Schleimige Invasoren: Fleischfressende Würmer erobern Europa
Der südamerikanische Plattwurm Obama nungara hat keine natürlichen Fressfeinde in unseren Breitengraden – dafür einen großen Appetit auf Fleisch.
In der Horrorkomödie „Im Land der Raketenwürmer“ fressen sich blutrünstige Riesenwürmer genüsslich durch eine US-amerikanische Kleinstadt. Mit rund sieben Zentimetern Länge ist Obama nungara zwar deutlich kleiner, allerdings umso realer. Als blinder Passagier reiste der bräunliche Plattwurm vor einigen Jahren wahrscheinlich in Topfpflanzen-Erde aus seiner südamerikanischen Heimat über den Atlantik. Jetzt breitet er sich in rasanter Geschwindigkeit in Europa aus.
Eine aktuelle Studie eines französisch-australischen Forscherteams verdeutlicht das ganze Ausmaß. Demnach hat sich der fleischfressende Invasor schon in fast ganz Frankreich angesiedelt. Das milde Klima entlang der Atlantikküste zwischen Spanien bis nach Großbritannien scheint ihm besonders zu gefallen. Bei ihren Zählungen stießen die Forscher teilweise auf rund 100 Exemplare pro Garten. Auch entlang der Mittelmeerküste von der Iberischen Halbinsel bis nach Italien ist der Wurm inzwischen häufig anzutreffen.
Weitere Funde wurden unter anderem auch aus Belgien, der Schweiz und sogar von Inseln wie Guernsey oder Korsika gemeldet. Bis nach Deutschland hat es Obama nungara noch nicht geschafft. Eine baldige Ansiedlung sei aber „sehr wahrscheinlich“, erklärt das Forscherteam um den französischen Zoologen Jean-Lou Justine.
Killer-Wurm hinterlässt Spuren der Verwüstung
Wo Obama nungara einfällt, hinterlässt er eine Spur der Verwüstung, die dem Menschen zunächst verborgen bleibt. Denn er wütet im Boden. Als hungriger Räuber hat er es vor allem auf andere Würmer und Schnecken abgesehen. Gerade Regenwürmer spielen aber bekanntlich eine essenzielle Rolle für die Bodenqualität und sind Nahrungsgrundlage vieler heimischer Tierarten. Ihr Verlust könnte das Ökosystem empfindlich stören, warnt Justine, der den Eindringling damit als potenzielle Bedrohung der einheimischen Bodenfauna betrachtet.
Das Dilemma: Natürliche Fressfeinde hat der Killer-Wurm in Europa nicht. Auch chemische Mittel kommen offenbar bisher nicht in Betracht, um ihn zurückzudrängen. Justine: „Die einzige mögliche Lösung für Gartenbesitzer besteht darin, den Wurm zu zerquetschen und dann zu verbrennen.“
Mit dem Ex-US-Präsidenten hat Obama nungara übrigens nichts zu tun. Laut Justine setzt sich sein Name aus den Worten einer alten indigenen Sprache zusammen und bedeutet so viel wie „flach wie ein Blatt“.
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