Waldbrände: Ursachen und Gefahren für Mensch, Tier und Planet

Waldbrände können zwar ein wichtiger Bestandteil dieser Ökosysteme sein, arten durch menschliche Eingriffe aber zunehmend aus.

Von Austa Somvichian-Clausen
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:46 MEZ
Feuerwehrmann bei einem Brand in Kalifornien
Ein Feuerwehrmann beobachtet die Flammen, als ein Haus am 9. Oktober 2017 im Weibaugebiet Napa in Kalifornien niederbrennt. Mehrere Brände wüten in der Region.
Foto von Josh Edelson, AFP, Getty Images

Seit Jahrzehnten hatte es keinen so großen Waldbrand mehr in Brandenburg gegeben: Nachdem es Anfang der ersten Juniwoche 2019 zu mehreren Bränden in der Region gekommen war, standen zwischenzeitlich mehr als 800 Hektar Wald in Flammen – das entspricht einer Fläche von mehr als 1.000 Fußballfeldern. Der Landkreis Teltow-Fläming, wo das Feuer auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterborg wütet, hatte gar die Großschadenslage ausgerufen. Dank heftiger Gewitter konnten die Brände größtenteils unter Kontrolle gebracht werden, aber das weiterhin heiße Wetter lässt noch keine Entwarnung zu.

Auch wenn die Waldbrände in Mitteleuropa sich noch nicht mit denen in Kanada und Kalifornien messen können, ist jeder einzelne Flächenbrand ein einschneidendes Ereignis für die Landschaft und ihre Bewohner. Die Ursachen und (mitunter weltweiten) Auswirkungen dieser Naturgewalten werden oft unterschätzt.

Wie kommt es zum Ausbruch?

Laut CNN haben Behörden erklärt, dass im Bundesstaat Kalifornien 95 Prozent aller Waldbrände von Menschen verursacht werden. 

Bisher sind Meteorologen noch nicht in der Lage, Waldbrände vorherzusagen, aber insgesamt müssen drei Faktoren vorhanden sein: Brennmaterial, Sauerstoff und eine Hitzequelle. Neben dem Faktor Mensch können Trockenheit, Dürre und starke Winde ein Rezept für die perfekte Katastrophe darstellen. Dann kann ein Funke zu einem wochen- oder gar monatelang tobenden Feuer werden, das Tausende Hektar Land verschlingt.

Eine andere mögliche Ursache für Waldbrände sind Blitzschläge. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es durch die globale Erwärmung auch zu mehr Blitzen kommt. Seit 1975 haben die Waldbrände, die durch Blitzschläge entstanden, zwischen zwei und fünf Prozent zugenommen.

Galerie: Aufnahmen der gewaltigen Waldbrände Kaliforniens

Waldbrände sind an sich eigentlich gut für gewisse Landschaften, da sie das Unterholz in den Wäldern vernichten und bei manchen Pflanzenarten wie der Banks-Kiefer das Abwerfen von Samen auslösen.

Leider hat die Unterdrückung natürlicher kleiner Feuer dazu beigetragen, dass solche großen Waldbrände wie die derzeitigen nun um sich greifen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts litt das Forstministerium der USA regelrecht an „Pyrophobie“, wie es der Historiker Stephen Pyne ausdrückte – also dem Bestreben, jegliche Waldbrände zu unterdrücken, selbst die nützlichen.

An manchen Orten wird der Weg zu einer sichereren, ökologisch sinnvolleren Beziehung zu Feuer mit geplanten Waldbränden beschritten. Die Feuerwehr konzentriert ihre Bemühungen auf das Löschen von Bränden in besonders gefährdeten Gebieten wie Kommunen, städtische Wassereinzugsgebiete und Mammutbaumwälder. Jenseits dieser Bereiche lernen sie, einige Feuer einfach von selbst ausbrennen zu lassen, wie es die Natur vorgesehen hat.

