Geheimnisvoll und begehrt: Der seltene Gotteslachs

Gotteslachse sind scheue Tiefseebewohner, über die Forscher bislang nur wenig wissen.

Von Jane J. Lee
Veröffentlicht am 16. Nov. 2018, 14:04 MEZ
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Dieser Gotteslachs oder Opah vor der Südküste Kaliforniens in der Nähe von San Clemente Island scheint für ein Foto zu posieren. Tatsächlich gibt es aber nur sehr wenige Aufnahmen der kamerascheuen Tiere in freier Wildbahn.
Foto von Ralph Pace

Ein breiter, flacher Körper und kümmerliche Brustflossen – Gotteslachse sehen nicht gerade wie besonders schnelle Tiere aus.

Trotzdem sind diese Fische, die auch Opahs genannt werden, ziemlich flink und können sogar mit Thunfischen und Schwertfischen mithalten. Lange Zeit war kaum etwas über diese mysteriösen Tiere bekannt. In den letzten Jahren tauchten sie aber unerwartet immer öfter im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen an der Südküste Kaliforniens auf.

Damit erhielten Forscher auch vermehrt die Gelegenheit, diese kamerascheuen Fische zu untersuchen und zu fotografieren.

Als der Fotograf Ralph Pace im November 2014 ein Team begleitete, das vor der Südküste Kaliforniens eine Erhebung der Fischbestände durchführte, machte er Aufnahmen eines 59 Kilogramm schweren Exemplars.

Das Tier war den Forschern versehentlich ins Netz gegangen. Nachdem es wieder freigelassen wurde, sprang Pace ebenfalls ins Wasser und machte ein paar Schnappschüsse.

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Ihm blieben nur ein paar Minuten mit dem Gotteslachs, aber diese waren umso denkwürdiger. Der Fisch war ziemlich groß, „wahrscheinlich größer als ein Kanaldeckel“, erinnert sich der Fotograf. Und er hatte Glück.

„Fotos von diesen Fischen, wie sie frei im Wasser schwimmen, sind ziemlich selten“, sagt John Hyde, ein Fischgenetiker und Forscher der NOAA in La Jolla, Kalifornien. „Und die Bilder, die Ralph Pace gemacht hat, sind besser als alle, die ich bisher gesehen habe.“

Teurer Fang

Auf dem Fischmarkt können Opahs hohe Preise erzielen, erzählt Owyn Snodgrass, ein Biologe der NOAA. Allerdings wird nicht gezielt nach ihnen gefischt.

Das liegt auch daran, dass sich diese Tiefseebewohner nicht in großen Gruppen zusammenfinden wie andere Fische, die im großen Stil gefangen werden. Wenn sich ein Fischer also nur auf Gotteslachse einschießen würde, würde er damit nicht viel Geld verdienen, erklärt Snodgrass.

BELIEBT

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    Stattdessen landen die Tiere oft als Beifang in den Netzen des Thun- und Schwertfischfangs. Obwohl sie nur so einen geringen Anteil des Fangs ausmachen, bringen sie eine Menge Geld ein. Im Jahr 2012 wurde allein der hawaiianische Markt für Gotteslachse auf etwa 3 Millionen Dollar geschätzt. „Das sind sehr schmackhafte Fische“, sagt Snodgrass.

    Tatsächlich werden sie vor allem auch wegen eines besonderen Merkmals geschätzt: Verschiedene Teile ihres Körpers schmecken unterschiedlich, wie der Biologe erklärt. Der obere Teil ähnele optisch eher Thunfisch und schmecke wie eine Mischung aus Thunfisch und Lachs, sagt er. Die Brustmuskulatur hingegen ähnelt optisch und geschmacklich eher Rindfleisch.

    Für Forscher ist dieser Teil der Muskulatur aber vor allem deshalb interessant, weil er Rückschlüsse auf die Lebensweise und die Geschwindigkeit der Tiere zulässt.

    Diese Muskelpartien machen etwa 17 Prozent des Körpergewichts aus, sagt Snodgrass – ein relativ großer Anteil. „Trotz ihres Aussehens können sie also ziemlich schnell schwimmen, wenn sie wollen, und lange Strecken zurücklegen.“

    Mysteriöse Fische

    Vieles, was diese auffälligen Fische betrifft, liegt noch im Dunkeln: ihre Populationsgröße, ihre Lebenserwartung und wie viele Arten es gibt. Das liegt vor allem an der einzelgängerischen Lebensweise der Tiefseebewohner.

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    Da in den letzten Jahren aber immer mehr Exemplare ins Netz gehen, könnte sich das in Zukunft ändern. In den ersten 15 Jahren einer jährlichen Bestandsaufnahme von Kurzflossen-Makos und Blauhaien ging den Fischern nur ein einziger Gotteslachs ins Netz, so Snodgrass. „In den letzten fünf Jahren haben wir bis zu 60 Stück gefangen“, sagte er 2015.

    Dank dieser großen Zahl konnten Biologen die Fische markieren und kleine Proben für genetische Untersuchungen nehmen. Daraus ließ sich schließen, dass es sich bei der Art Lampris guttatus, die in den Gewässern rund um Hawaii häufig vorkommt, gar nicht wirklich um eine einzige Art handelt, wie Snodgrass erklärt.

    Allerdings sind solche Studien nicht ganz einfach. Diese Fische sind stark und mögen es naturgemäß nicht besonders, von Menschen aus dem Wasser gehoben und markiert zu werden. „Sie zappeln und spritzen Wasser und wenn man endlich fertig ist, sind alle nass bis auf die Knochen“, sagt er.

    Und diese kümmerlich wirkenden Brustflossen? „Wenn man ihren Flossen in den Weg kommt, schlagen sie einen damit“, sagt Snodgrass, der das selbst schon erlebt hat. „Sie sind ziemlich temperamentvoll.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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