Tonnen toter Fische: Rätsel um Massensterben im Jasmunder Bodden

In der Lagune Kleiner Jasmunder Bodden auf der Insel Rügen sind in den vergangenen Tagen Tausende Fische verendet. Trotz mehrerer Untersuchungen bleibt die Ursache unklar. 

Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, schließt Viren und bakterielle Erkrankungen als Ursache für das Massensterben aus. (Symbolbild)

Foto von AdobeStock
Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 13. Jan. 2022, 09:39 MEZ

Mit Netzen und Schaufeln sammelten diese Woche Dutzende Helfer Fischkadaver an den Ufern des Kleinen Jasmunder Boddens ein. Über zehn Tonnen waren es nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, alleine am Montag – von Brassen und Zandern bis zu Hechten und Barschen. Erste tote Fische wurden zwischen den Jahren gemeldet, seitdem werden es täglich mehr.

Über die Todesursache der Tiere wird auch zwei Wochen nach Beginn des Massensterbens noch gerätselt. „Die Untersuchungen von Fischkadavern (...) beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Rostock sowie der Universität in Hannover haben keine Hinweise geliefert, die Rückschlüsse auf die Todesursache zulassen”, so Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus.

Suche nach Giftstoffen

Die Kadaver seien auf alle infrage kommenden Viruskrankheiten untersucht worden, ebenso auf bakterielle Erkrankungen, heißt es aus dem Ministerium weiter. Auch Kiemen, Muskulatur und Leber wurden inspiziert – alles ohne Befunde. Ausgeschlossen wird eine Auswirkung von gelegentlich als toxisch wirkenden Bakterien oder Planktonorganismen wie Algen. Auch bei Fischsterben häufig festgestellte wassergefährdende Stoffe seien nicht gefunden worden.

Nach Angaben des Ministeriums wird das Wasser nun intensiv nach anderen toxischen Stoffen untersucht. Hierzu sei ein sehr breites Screening in Speziallaboren in Auftrag gegeben worden.

Erstes großes Fischsterben Anfang der Neunziger

„Leider gibt es aktuell mehr Vermutungen als Erkenntnisse”, sagt Matthias Fuhrmann, der in den Bodden Rügens seit 22 Jahren Angeltouren anbietet. Eine weitere davon: das Wasser könnte einfach gekippt sein, also durch Sauerstoffmangel zum Tod der Tiere geführt haben. Dies wäre für den Kleinen Jasmunder Bodden nicht das erste Mal. Anfang der 90er ist das Wasser der Lagune bereits einmal umgekippt, sagt Fuhrmann. Gegen diese Theorie spräche jedoch eigentlich die kalte Jahreszeit. „Es war zum Teil Eis auf dem Wasser.” Auch dass alle Fischarten gleichermaßen betroffen sind, sei auffällig. Er betont, dass mit dem Kleinen Jasmunder Bodden nur ein kleiner Teil der Boddengewässer betroffen sei. „Hoffentlich wird es nicht mehr.”

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    Bei dem Kleinen Jasmunder Bodden handelt es sich um ein Randgewässer der südlichen Ostsee innerhalb der Insel Rügen, circa fünf Kilometer breit und sieben Kilometer lang. Es wird nur mit einer kleinen Schleuse mit frischem Wasser versorgt – über den benachbarten Großen Jasmunder Bodden. Auch hier wurden tote Fische gefunden. 

    Bergung der Kadaver geht weiter 

    Sicher ist: Die Helfer werden wohl noch einige Tage beschäftigt sein mit dem Sammeln der toten Tiere. Der Landkreis Vorpommern-Rügen und die Fischereiaufsicht haben derweil empfohlen, bis auf Weiteres auf das Angeln und Fischen im Bereich des Kleinen und Großen Jasmunder Boddens sowie auf die Verwertung und den Verzehr von Fisch aus den Gewässern zu verzichten. Mindestens so lange, bis die Ursache gefunden ist. 

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