Langfristige Folgen für den Planeten

Waldbrände können potenziell den ganzen Planeten aufheizen, wie eine Studie der NASA aus dem Jahr 2016 offenbarte. In Ökosystemen wie dem borealen Nadelwald, der mehr Kohlenstoff speichert als alle anderen ländlichen Ökosysteme der Erde, wirken sich die Folgen des Klimawandels mit doppelter Geschwindigkeit aus.

Im Mai 2016 wüteten diverse Feuer in den nördlichen borealen Wäldern Kanadas über Monate hinweg. Sie vernichteten Millionen Hektar Waldland und versengten den nährstoffreichen Waldboden, der als großer Kohlenstoffspeicher dient. Für jedes Grad, um das sich unser Planet erwärmt, benötigt der Wald 15 Prozent mehr Niederschlag, um die Trockenheit zu kompensieren.

BELIEBT

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    Ähnlich wie in Kalifornien glauben Ermittler, dass auch die kanadischen Waldbrände von Menschen verursacht wurden.

    2015 besuchte Barack Obama Alaska, um auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen, und sprach dabei auch von den Hunderten Waldbränden, die in jenem Sommer in dem Bundesstaat gewütet hatten. Zu diesem Zeitpunkt war 2014 noch das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, wurde aber mittlerweile von 2016 abgelöst.

    Auswirkungen auf den Menschen

    Der Rauch aus Waldbränden tötet Schätzungen zufolge weltweit jedes Jahr 339.000 Menschen, die meisten davon in Asien und den Gebieten Afrikas südlich der Sahara. Wenn sich Rauch über bewohnte Gebiete legt, steigen auch Asthmaanfälle um ein Zehnfaches und mehr Menschen kommen in die Notaufnahme oder werden in Krankenhäuser eingewiesen.

    Ein Blick in die Gegend an der Bucht von San Francisco, als Rauchschwaden die Sonne verdecken. Waldbrände aus den Tälern von Santa Rosa und Napa fressen sich durch den US-Bundesstaat Kalifornien.
    Foto von Tayfun Coskun, Anadolu Agency, Getty Images

    Sogenannte Inversionswetterlagen, die in Gegenden wie dem Westen der USA häufig durch Waldbrände ausgelöst werden können, halten den Rauch in den unteren Luftschichten, sodass er eingeatmet wird. Mikroskopisch kleine Teilchen können dann an den Abwehrmechanismen des Körpers vorbeigelangen und in die hintersten Winkel unseres Atemsystems vordringen. Dort kann dann das Blut gerinnen und es bildet sich ein zähflüssiger Schleim. Der Rauch enthält außerdem Kohlendioxid, welches dauerhafte Herzschäden verursachten kann.

    2008 gab es einen großen Torfbrand im Osten von North Carolina. Laut Statistiken gab es infolgedessen 37 Prozent mehr Fälle von Herzversagen in den Notaufnahmen der Region sowie einen 66-prozentigen Anstieg von Patienten mit Atemproblemen direkt nach den verrauchtesten Tagen des Brandes.

    Folgen für Tiere und Pflanzen

    Wildtiere haben oft ein ganz anderes Verhältnis zum Feuer. Manche haben sich damit arrangiert, andere profitieren davon sogar. Einige Tiere sind aber nicht schnell genug, um den Flammen zu entkommen. Junge und kleine Tiere sind besonders gefährdet. Langsame Arten wie Koalas, deren natürlicher Instinkt es ist, einen Baum hinauf zu fliehen, können von den Flammen eingeschlossen werden.

    Für viele natürliche Umgebungen bedeuten Brände aber nicht den Tod, sondern eher einen Wandel, eine Wiedergeburt oder neue Möglichkeiten. Spechte zum Beispiel tun sich an den Borkenkäfern in den toten oder sterbenden Bäumen gütlich und ziehen weiter, wenn es keine Käfer mehr gibt.

    Ein einjähriger Wald hat eine ganz andere Zusammensetzung an Flora und Fauna als ein 40 Jahre alter Wald. Laut der Biologin Patricia Kennedy sind „viele Arten auf diesen Neustart angewiesen“, der durch einen Brand entsteht.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht und am 7. Juli 2019 aktualisiert.

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