Einzigartiges Paar: Schwarz- und Weißstorch gründen Familie

Schwarzstörche und Weißstörche bevorzugen verschiedene Lebensräume und anderes Fressen. Der Liebe dieser beiden Vögel stand das offensichtlich nicht im Wege: Sie haben in Niedersachsen zwei Hybridküken ausgebrütet.

Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 28. Juli 2023, 15:55 MESZ
Eine ungewöhnliche Storchen-Familie mit zwei Hybridküken.

Kleine Sensation – oder Grund zur Sorge? Die Storchenfamilie in der Lüneburger Heide ist nach Angaben des NABU die erste Paarung von Weißstorch und Schwarzstorch in freier Wildbahn.

Foto von Jan Piecha

Der Papa bringt Mäuse, die Mama Fische – und die zwei Jungtiere scheint das nicht zu stören: In der niedersächsischen Gemeinde Lüder in der Lüneburger Heide haben Weißstorch Heinrich und Schwarzstörchin Isis eine einmalige Familie gegründet. Beide Storcharten leben eigentlich sehr unterschiedlich, zu Kreuzungen kommt es sonst nicht. Nun gibt es zwei Küken. Es ist nach Angaben des Naturschutzbund Deutschlands (NABU) das erste Mal überhaupt, dass Weiß- und Schwarzstorch in freier Wildbahn gemeinsam Nachwuchs gezeugt haben.

Der schwierige Nestbau für die kleinen Hybriden

„Schwarzstörche sind Kulturflüchter, die normalerweise in ungestörten Wäldern brüten und ihre Nahrung in Bächen suchen“, erklärt Kai-Michael Thomsen, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Storchenexperte des Michael-Otto-Instituts im NABU. Weißstörche hingegen sind Kulturfolger, haben sich dem Menschen also angepasst, und suchen auf Wiesen und Weiden ihr Fressen. 

So verlief auch der Nestbau des ungleichen Paares nach Angaben des Nabu zunächst etwas holprig: Kaum schmückte die Schwarzstörchin den Horst mit Moos, entfernte der Weißstorch dieses wieder und ersetzte es mit Gras“, berichtet der NABU in einer Meldung. Am Ende jedoch war das Nest fertig und die Schwarzstörchin legte drei Eier. Aus zwei von ihnen schlüpften Ende Mai Küken: das eine eher weiß-grau, das andere eher schwarz-grau.

Ist die Paarung ein Grund zur Sorge?

Dass die zwei Tiere ein Paar bilden, ist nach Angaben von Experten nicht unbedingt ein Grund zur Freude: Es könnte weniger an Liebe als vielmehr an Mangel an Alternativen liegen. Denn der Schwarzstorch-Bestand ist in Niedersachsen extrem zurückgegangen: Die Nahrungssuche wird schwieriger, die Anzahl der Feinde wie Waschbär und Seeadler nimmt zu.

So wird das Paar zwar durchaus als Sensation bezeichnet – doch der Schwarzstorch gehöre „in den Wald, nicht auf den Mast, um dann Hybriden auszubrüten“, zitiert der NABU den ehrenamtlichen Schwarzstorch-Betreuer Arne Torkler.

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    Offen bleibt nach Angaben des NABU unterdessen auch, ob der Nachwuchs der einmaligen Familie einmal selbst Nachwuchs zeugen kann. In einem Zoo kam es bereits einmal zu einer Kreuzung der Arten, die Nachkommen waren unfruchtbar – so wie Mulis, also Kreuzungen von Pferd und Esel, in der Regel auch steril bleiben. 

    Bis man dies feststellen kann, müssen jedoch erst ein paar Jahre vergehen: Störche werden erst mit drei bis fünf Jahren fruchtbar. Bis dahin werden die seltenen Kinder wohl noch einige neugierige Vogelliebhaber nach Lüder locken. 

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