Sechs Abenteurerinnen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen

Diese Frauen umgingen gesellschaftliche Konventionen, um die Welt zu bereisen und große Entdeckungen zu machen.

Von Heather Brady
Veröffentlicht am 12. Apr. 2018, 13:59 MESZ
Ruth Harkness
Die US-amerikanische Salonlöwin und Modedesignerin Ruth Harkness im Jahr 1936. Sie hält das Riesenpandajunge Su-Lin auf dem Schoß, während sie ihm ein Fläschchen gibt.
Foto von University of New Hampshire, Gado, Getty

Lange Zeit waren Abenteuer eher eine Männerdomäne. Obwohl es ein paar weibliche Vorreiter gab, die mit Konventionen brachen und auf eigene Faust loszogen – beispielsweise Marianne North, die die Ehe als „fürchterliches Experiment“ bezeichnete, das Frauen zu Dienstmädchen macht –, wurde es Frauen oft verwehrt, die Welt selbst zu erkunden.

Einige Frauen beschlossen allerdings, das Privileg der Männer zu ihrem Vorteil zu nutzen: Sie taten sich mit ihrem Mann – und in einem Fall mit einem männlichen Arbeitgeber – zusammen, um ein Leben voller Abenteuer zu führen.

Diese starken, cleveren Frauen reisten um die Welt, verkleideten sich manchmal als Männer und setzten ihre Reisen und ihre Arbeit oftmals noch dann fort, wenn die Männer, mit denen sie unterwegs waren, krank wurden und starben.

Katherine Routledge
Die Historikerin und Ethnologin Katherine Routledge
Foto von Paul Fearn, Alamy

Katherine Routledge

Als Katherine Routledge sich in den 1910ern an das British Museum und die Royal Geographic Society wandte, um zur Osterinsel zu reisen, brachte sie ihren Mann William Scoresby Routledge mit. William wurde bereits in den 1880ern in die Royal Geographic Society aufgenommen und hatte ein enges Verhältnis zu dessen Mitgliedern aufgebaut.

Katherine hatte abgesehen von ihrem Geschichtsstudium an der Universität Oxford keine formale Ausbildung, interessierte sich aber für den Ursprung der Moai. Sie wollte die Geheimnisse rund um diese großen Steinstatuen auf der Osterinsel lüften. Mit den Aufzeichnungen eines Gelehrten von Oxford und William an ihrer Seite konnte sie die Society erfolgreich von ihrer Expedition zu der Insel überzeugen. Ihre dortigen Forschungen umfassten die Ausgrabung von Statuen und Gespräche mit den letzten verbleibenden Einheimischen. Letzten Endes wurden Dutzende Statuen ausgegraben und ihre Forschungen wurden nach ihrer Rückkehr veröffentlicht.

Gudridur

Gudridur, die aus isländischen Erzählungen wie der „Grænlendinga saga“ bekannt ist, war eine Entdeckerin, die um das Jahr 1000 herum in Grönland lebte. Ihr Vater hatte sie aus ihrem Heimatland Island dorthin mitgenommen, wo sie den Sohn von Erik dem Roten – dem Gründer Grönlands – heiratete. Zusammen mit ihrem Mann schloss sie sich einer Expedition nach Westen an, um Nordamerika zu erkunden. Nach dem Tod ihres Mannes auf der Rückreise setzte sie ihre Entdeckungsreisen fort, heiratete wieder und verbrachte zwei Jahre damit, Nordamerika mit ihrem neuen Mann zu kolonisieren.

BELIEBT

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    Jeanne Baret
    Die französische Abenteurerin Jeanne Baret
    Foto von Illustration by Universal Images Group, Getty

    Jeanne Baret

    Die auch als Jean Baret bekannte Naturforscherin gab sich als Kammerdiener des französischen Naturalisten Philibert Commerson aus, verkleidete sich als Mann und begleitete ihn 1766 auf eine Schiffsweltreise. Zu jener Zeit waren Frauen an Bord von Marineschiffen verboten, weshalb ihre Verkleidung notwendig war, um sich der Expedition anzuschließen. Die Mannschaft bemerkte die Täuschung letzten Endes. Allerdings waren die Seeleute von ihrer Entschlossenheit so beeindruckt, dass sie beschlossen, sie an Bord zu behalten, bis das Schiff in den Heimathafen einfuhr. Als Commerson während der Reise erkrankte, kümmerte Baret sich um ihn, bis er starb, und setzte ihre Reise dann fort. Sie heiratete einen französischen Soldaten und kehrte nach einem Jahrzehnt der Abwesenheit schließlich nach Frankreich zurück.

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    Ruth Harkness

    Die New Yorker Modedesignerin und Salonlöwin der 1920er und 30er fand durch ihren Mann den Weg in die Welt der Erkundung und des Artenschutzes. Dessen Traum war es, einen Panda in die USA zu bringen. Er verstarb, bevor ihm das gelang, also übernahm Ruth Harkness diese Aufgabe und reiste nach Shanghai, wo sie ihre eigene Pandaexpedition startete. Zwölf vorherige professionelle Expeditionen waren gescheitert, aber 1936 brachte Ruth schließlich einen jungen Panda in die USA – der erste, der außerhalb Chinas lebte. So begann eine neue Ära des Panda-Artenschutzes.

    Delia Akeley

    Delia Akeleys zweiter Mann, Carl Akeley, war der Auslöser für ihre Karriere als Forscherin und Entdeckerin. Er arbeitete für das American Museum of Natural History und später für das Chicago Field Museum als Taxidermist. Das Paar unternahm mehrere Reisen nach Afrika, um Exemplare für Carls Arbeit zu schießen, darunter auch einen großen Elefantenbullen, den Delia erlegte. Auf späteren Expeditionen widmete sie sich jedoch eher ethnografischen Forschungen, lebte einige Monate bei einem Pygmäenstamm, entdeckte einen Fluss und schrieb eine Biografie über einen Primaten, den sie und Carl bei einer Expedition aufgelesen und als Haustier behalten hatten.

    Amelia Earhart
    Porträt der amerikanischen Pilotin Amelia Earhart im Cockpit ihres Flugzeugs, circa 1925.
    Foto von The New York Times Co., Getty

    Amelia Earhart

    Die berühmte Abenteurerin und Pilotin musste sich für ihre Reisen definitiv nicht hinter einem Mann verstecken – allerdings arbeitete sie mit ihrem Ehemann zusammen, der ihr dabei half, ihre Karriere voranzutreiben. Zunächst hatte sich Earhart geweigert, George Putnam zu heiraten, der selbst ein Entdecker war. Nach sechs erfolglosen Anträgen gab sie jedoch nach. Sie rang ihm das Versprechen ab, dass sie sich nach einem Jahr trennen würden, wenn sie nicht glücklich wären, und ließ bei ihrer Trauung die Phrase streichen, dass sie ihrem Ehemann „gehorchen“ würde.

    Ihre Ehe hielt, und Putnam managte Earharts öffentliche Auftritte bis zu ihrem Verschwinden im Jahr 1937. Die zunächst optimistischen Mitteilungen an die Presse wurden mit der Zeit immer weniger, als man weder ihr Flugzeug noch ihren Leichnam fand. Nach ihrem Tod gründete Putnam einen neuen Verlag und kämpfte im Zweiten Weltkrieg.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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