Klimawandel: Immer mehr Unwetter in Deutschland?
Starkniederschläge zählen zu den folgenschwersten Wettererscheinungen. Meteorologen und Umweltorganisationen warnen, das Risiko werde deutlich unterschätzt.
Überflutungen, Erdrutsche, Chaos in weiten Teilen Deutschlands: Tief „Axel“ hat Mitte Mai ganze Arbeit geleistet. Und auch nach den Unwettern scheint keine Ruhe in Sicht. Vielerorts wechseln sich Starkregen und Sonnenschein buchstäblich im Stundentakt ab. Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) müssen wir uns dauerhaft auf solche Szenarien einstellen. Klimaanalysen der letzten 70 Jahre hätten belegt, dass extreme Starkniederschläge in Deutschland zugenommen haben – eine Tendenz, die sich wahrscheinlich fortsetzen werde.
„Die Auswertung von Radardaten zeigt, dass wir bei der Bewertung der Naturgefahr Starkregen in einigen Regionen von einer neuen Gefährdungslage ausgehen müssen“, so Andreas Becker und Tanja Winterrath aus der Abteilung Hydrometeorologie des DWD. Zum Beispiel müsse in Norddeutschland mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit als bisher mit Starkregen gerechnet werden.
Galerie: Land unter in Bayern
Starkregen: Zeichen des Klimawandels
Ein Grund dafür ist laut DWD, dass die Luft bei steigender Temperatur mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Aber auch Änderungen der Zirkulation in der Atmosphäre spielen eine Rolle: Wenn feuchte Luftmassen einströmen, kommt es einerseits regelmäßig zu starken Niederschlägen an den Mittelgebirgen und den Alpen.
Andererseits zieht verhältnismäßig tiefer Luftdruck in der oberen Troposphäre meist eine instabile Schichtung nach sich. So können Gewitterwolken entstehen, die intensiven Starkregen und Hagelschlag mit sich bringen. Hinzukommt eine erhöhte Verweildauer der Wetterlagen: Niederschlagsgebiete ziehen langsamer und lokale Starkniederschläge dauern länger an. Grundsätzlich sieht die Behörde eine Verbindung mit dem Klimawandel.
Umweltorganisationen schlagen in dieselbe Kerbe. Es gebe den klaren Trend, dass Unwetter in Deutschland immer häufiger und früher im Jahr auftreten, sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. Verheerende Starkregen würden zu immer größeren Schäden führen. Das liege ganz klar am Klimawandel. „Die Phänomene, die wir heute sehen, werden sich in Zukunft noch verstärken. Wir sind mittendrin im Klimawandel.“
Klima
Züricher Studie: Bäumepflanzen ist der beste Klimaschutz
Die Aufforstung einer Fläche von der Größe der USA würde den CO2-Gehalt in der Atmosphäre um 25 % reduzieren.
Das Zeitfenster für eine erträgliche Klimazukunft schließt sich
Forscher analysierten Millionen möglicher Szenarien und fanden nur eine Handvoll, die sie als akzeptabel einstuften.
Das erste Opfer des Klimawandels
Im Great Barrier Reef wird eine kleine Insel langsam vom Meer verschluckt – mitsamt ihren Bewohnern.