Respekt behandeln.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Creative

Ein Texaner war auf seinem Grundstück gerade mit Gartenarbeit beschäftigt, als er eine etwa 1,2 Meter lange Klapperschlange entdeckte. Er köpfte sie mit einer Schaufel – aber als er das Tier später entsorgen wollte, biss ihn der abgetrennte Kopf.

Laut Medienberichten gelangte eine relativ große Menge des Schlangengifts in seinen Körper. Der Mann wurde schwer krank und musste per Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden, wo er mehrere Dosen eines Gegengifts verabreicht bekam. Eine Woche nach dem Biss war sein Zustand wieder stabil. Bei der Schlange soll es sich um eine Texas-Klapperschlange gehandelt haben.

Der Vorfall ist vermutlich nicht so selten, wie man glauben könnte. Genau wie bei vielen anderen Reptilien funktionieren die Reflexe einer Schlange auch noch Stunden nach ihrem Tod. Gerade bei Giftschlangen ist der Beißreflex stark ausgeprägt: Ihre Jagdtaktik besteht darin, extrem schnell zuzubeißen und sich dann zurückzuziehen und abzuwarten, bis die Wirkung des Giftes einsetzt. Der Texaner erlebte am eigenen Leib, dass das auch noch Stunden nach dem Tod des Tieres geschehen kann.

Der Körper einer Schlange windet sich oft noch einige Zeit nach ihrem Versterben umher, erklärt Bruce Jayne, ein Biologieprofessor der University of Cincinnati. Der Reflex dahinter funktioniert ähnlich wie der kopfloser Hühner, die für kurze Zeit noch umherlaufen können, sagt er. Das Nervensystem einiger Tiere ist schlichtweg darauf programmiert, bestimmte Bewegungen auch ohne ein Signal vom Gehirn auszuführen.

„Das passiert recht häufig. Vor Kurzem wurden auf diese Weise sogar ein Forscher gebissen“, erzählt Jane, der in Asien mit Seeschlangen gearbeitet hat, deren Gift besonders tödlich ist.

Er behandelt tote Giftschlangen mit der gleichen Vorsicht wie lebende. „Man kann seinen Finger ganz leicht an einem Fangzahn einer Schlange stechen, die seit Langem tot ist, und sich daran vergiften“, sagt er.

In Deutschland gibt es in freier Wildbahn lediglich zwei Giftschlangen: die Kreuzotter und die hierzulande sehr seltene Aspisviper. Für gewöhnlich sind die Tiere ohnehin scheu und versuchen, Menschen zu meiden. Jayne zufolge sollte man die Tiere bei Sichtkontakt einfach in Ruhe lassen.

Sollte es tatsächlich notwendig werden, eine Giftschlange zu entfernen, ist es ratsam, einen Experten zu verständigen, der sie sicher und wohlbehalten einfangen und andernorts wieder freilassen kann. Schlangen spielen in ihrem Ökosystem eine wichtige Rolle und verdienen den gleichen Respekt wie andere wilde Tiere.

 

 

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