Diskussion um Deutschlands Zoos: Wie wichtig sind Tiergärten für den Artenschutz?
Tierretter oder Tierquäler – über Zoologische Gärten scheiden sich die Geister. Wie stehen die Deutschen zu ihren Zoos?
Orang-Utan-Nachwuchs im Tierpark Hagenbeck: Mutter Taba hat am 24. Mai 2020 einen Sohn zur Welt gebracht. Mit der Geburt leistet der Hamburger Zoo nach eigener Meinung einen Beitrag zum Schutz der bedrohten Menschenaffen im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms.
Für viele Menschen sind sie beliebte Ausflugsziele und oft die einzige Möglichkeit, auch exotische Tiere einmal aus nächster Nähe zu erleben. Doch die Diskussion über Sinn und Zweck von Zoos ebbt nicht ab: Leisten sie über Zuchtprogramme und Bildungsarbeit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, wie die Zoos selbst behaupten? Oder sind sie nichts anderes als Tiergefängnisse, wie zum Beispiel die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert?
Ungeachtet der oft hitzig geführten Debatten sind die meisten Bundesbürger offenbar Zoofreunde. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) hervor. Demnach befürworten 82 Prozent der rund 1.500 Befragten grundsätzlich die Arbeit von Zoos und finden es auch richtig, wenn diese mit öffentlichen Geldern gefördert werden. Als Hauptaufgabe der Zoos sehen die meisten den Artenschutz durch Haltung und Zucht gefährdeter Tiere.
Galerie: Fotograf Joel Sartore baut eine Arche für die Tiere der Welt
Mehr als zwei Drittel der Interviewten gaben an, bei ihrem letzten Zoobesuch etwas über Tiere gelernt zu haben. VdZ-Präsident Jörg Junhold, zugleich Direktor des Leipziger Zoos, sieht die Umfragewerte als Bestätigung und Ansporn: „Wir sind als Zoos die Artenschutzzentren der Gegenwart.“
Pro Zoo: Wichtig für den Artenschutz
Doch gerade an diesem Punkt scheiden sich die Geister vieler Tierschützer. Pro Zoo – dafür steht etwa der WWF Deutschland. „Gut geführte und international anerkannte Zuchtprogramme in Zoos können einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten“, erklärt Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland.
Zahlreiche Zoos beteiligten sich außerdem an Auswilderungsprogrammen für Arten, die in der Wildnis ausgestorben oder extrem selten seien. „Zusätzlich kann die Forschung der Zoos dazu beitragen, Verhalten, Biologie oder Krankheiten der bedrohten Arten besser zu verstehen“, so Köhncke.
Kontra Zoo: Es geht um wirtschaftliche Interessen
Das sehen die Tierrechtler von Peta völlig anders. „Besuchern wird gerne vorgegaukelt, dass Tiere aus Artenschutzgründen gezüchtet werden“, sagt Peta-Fachreferentin Yvonne Würz. Dabei gehe es den Zoos vorrangig um wirtschaftliche Interessen. Echter Artenschutz bedeute, Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu schützen.
Kein Zoo könne den Bedürfnissen eines Wildtiers gerecht werden, denn Tiere könnten ihre natürlichen Verhaltensweisen dort gar nicht ausleben. Damit sei auch die Bildungsarbeit der Tiergärten verfehlt. Peta fordert nicht nur einen Stopp der öffentlichen Zuschüsse, sondern auch die „dauerhafte Schließung der Zoos“.
Wie der Wisent vor dem Aussterben gerettet wurde
Einigkeit scheint nur in einem Punkt zu herrschen: Höchste Priorität beim Artenschutz hat der Erhalt der natürlichen Lebensräume. Und doch gibt es Tierarten, die ohne Zoos längst ausgestorben wären. Eines der prominentesten Beispiele ist der Europäische Wisent. Das letzte freilebende Exemplar wurde 1927 im Kaukasus geschossen. Alle heute lebenden Wisente stammen von zwölf in Zoos und Tiergehegen gehaltenen Tieren ab.
Zoos
Durch Pfleger angesteckt: Tiger in US-Zoo an COVID-19 erkrankt
Es ist weltweit der erste bekannte Fall, bei dem das Coronavirus von einem Menschen auf ein Wildtier übergesprungen ist. Weitere Tiere zeigen Symptome.
Seltenes Nashornbaby in britischem Zoo geboren
Dieser kleine Wonneproppen kam am 3. Mai 2018 im Zoo von Chester im Vereinigten Königreich zur Welt.