Speisemuscheln schlucken Milliarden von Plastikteilchen

Forscher waren überrascht von der schieren Geschwindigkeit, mit der die Weichtiere das Plastik aufnahmen.

Von Laura Parker
Veröffentlicht am 5. Dez. 2018, 12:24 MEZ
Die Große Pilgermuschel (Pecten maximus) ist eine beliebte Speisemuschel und kann binnen Stunden Milliarden von Plastikpartikeln ...
Die Große Pilgermuschel (Pecten maximus) ist eine beliebte Speisemuschel und kann binnen Stunden Milliarden von Plastikpartikeln absorbieren.
Foto von fotostock/Alamy Stock Photo

Kammmuscheln, die für den Verzehr vor der englischen Küste gefangen werden, können Milliarden winziger Plastikpartikel aufnehmen. Diese wandern dann durch den gesamten Körper der Muschel bis zur Leber, den Muskeln, Kiemen und anderen Organen.

All das passiert binnen sechs Stunden.

Der Befund reiht sich in eine wachsende Zahl von Studien ein, die bestätigen, dass immer mehr Wildtiere Mikroplastik und noch kleinere Plastikteilchen (sogenanntes Nanoplastik) fressen. Nach wie vor bleiben jedoch viele Fragen darüber offen, wie sich der Verzehr dieser Plastikteilchen auf das Nahrungsnetz und die menschliche Gesundheit auswirkt.

Das aktuelle Projekt, das sich mit den Muscheln befasste, bringt in einer Hinsicht aber auch etwas Neues mit an den Tisch: Es soll nicht nur den Verzehr von Plastik untersuchen, sondern auch festhalten, welche Folgen daraus für Tiere entstehen, die mittlerweile regelmäßig Plastik mit ihrer Nahrung aufnehmen. Das Überraschende an den jüngsten Entdeckungen war die schiere Geschwindigkeit, mit der sich die Plastikteilchen im gesamten Organismus verteilen.

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Das Forscherteam stand unter der Leitung der University of Plymouth im Südosten Englands und zählte auch Wissenschaftler aus Schottland und Kanada. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Environmental Science & Technology“ veröffentlicht.

Richard Thompson, der Leiter des internationalen Meeresforschungszentrums der University of Plymouth, bezeichnete die Studie als „bahnbrechend“, sowohl hinsichtlich ihrer Ergebnisse als auch der Methodologie, mit der die Spur der winzigen Partikel nachverfolgt wurde.

„Es ist unerlässlich, die Dynamik der Aufnahme und Ausscheidung von Nanopartikeln sowie ihre Verteilung im Körpergewebe zu verstehen, wenn wir ihre potenzielle Wirkung auf Organismen begreifen wollen“, erklärte er in einer Mitteilung.

Allein an der Oberfläche unserer Meere schwimmen der Studie zufolge schätzungsweise 51 Billionen Mikroplastikteilchen.

Die Studienleiterin Maya Al Sid Cheikh, eine Forscherin an der University of Plymouth, erklärte, dass das Team einen „neuartigen“ Ansatz verfolgt hätte, um die Partikel weiterzuverfolgen, nachdem die Muscheln sie aufgenommen hatten. Im Labor wurden Nanoplastikteilchen mit einer Markierung hergestellt. Im Anschluss wurden die Muscheln in Aquarien gesetzt, deren Nanoplastikkonzentration mit denen der Küstenregionen vergleichbar ist, in denen die Muscheln leben.

Als die Muscheln später wieder in sauberes Wasser gesetzt wurden, verschwanden die kleineren Nanopartikel nach 14 Tagen aus ihrem Körper. Einige größere Partikel waren selbst nach 48 Tagen noch vorhanden. Derzeit ist noch nicht bekannt, welche Folgen eine längerfristige Belastung durch Plastik nach sich zieht und welche Risiken für Menschen entstehen könnten, die Muscheln verzehren.

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