Hohe Kunst: Wie Tiere in extremen Bergregionen überleben
Die Landschaft ist schroff und steil, Nahrung ist rar – und doch haben sich zahlreiche Tiere auf das Leben in dieser Landschaft angepasst.
Berge sind ein unerbittlicher Lebensraum. Die Luft ist dünn, jenseits der Baumgrenze gibt es nur wenig Nahrung und kaum Schutz vor den extremen Wetterbedingungen. Die Tiere, die in dieser feindlichen Umgebung überleben wollen, müssen Strategien entwickeln, um all diese Herausforderungen zu meisten.
Der Schneeleopard, der oft in Höhenlagen zwischen 3.400 und 4.800 Metern zu finden ist, hat sich genetisch so angepasst, dass sein Blut den verfügbaren Sauerstoff besser absorbieren kann.
Schneehasen wechseln ihre Farbe mit der Jahreszeit: Im Winter ist ihr Fell weiß, geht aber nach der Schneeschmelze im Frühjahr wieder in einen hellen Braunton über. Schneeziegen bilden ein besonders dichtes, weißes Winterfell aus, um sich vor der Kälte zu schützen und besser getarnt zu sein. In der warmen Jahreszeit verlieren sie das dichte Haarkleid wieder.
Im äthiopischen Bergland haben sich die Dscheladas angepasst, um eine der wenigen nahrhaften Futterpflanzen zu verwerten, die dort wachsen: Sie sind die einzige Primatenart, die Gras frisst.
Auch wenn Berglandschaften beinahe unwirtlich wirken können und keine Fehler verzeihen, stellen sie nicht die einzige Gefahr für die dort heimische Tierwelt dar.
Den Farmern gefällt es beispielsweise überhaupt nicht, wenn Schneeleoparden ihr Vieh reißen, sagt Rodney Jackson, der Direktor der gemeinnützigen Snow Leopard Conservancy mit Sitz in Kalifornien. Da das Ackerland und die Viehweiden aber immer dichter an den Lebensraum der Schneeleoparden rücken und somit auch deren traditionelle Beute verdrängen, machen die Raubkatzen stattdessen vermehrt Jagd auf die Nutztiere. Nicht selten wird ihnen das zum Verhängnis.
Auch der Klimawandel macht den Tieren zu schaffen und erschwert ihr Überleben.
In vielen Bergregionen sorgt der Klimawandel für mehr Niederschlag. Gerade in nördlichen Bereichen kann dieser in Form von Schnee oder Regen fallen. Für Pflanzenfresser kann das mitunter tödliche Konsequenzen haben, wenn der Regen gefriert und eine glatte, harte Schicht auf der Schneedecke bildet.
„In den letzten Jahren hatten wir eine sehr hohe Schneedecke, und [der gefrorene Regen] macht es für die Rentiere noch schwieriger, sich da durchzugraben, um an die Flechten zu kommen“, erklärt Robert G. Björk, ein Professor der schwedischen Universität Göteborg.
Wenn es in den Bergregionen dann wärmer wird und der Schnee schmilzt, wird sich vermutlich auch die Vegetationsgrenze nach oben verschieben. Mit den Pflanzen werden dann auch Tierarten kommen, die zuvor auf niedrigere Höhenlagen beschränkt waren, wo es mehr Nahrung für sie gab. Für den Schneehasen bedeutet das nicht nur, dass er mit anderen Hasenarten um Ressourcen konkurrieren muss, sondern auch neue Fressfeinde wie Füchse, vor denen er sich in Acht nehmen muss.
Raubtiere wie der Steinadler werden die neue Vegetation sowohl bei der Jagd als auch bei der Suche nach Brutplätzen störend finden. Es wurde bereits beobachtet, dass Steinadler mittlerweile früher nach Norden ziehen, um länger brüten zu können. Einige Forscher befürchten aber, dass die zunehmende Vegetation sie bei der Jagd behindern wird, da die Tiere freie Sicht benötigen.
Auch für die Wissenschaftler ist die Erforschung von Bergregionen und ihrer Bewohner kein Leichtes: Die Gegenden, in denen sich die oft scheuen Wildtiere beobachten lassen, sind abgelegen und selbst bei gutem Wetter schwer zugänglich. Bedenkt man dann noch die Schneestürme und gelegentlichen Felsstürze, die Forscher monatelang von bestimmten Gegenden abschneiden können, wundert es nicht, dass es noch immer viel über die Tiere der Berge und ihre Anpassungen an diesen feindlichen Lebensraum zu lernen gibt.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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