Seltene Einblicke in das geheime Leben der Berglöwen

Biologen erforschten die ersten Lebensmonate junger Berglöwen und machten Vorschläge für neue Jagdrichtlinien.

Von Kitson Jazynka
Veröffentlicht am 3. Sept. 2018, 14:35 MESZ
Nachwuchspflege bei wilden Berglöwen

Wissenschaftler, die im Nordwesten Wyomings wilde Berglöwen erforschten, erhielten einen seltenen Einblick in das geheime und verschmuste Leben der Großkatzen.

Im Rahmen einer Studie analysierten die Forscher des Teton Cougar Project der Organisation Panthera das Verhalten von weiblichen Berglöwen mit Jungen. Dafür verwendeten sie Radiohalsbänder und Videokameras mit Bewegungssensoren. So erfuhren sie neue Details über das Leben junger Berglöwen in ihrem Bau und den Aufwand, den die Mutter bei der Nachwuchspflege betreibt. Sie hoffen, dass ihre Erkenntnisse und ihr Videomaterial dazu beitragen werden, die Überlebenschancen der Jungtiere während der Jagdsaison zu verbessern.

Die Beobachtungen haben gezeigt, dass eine Berglöwenmutter die ersten zehn Tage nach der Geburt zusammen mit bis zu fünf Jungtieren in einem Bau verbringt. Sie schnurrt fast unablässig, um mit ihrem Nachwuchs zu kommunizieren, dessen Augen sich nach etwa einer Woche öffnen.

Während der folgenden anderthalb Monate verlässt sie die Jungen gelegentlich, um sich Beute zu jagen. Mitunter bleiben die Jungtiere während dieser Zeit mehrere Tage am Stück allein. Ein gut versteckter Bau, womöglich im dichten Unterholz um eine gefallene Fichte herum, gewährt den zarten Kätzchen Schutz vor Fressfeinden wie Bären und Wölfen, bis die Mutter zurückkehrt.

Ob sie das allerdings tut, ist oft ungewiss. In Wyoming beginnt die Jagdsaison jedes Jahr am 1. Oktober. Während dieser Zeit sind die meisten jungen Berglöwen entweder gerade ein paar Tage alt oder bereits mit ihrer Mutter unterwegs.

Wenn ein Muttertier von der Jagd nicht zurückkehrt, „sind die Jungen dem Tod geweiht“, sagt Mark Elbroch, der Programmleiter für den Bereich Berglöwen bei Panthera, einer internationalen Organisation zum Schutz von Wildkatzen.

Wenn die gefleckten Kätzchen etwa sechs Wochen alt sind, verlässt die Familie den Bau zusammen. Der Nachwuchs folgt der Mutter während der Jagd. Anfangs lässt sie ihre Jungen noch in der Nähe der Beute zurück, um allein zu jagen. Sobald sie Schritt halten können, bleiben sie aber fast die ganze Zeit zusammen.

STARK BEJAGT

In jenen Bereichen, wo Berglöwen auf Menschen treffen, sind diese fast immer die Hauptursache für den Tod der Tiere, erzählt die Biologen Michelle Peziol. Sie hat fünf Jahre lang mit dem Teton Cougar Project zusammengearbeitet und erforscht die Tierart nun weiter an der Universität.

Florida-Puma mit Jungtier gefilmt
Diese Aufnahmen stammen aus den Kamerafallen des Fotografen Carlton Ward Jr. und zeigen einen weiblichen Florida-Puma samt Nachwuchs.

Selbst ältere Jungtiere haben ohne ihre Mutter nur geringe Überlebenschance. Peziol erinnert sich daran, wie sie den Zustand von zwei Jungtieren überwachte, deren Mutter getötet wurde, als sie gerade fünf Monate alt waren. Es mangelte ihnen an Jagdgeschick und sie hatten noch ihre Milchzähne – beides Faktoren, die ihnen das Überleben schwermachten. Eines verhungerte. Das andere starb ein paar Monate später in einem unterernährten Zustand durch Verletzungen, die es sich bei dem Versuch zugezogen hatte, ein Stachelschwein zu erlegen.

Es sei „nicht schön“ gewesen, ihren vergeblichen Überlebenskampf ohne ihre Mutter zu beobachten, so Peziol. Frühere Forschungen hatten gezeigt, dass Berglöwenmütter bis zu 82 Prozent ihrer Zeit der Aufzucht ihrer Jungen widmen. Der Nachwuchs bleibt etwa 18 Monate lang bei ihr und profitiert nicht nur von ihrem Schutz und ihrer Jagderfahrung, sondern lernt auch alles über das Überleben in der Wildnis.

MEHR ZEIT FÜR DIE FAMILIE

Mit ihrer Forschungsarbeit möchte die Organisation klare, wertfreie und wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen für die Öffentlichkeit aussprechen.

Panthera empfiehlt, den Beginn der Jagdsaison auf den 1. Dezember zu verschieben, um die Jungtiere zu schützen. Zu diesem Zeitpunkt streifen die Berglöwenfamilien bereits gemeinsam durch die Wildnis. So könnten Jäger vermeiden, versehentlich Weibchen mit Jungtieren zu erschießen, da zum Beispiel die Spuren der Kätzchen im Schnee leichter zu erkennen sind.

„Fast alle Jäger wollen den Bestand erhalten und es vermeiden, Mütter mit Jungtieren zu schießen“, sagt Elbroch. „Das ist eine Maßnahme, die für Berglöwenfamilien einen echten Unterschied machen würde.“

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht

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