Scheidungsgrund Klimawandel: Immer mehr Albatrosse trennen sich

Wissenschaftler der Universität Lissabon haben herausgefunden, dass die eigentlich lebenslangen Partnerschaften der Seevögel immer öfter vorzeitig zerbrechen – und sich auf die Suche nach der Ursache gemacht.

Eigentlich bleiben Albatros-Paare ein Leben lang zusammen – doch die Trennungsrate steigt.

Foto von AdobeStock
Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 28. Jan. 2022, 12:47 MEZ

Eine Liebe, die ein Leben lang hält – für den Schwarzbrauenalbatros (Thalassarche melanophris) eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich, denn laut einer Studie, die in der Zeitschrift The Royal Society veröffentlicht wurde, konnte in den vergangenen Jahren beobachtet werden, dass es bei den treuen Seevögeln immer häufiger zu Scheidungen kommt.

Wissenschaftler der Universität in Lissabon haben über einen Zeitraum von 15 Jahren Albatrosse beobachtet, die auf der zu den Falklandinseln gehörenden Insel New Island nisten. Etwa 15.500 Paare treffen sich hier zur Brutzeit. Die biologisch monogamen Vögel verbringen den größten Teil ihres Lebens in der Luft und landen nur, um sich zu paaren und ihre Jungen großzuziehen – und das Jahr um Jahr mit demselben Partner. Zu einer Trennung kommt es gewöhnlich nur dann, wenn die Paarung keinen Erfolg bringt. Meist ist es das Weibchen, das sich nach einem neuen Partner umsieht und von einer Scheidung am meisten profitiert. Geschiedene Männchen bleiben hingegen oft für den Rest ihres Lebens allein und finden keine neue Partnerin.

Ehe-Aus beim Albatros

Für die Mehrheit der Vögel, die über 70 Jahre alt werden können, überwiegen jedoch offensichtlich die Vorteile der Dauerehe: Zeit und Energie, die bei der wegfallenden Partnersuche gespart werden, widmen sie stattdessen der Aufzucht des Nachwuchses, bei der langjährige Partner besonders routiniert ans Werk gehen. Bei den Schwarzbrauenalbatrossen führt dies zu einer phänomenal niedrigen „Scheidungsrate“, die normalerweise bei durchschnittlich 3,7 Prozent liegt.

Bei der Analyse der erhobenen Daten fiel den Forschenden jedoch eine erstaunliche Korrelation auf: Je höher die Wassertemperatur des Meeres, desto mehr Albatrospaare trennten sich. In Jahren, in denen das Meer besonders warm war, lag die Trennungsrate bei den Seevögeln im Schnitt bei 7,7 Prozent und war damit mehr als doppelt so hoch wie in normalen Jahren. 

Höhere Temperaturen sorgen für mehr Trennungen

Ursache hierfür könnte den Autoren der Studie zufolge der Klimawandel sein, für den steigende Meerestemperaturen ein Symptom sind. Durch ihn kommt es zu einer Verschiebung der Jahreszeiten und damit zu Verwirrung in Bezug auf den richtigen Zeitpunkt der Rückkehr zum Nistplatz. Albatros-Paare leben außerhalb der Brutzeit getrennt voneinander und reisen somit auch unabhängig voneinander zur Paarung an. Verspätet sich einer der Partner, kann es passieren, dass der andere sich in der Zwischenzeit einen neuen Gefährten gesucht hat.

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    Die Veränderung der Wassertemperatur hat aber auch einen negativen Effekt auf die Nahrungsverfügbarkeit. Die Vögel müssen mehr Zeit auf die Jagd verwenden und geraten unter Stress. Auf diesem Aspekt basiert eine zweite Theorie der Wissenschaftler, laut der die Weibchen die schwereren Lebensumstände mit dem Männchen in Verbindung setzen und sich deswegen von ihm abwenden.

    Die langjährigen Beziehungen der Vögel waren bisher ihr Erfolgsgeheimnis, doch laut der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) schrumpft ihr Bestand derzeit. Nur durch die Rettung des Klimas kann auch der Schwarzbrauenalbatros gerettet werden – und damit die Liebe.

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