Palau verlangt als erstes Land „Öko-Schwur“ von Besuchern

Durch den wachsenden Tourismus hat die Regierung der Inselnation nun ein obligatorisches Gelöbnis für Touristen eingeführt – in Form eines Stempels im Reisepass.

Von Dan Lin
Veröffentlicht am 19. Dez. 2017, 13:56 MEZ

Der Inselstaat Palau hat im Zuge seiner umfassenden Naturschutzbemühungen nun eine Maßnahme ergriffen, die jeden Touristen ganz persönlich betrifft: Alle Besucher müssen bei ihrer Ankunft ein Gelöbnis unterschreiben, das in ihren Reisepass gestempelt wird. Damit versprechen sie, während ihres Aufenthalts die Natur zu achten.

EIN EINZIGARTIGES PARADIES

Die Republik Palau befindet sich im westlichen Pazifik und besteht aus mehreren Inseln, die ebenso schön wie vielfältig sind. Von den Korallenatollen wie Kayangel über die kleinen Rock Islands, die gänzlich aus Kalkstein bestehen, bis zu der magischen Unterwasserwelt des Quallensees können die Besucher Palaus die vielen Gesichter dieses Paradieses bestaunen.

Wie viele andere kleine Inselstaaten ist auch Palau vom Tourismus als treibender Wirtschaftsfaktor abhängig. Jedes Jahr kommen scharenweise Gäste aus aller Welt, um Palau zu erkunden. In den letzten Jahren war die durchschnittliche Zahl der Besucher an den Ufern Palaus fast siebenmal größer als die Einwohnerzahl. Mit dem Anstieg dieser Zahlen kommen aber auch Probleme auf. In der jüngsten Vergangenheit gab es verschiedene Berichte darüber, dass Besucher – hauptsächlich aus Unwissenheit – respektlos mit den natürlichen Ökosystemen der Insel umgingen. (Lesenswert: Eine unbewohnte Koralleninsel hat die größte Mülldichte der Welt)

DER „PALAU PLEDGE“

Der Palau Pledge wird mit einem Stempel in den Reisepass eines jeden Besuchers eingetragen.
Foto von Havas Australia

Am Abend des 7. Dezembers, als ein Routineflug von Guam in Palau landete, durchliefen Touristen und Besucher einen anderen Ankunftsprozess als erwartet. Statt des üblichen Eintrags in ihren Reisepässen erhielten sie ein gestempeltes Gelöbnis, das an ein fünfstrophiges Gedicht erinnerte. Es enthielt diverse Versprechen an die Kinder Palaus. Um das Land betreten zu dürfen, musste jeder die Versprechen unterzeichnen, sich mit Vorsicht zu bewegen, freundlich zu sein und bei seinen Erkundungen des Landes achtsam vorzugehen.

Zusätzlich zu diesem Stempel wird den Besuchern während des Fluges ein obligatorisches Video gezeigt. Darin werden sie über ihre Pflicht aufgeklärt, verantwortungsvoll mit der Natur umzugehen. Bei der Ankunft erhalten sie außerdem eine Liste mit Dingen, die zu tun oder zu unterlassen sind. Um sicherzustellen, dass der Palau Pledge, wie das Gelöbnis heißt, nicht nur auf dem Papier Spuren hinterlässt, hat der Staat diverse Maßnahmen ergriffen, um die Umweltschutzgesetze auch durchzusetzen. Dazu zählen verstärkte Kontrollen und Meldungen.

BELIEBT

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    “Kinder Palaus, ich gelobe als euer Gast, eure schöne und einzigartige Heimatinsel zu erhalten und zu schützen.”

    Der Zweck hinter dieser Initiative ist es vor allem sicherzustellen, dass die Kinder und die Jugend Palaus dieselben unberührten natürlichen Ressourcen erben, die das Land seit Generationen prägen. Vor allem verdeutlicht sie, wie wichtig die Balance zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und dem Naturschutz ist. Der Präsident Tommy Remengesau Jr. ist eine der führenden Stimmen dieser Bewegung der Selbstverpflichtung gegenüber der Umwelt – nicht nur in Palau, sondern weltweit. „Es ist wichtig, dass unsere geschätzten Gäste den Wert verstehen, den unsere natürliche Umgebung und ihre Ressourcen, die uns seit Jahrtausenden versorgen, für uns Einwohner Palaus haben“, sagt er.

    ALTE WEISHEIT FÜR MODERNE ZEITEN

    Ein Grundelement der vielen Naturschutzmaßnahmen Palaus ist das Konzept des bul oder Fangverbots. Das Wort steht für ein System des traditionellen palauischen Ressourcenmanagements, das früher vornehmlich von den Dorfältesten genutzt wurde, um die Fischbestände zu verwalten. Wenn die Dorfbewohner einen Rückgang in der Anzahl der Fische an ihren Küsten beobachteten, erließen sie einen temporären Stopp – oder bul – für jeglichen Fischfang. So konnte sich der Bestand der Meeresbewohner erholen und wieder auffüllen. (Lesenswert: Dieser kleine Inselstaat liefert starke Argumente für den Schutz unserer Meere)

     

     

    Viele Einheimische finden, dass der Palau Pledge ein wichtiger Schritt ist, um die Aufmerksamkeit der Touristen auf den Wert der natürlichen und lebendigen Ressourcen der Nation zu lenken. Etliche hoffen außerdem, dass das Gelöbnis ein Werkzeug sein kann, um die lokalen Gemeinden im Sinne derselben Vision des Naturschutzes zusammenzuschweißen – unabhängig von Generationen, Dorfgrenzen und politischen Agenden.

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