Fleisch, Pflanzen oder Mischkost: Wovon ernährten sich die frühen Dinosaurier?

Forschende der Universität Bristol haben herausgefunden, wie sich die Ernährungsweise der Dinosaurier im Laufe der Jahrtausende verändert hat – und wie alles begann.

Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 29. Dez. 2022, 09:05 MEZ
Darstellung der drei Dinosaurier mit ihrer präferierten Nahrung.

Frühe Dinosaurier und ihre Ernährungsweise: Lesothosaurus ist ein Allesfresser, Buriolestes ist ein Fleischfresser und Thecodontosaurus ist ein Pflanzenfresser.

Foto von Gabriel Ugueto

Vor etwa 235 Millionen Jahren, während der ersten Blütezeit der Reptilien, entwickelten sich die ersten Saurier. Durch ihre vielseitigen Entwicklungsmerkmale eroberten sie schnell sämtliche freien Nischen im Meer, an Land und in der Luft. 

Seit Jahren erforschen die Menschen die ausgestorbenen Tiere. Doch lange war nicht ganz klar, wovon sich die ersten Dinosaurier ernährten: Die Paläontologie konnte zwar Rückschlüsse aus den diversen Formen der Schädel und Zähnen bekannter Dinosaurier ziehen, dennoch blieben einige Fragen unbeantwortet. 

Eine Studie der University of Bristol liefert nun Antworten. Das Team um Antonio Ballell beschäftigte sich genauer mit der Entwicklung der Essgewohnheiten von Dinosauriern und fand heraus: Die meisten Pflanzenfresser entwickelten sich erst viel später – und waren anfangs Karnivoren.

Pflanzenfresser waren nicht immer Vegetarier

„Bald nach ihrer Entstehung begannen Dinosaurier, eine interessante Vielfalt an Schädel- und Zahnformen zu zeigen“, sagt Hauptautor Antonio Ballell. Innerhalb der Paläontologie werde seit einiger Zeit vermutet, dass verschiedene Spezies bereits mit unterschiedlichen Arten von Diäten experimentierten.

Die Studie konnte dies bestätigen. Denn die Analysen ergaben, dass viele Pflanzenfresser ihre evolutionäre Reise ursprünglich zunächst als Mischköstler begannen. Dazu zählen etwa gehörnte und entenschnabelige Dinosaurier sowie gepanzerte Ankylosaurier. „Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass die frühesten Sauropodomorphe, Vorfahren der vegetarischen langhalsigen Sauropoden wie Diplodocus, Fleischfresser waren“, sagt Co-Autorin Emily Rayfield.

Die drei wichtigsten Linien von Dinosauriern und ihre typischen Zahnformen. 

Foto von Antonio Ballell

Der Speiseplan der frühesten Ahnen bestand also mit großer Wahrscheinlichkeit hauptsächlich aus Fleisch oder Mischkost und war nicht streng getrennt. Traditionelle Thesen, die das Gegenteil behaupten, konnte die Studie so entkräften. Eine ursprüngliche, von Beginn an entwickelte Stammeslinie der Pflanzenfresser gab es demnach nicht.

Erkenntnisse durch Fossilien und Künstliche Intelligenz

Für ihre Studie stellten die Forschenden zunächst mithilfe von computergestützten Modellierungen die Zahnformen und -funktionen früher Dinosaurier nach. Mit einer speziellen Software konnten die mechanischen Kiefer- und Beißkräfte der Tiere simuliert werden. Diese Simulationen verglichen sie mit heute lebenden Reptilien.

Obwohl Jahrmillionen an evolutionärer Entwicklung zwischen den frühen Sauriern, ihrem Ableben und modernen Tieren liegen, konnten Hauptautor Antonio Ballell und sein Team diverse Ähnlichkeiten feststellen. „Theropod-Dinosaurier haben spitze, geschwungene und klingenartige Zähne mit winzigen Verzahnungen, die sich wie moderne Monitoreidechsen verhielten“, sagt Co-Autor Mike Benton. Sie waren also Fleischfresser – wie die modernen, entfernt verwandten Warane mit ähnlicher Zahnstruktur.

Die gezackte Zahnstruktur von Ornithischia – auch Vogelbeckendinosaurier – hingegen zeigen eindeutige Belege für eine pflanzenbasierte Ernährung. Sauropodomorpha, auch als Echsenbeckendinosaurier bekannt, zählen aufgrund ihrer Zahnstruktur als Allesfresser – wie moderne Leguane.

BELIEBT

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    Durch Anpassung und Massensterben an die Spitze der Nahrungskette

    Während des Trias hatten sich also sowohl die Körpermerkmale der Dinosaurier als auch ihre Diäten diversifiziert. Eine verhältnismäßig kurze Zeit nach ihrer Entstehung konnten die Saurier ihre bereits vorhandene Vielfalt an Schädel- und Zahnformen also voll ausnutzen. Laut Ballell scheint diese frühe Ernährungsvielfalt der Schlüssel für ihren evolutionären und ökologischen Erfolg gewesen zu sein. 

    Denn vor der Tria-Jura-Grenze waren nicht etwa die Dinosaurier die dominierenden Lebewesen, sondern die Gruppe der Krokodile. Bis das große Massenaussterben vor 201 Millionen Jahren einen großen Teil der vorherrschenden Landräuber auslöschte – und den Dinosauriern den Weg ebnete. Zumindest, bis dieser Erfolgskurs durch ihr plötzliches und tragisches Aussterben vor 66 Millionen Jahren jäh beendet wurde.

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