Süddeutschland: Neu entdeckter Flugsaurier hatte einzigartiges Gebiss

Durch Zufall entdeckten Forschende im Landkreis Bamberg eine neue Pterosaurierart. Die 480 hakenförmigen Zähne des Fossils lassen auf eine außergewöhnliche Ernährungsweise schließen.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 3. Feb. 2023, 08:46 MEZ
Illustration des langen Schnabels und des Körpers des Flugsauriers.

So könnte Balaenognathus maeuseri einmal ausgesehen haben: Forschende entdeckten das Fossil des neuen Pterosauriers in einem Steinbruch im süddeutschen Watttendorf.

Foto von Megan Jacobs

Durch Zufall haben Paläontologen in einem Kalk- und Dolomitensteinbruch bei Wattendorf im Landkreis Bamberg eine neue Pterosaurier-Art entdeckt, die vor 154 Millionen Jahren durch die Lagunen des heutigen Süddeutschlands gewatet sein könnte. Das Hauptmerkmal des Flugsauriers Balaenognathus maeuseri, den Paläobiologe David Martill von der University of Portsmouth und sein Team in der Paläontologischen Zeitschrift (PalZ) beschreiben, ist sein ungewöhnlicher Kiefer. 

Zufallsfund: Puzzlestücke eines 154 Millionen Jahre alten Fossils

Eigentlich war das deutsch-englische Forschungsteam gerade dabei, einen großen Kalksteinblock mit einem Krokodilknochen zu bergen, als ihm auf dem Abraumhaufen ein faustgroßes Kalkstück mit einer Versteinerung ins Auge fiel. Es beinhaltete einen Knochen aus dem Flügel eines Flugsauriers. In 17 weiteren Kalkstücken entdeckten die Forschenden daraufhin fast das gesamte Skelett des Dinosauriers – in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand. „Das Tier muss fast unmittelbar nach seinem Tod im Sediment begraben worden sein“, schätzt Erstautor Martill aufgrund der zusammenhängenden Gelenke und Bänder des Flugreptils. 

Das erste Exemplar seiner Art: Das Flugsaurierfossil von Balaenognathus maeuseri aus dem Oberjura. 

Foto von Martill, et. al./ PalZ

Der neu entdeckte Flugsaurier aus der Familie der Ctenochasmatidae reiht sich in eine große Anzahl von Funden in Bayern ein: Das Bundesland ist eines der reichsten Pterosaurierfundgebiete der Welt. Vor allem die Fossillagerstätte Wattendorf ist ein interessanter Ort für Paläontologen, da sie etwa vier Millionen Jahre älter ist als alle anderen Plattenkalke des Bundeslandes. „Viele der gefundenen Fossilien sind daher bisher unbekannte Arten“, sagt Oliver Wings, der neue Leiter des Naturkundemuseums Bamberg, das ebenfalls in die Forschung involviert war.

Ein Gebiss wie ein Nissenkamm 

Was die neue Pterosaurier-Art von ihren Verwandten unterscheidet, ist ihr besonderer Kiefer. Er ist sehr lang und nach oben gebogen wie bei einem Säbelschnäbler, läuft am Ende aber aus wie ein Löffelschnabel. Er ist mit 480 kleinen Zähnen besetzt, zwischen denen sich winzige Zahnzwischenräume befinden – wie bei einem Nissenkamm. Vor allem die Form der Zähne ist bemerkenswert: „Einige Zähne haben einen Haken am Ende, was so zuvor noch nie bei einem Pterosaurier gesehen wurde“, erklärt Martill.

Diese Hakenform lasse auf eine außergewöhnliche Ernährungsweise schließen: Balaenognathus maeuseri trichterte vermutlich mithilfe seines löffelförmigen Schnabels Wasser und benutzte seine Zähne daraufhin als eine Art Sieb, um überschüssige Flüssigkeit herauszulassen und die Beute dabei in seinem Maul zu behalten. So saugte der Flugsaurier wahrscheinlich winzige Garnelen und Ruderfußkrebse ein und filterte sie mit seinen Zähnen heraus. 

BELIEBT

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    Mit seiner Ernährungsweise – dem Filtrieren – erinnert er an einen Bartenwal, was ihm schließlich seinen Gattungsnamen einbrachte. Dieser bedeutet übersetzt „Walkiefer“. Unter den Pterosauriern ist der Filtermechanismus von Balaenognathus maeuseri einzigartig. 

    „Wir hoffen sehr, auch in Zukunft diese einmaligen Funde weiter bergen und wissenschaftlich untersuchen zu können“, sagt Wings. Bis es soweit ist, kann der neu entdeckte Flugsaurier neben anderen erstaunlichen Wattendorf-Funden im Naturkundemuseum Bamberg begutachtet werden.

     

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