Explosionsgefahr: Toter Wal auf Sylt mit Kettensäge zerlegt

Am 14. Februar wurde auf der Nordseeinsel ein verendeter Pottwal angeschwemmt. Kurzzeitig bestand die Gefahr einer Explosion. Wie es dazu kam und was mittlerweile über das Tier bekannt ist.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 21. Feb. 2025, 13:00 MEZ
Gestrandeter Wal in flachem Wasser.

Der tote Pottwal im Außenhafen von Hörnum vor der Bergung.

Foto von Anne Schacht / LKN.SH

Innerhalb weniger Tage hat sich auf Sylt ein regelrechter Krimi abgespielt: Am Freitag, den 14. Februar, wurde vor der Küste der Nordseeinsel der Kadaver eines verendeten Pottwals gesichtet. In den darauffolgenden Tagen wurde das tote Tier geborgen, mit einer Kettensäge zerlegt und schließlich in mehreren Teilen in ein Labor gebracht. Es musste schnell gehandelt werden – denn zwischenzeitlich stellte der Kadaver sogar eine Gefahr für Menschen dar. 

Warum explodieren Walkadaver?

Der über 14 Meter lange Pottwalbulle war vermutlich schon eine ganze Zeit lang tot, bevor er in das flache Wasser vor der Insel geschwemmt wurde. Zugezogene Expert*innen der Nationalparkverwaltung im Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) ließen ihn am Samstag auf den Strand nahe dem Hörnumer Hafens ziehen. In der Zeit, in der der gestrandete Wal vor Ort untersucht wurde, wurde das Gebiet rundherum großflächig abgesperrt – denn das tote Tier drohte zeitweise zu explodieren. 

Am Rücken aufgeschnittener Pottwal und eine Person, die ihn untersucht.

Der gestrandete Wal wurde bereits am Strand vorläufig untersucht.

Foto von Paarmann/LKN.SH

Zu einer solchen Explosion kann es kommen, wenn die Fäulnisgase, die bei der Verwesung im Walkadaver entstehen, einen zu großen Druck aufbauen. Blut und Innereien können dann ruckartig aus dem Wal gedrückt werden, wobei einzelne Stellen des Kadavers aufplatzen können. Bei dem Pottwal, der vor Sylt gestrandet ist, war das am Rücken bereits geschehen, weitere Explosionen blieben nach der Bergung glücklicherweise aus. 

Zerlegung und Untersuchung des Kadavers

Auch aufgrund von Parasiten- oder Bakterienbefall können verwesende Überreste von Walen für Menschen gefährlich werden, direkten Kontakt sollte man deshalb vermeiden. Die Zerteilung des Sylter Wals wurde darum Expert*innen überlassen, die den Kadaver am Montag und Dienstag nach der Sichtung fachmännisch mit einer Kettensäge, Messern und einer Baggerschaufel zerlegten. Die Walstücke wurden daraufhin von LKWs in die nahegelegene Gemeinde Jagel gebracht, wo die Überreste in den nächsten Tagen und Wochen durch die Tierärztliche Hochschule Hannover wissenschaftlich untersucht werden. Anschließend sollen die Überreste in einer Tierkörperverwertungsanlage, ebenfalls in Jagel, entsorgt werden.

BELIEBT

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    Mensch mit Schutzanzug und Kettensäge steht auf einem Walkadaver.

    Für die Zerteilung des Wales wurde ein Fachfirma hinzugezogen. Die Gefahr, dass es bei der Zerlegung zu einer Walexplosion kommt, ist hoch – vor allem, wenn man unvorsichtig vorgeht.

    Foto von Paarmann/LKN.SH

    Bei der Untersuchung wollen die Forschenden herausfinden, wie alt der Wal genau war und woran er gestorben ist. Bisher gehen Expert*innen von einem Jungtier aus und vermuten, dass Umweltverschmutzung oder eine Störung seines Navigationssystems zu seinem Tod geführt haben könnten.

    Schleswig-Holstein: Immer wieder werden tote Wale angeschwemmt

    Der Sylter Wal ist kein Einzelfall. Schon häufiger sind in der Vergangenheit Wale an den Küsten Schleswig-Holsteins gestrandet. Einer der bekanntesten Vorfälle trug sich im Jahr 2016 zu: Damals wurden ganze 26 Pottwale an der Nordseeküste angeschwemmt, 13 von ihnen in Schleswig-Holstein. Warum sich die Wale dorthin verirrt hatten, ist bis heute unklar. 

    Eine besonders erschreckende Entdeckung bei der damaligen Untersuchung war der viele Plastikmüll in den Mägen der Tiere. Neben einem Kunststoffseil, Kaffeekapseln und Kleinmüll fanden die Forschenden darin auch ein 14 Meter langes Fischernetz.

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