Nasengruß zwischen Flusspferd und Hyäne: Eine seltene Momentaufnahme

Diese ungewöhnliche Begegnung gewährt neue Einblicke in die Beziehung zwischen diesen beiden afrikanischen Tierarten.

Von Katie Stacey
Veröffentlicht am 7. Okt. 2019, 11:29 MESZ
Dieses Foto einer Tüpfelhyäne, die sich neben einem Flusspferd auf den Rücken rollt, wurde im Juli ...
Dieses Foto einer Tüpfelhyäne, die sich neben einem Flusspferd auf den Rücken rollt, wurde im Juli am Fluss Luangwa aufgenommen.
Foto von Shenton Safaris

Eigentlich war es eine ganz normale Safaritour, die Patrick Njobvu im sambischen Südluangwa-Nationalpark leitete – bis er etwas beobachtete, was ihm in seinen 23 Jahren als Guide noch nie untergekommen war.

Er und die Touristen im Fahrzeug konnten an diesem Julimorgen zusehen, wie ein Flusspferd aus dem Wasser des Luangwa stieg und auf eine schlafende Tüpfelhyäne zuging, die dies schnell bemerkte.

„Die Hyäne lief nicht weg und die beiden Tiere beschnüffelten sich Nase an Nase, beinahe als würden sie sich küssen“, teilte Njobvu National Geographic in einer Email mit. Beinahe 20 Minuten lang verbrachten die beiden Jungtiere miteinander, berührten sich mit den Nasen, und irgendwann rollte die Hyäne sich sogar auf den Rücken. „Es war wirklich außergewöhlich“, sagt Njobvu.

Er bezeichnete das Ereignis später auf dem Blog des Safari-Unternehmens als „Hyänen-Flusspferd-Liebesabenteuer“, doch Experten erklären, dass es sich wohl eher um einen Fall von jugendlicher Neugier handelte.

„Wenn ich raten sollte, würde ich vermuten, dass das junge Flusspferd einfach neugierig auf die Hyäne war, die sich im Gegenzug nicht bedroht gefühlt hat, weil das Hippo nicht aggressiv war“, meint Rob Heathcote, ein Verhaltensökologe der University of Exeter in Großbritannien.

Die Neugier junger Tiere hilft ihnen unter anderem dabei, ihre Grenzen auszutesten und die unbekannten Elemente ihrer Umwelt kennenzulernen. „Wir können aber nicht mit Sicherheit sagen, was da passiert ist. Es ist reine Spekulation, weil es zu wenige dieser Begegnungen gibt, um daraus echte Erkenntnisse zu gewinnen“, stellt er klar.

Die Angst steckt im Detail

Arjun Dheer, der das Verhalten von Tüpfelhyänen im Ngorongoro-Krater in Tansania studiert, bezweifelt nicht, „dass es hier gegenseitige Neugierde gab“, er fügt jedoch auch hinzu, dass die beiden Tiere wahrscheinlich Angst voreinander hatten.

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„Die Körpersprache der Hyäne – zurückgelegte Ohren und zur Seite geneigter Kopf – deutet auf Unterwerfung oder Angst hin“, erklärt Dheer, der als Doktorand am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Deutschland forscht.

Außerdem gähnt das Flusspferd auf einem der Fotos, was als Drohgebärde gedeutet werden kann. „Flusspferde sind territorial und dieses hier war vielleicht nicht begeistert davon, dass die Hyäne sich neben seinem Wasserloch aufhält“, teilt Dheer in einer Email mit.

Hyänen sind zwar Afrikas erfolgreichste Raubtiere, aber auch Flusspferde können sehr gefährlich werden und sind jedes Jahr für zahlreiche menschliche Todesfälle verantwortlich.

Ein Abschiedskuss für diese Theorie

Es ist auch möglich, dass die Tiere miteinander spielen wollten. Dieses Verhalten wurde bereits bei einer Vielzahl von Arten beobachtet, von Krokodilen über Otter bis hin zu Hunden.

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    Gordon Burghardt, ein Biologe der Universität of Tennessee in Knoxville, hat eine wissenschaftliche Definition für das Spielen entwickelt: „Wiederholtes Verhalten zum Vergnügen, das nur zum Selbstzweck ausgeführt wird und ähnlich, aber nicht identisch, dem normalen Verhalten des Tieres erfolgt. Es muss außerdem beobachtet werden, wenn das Tier gesund ist und nicht unter Stress steht.“

    Noch ist „das Spielverhalten nicht ausreichend studiert worden und wir haben noch sehr wenig Informationen darüber, was seine tatsächliche Funktion ist“, sagt Heathcote.

    Dheer ist sich jedoch absolut sicher, dass sich diese Tiere nicht küssen. „Es ist immer verführerisch, Tiere zu vermenschlichen, aber ich sehe das nicht als Liebesabenteuer“, sagt er.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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